„Die Chroniken der drei kleinen Helden – Chronik 1: Drachenschmalz“ von Rafael Bienia und Marvin Clifford

Das Kinder-Fantasy-Buch „Chronik 1: Drachenschmalz“ von Rafael Bienia und Marvin Clifford

Als ich neun Jahre alt war, öffnete mein großer Bruder die magischen Welten des Fantasy-Rollenspiels für mich. Mit Dungeons & Dragons lernte ich Würfel zu hassen und das Genre zu lieben. Während meiner Schulzeit frönte ich mit Schulfreunden ganz klassischen Pen-&-Paper-Abenden. Mit viel zu viel Süßzeugs und Knabberkram. Im Studium tauschte ich Wohnzimmertisch gegen Jugendherbergsumgebung. Charakterbogen gegen Latexschwert.

Doch wurde ich träge. Inzwischen zieht mich kaum noch etwas zum Fantasy-Rollenspiel. Bin nach kurzen Ausflügen ins Nordic-LARP quasi langweilig geworden. Immerhin – der Mann blieb dem Hobby treu. Mit ihm erlegen Chef (8) und Vizechef (5) sie regelmäßig das Ultraböse oder entdecken sagenhafte Drachenwelten. Zusammen meisterten sie auch schon das grandiose Kinder-Rollenspiel „So nicht, Schurke!“.

Auf ins Abenteuer

Mein Beitrag zur phantastischen Ausbildung besteht derzeit hauptsächlich darin vorzulesen. So auch das erste Kinderbuch des Zauberfeder Verlages. Der ansonsten für Gewandungshandbücher, historisch und fantastisch inspirierte Kochbücher und natürlich dem LARPzeit-Magazin bekannt ist.

In „Die Chroniken der drei kleinen Helden – Chronik 1: Drachenschmalz“ lernen wir Magierlehrling Allanor Augenglanz, Orkin Grascha da Krascha und Halbelf Leo Langfinger kennen. Allanor soll für seinen Unterricht Zwergenbuchstaben abzeichnen. Doch das ist ihm zu langweilig. Also schlägt er seinen Freunden vor, das alte Bergwerk zu erkunden. Und die sind natürlich Feuer und Flamme.

Dass es nicht dabei bleibt alte Bilder abzuzeichnen, versteht sich von selbst. Genauso, dass es nicht das letzte Abenteuer der drei jungen Helden sein wird.

Ausschnitt einer Seite des Kinder-Fantasy-Buches „Chronik 1: Drachenschmalz“ von Rafael Bienia und Marvin Clifford

Ein außergewöhnliches Buch

Rückentext, des Kinder-Fantasy-Buches „Chronik 1: Drachenschmalz“ von Rafael Bienia und Marvin Clifford

„Drachenschmalz“ ist wahrlich ein außergewöhnliches Buch. Marvin Cliffords drollige Cartoon-Illustrationen veranschaulichen Charaktere und Geschichte wild unterhaltend. Die kurzen Absätze mit Charakter-Icons neben dem Text sollen kleinen Lesern bei der Orientierung helfen.

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„Frag doch mal die Maus: Können Fische pupsen? Die erstaunlichsten Fragen an die Maus.“

Das Sachbuch für Kinder „Frag doch mal die Maus: Können Fische pupsen? Die erstaunlichsten Fragen an die Maus.“ lehnt an einer maroden Ziegelmauer

Für Chef (8) und Vizechef (5) ist und bleibt die Maus unbestrittene Koryphäe, wenn es um die Rätsel der Welt geht. Auch wenn Checker, Bauwagenbewohner und Ah-Sager ihren Horizont erweitern: Meine Jungs bleiben dem orangenen Nager treu. Sowohl in bewegten Bildern als auch auf gedruckten Seiten.

Die Bücher der „Frag doch mal die Maus“-Reihe sind seid Jahren Dauerbrenner. So auch der Band „Können Fische pupsen?“. Der uns „Die erstaunlichsten Fragen an die Maus“ präsentiert. Also wirklich echte Fragen. Von wirklich echten Kindern. An die wirklich echte Sendung mit der Maus gestellt. 😉

In diesem Buch finden wir die Antworten auf 50 clevere Fragen. Mal frech, mal nachdenklich, mal um die Ecke gedacht.

Fragen aus den Bereichen:

  • Körper & Mensch
  • Tiere
  • Natur, Technik & Umwelt
  • Rätsel des Alltags
  • Redewendung
Blick ins Kindersachbuch „Frag doch mal die Maus: Können Fische pupsen? Die erstaunlichsten Fragen an die Maus.“

Dabei finden wir Antworten auf Fragen wie:

  • Warum ist Gähnen ansteckend?
  • Wie schnell ist ein Nieser?
  • Gibt es Vögel, die rückwärts fliegen können?
  • Haben Küken einen Bauchnabel?
  • Kann man auf dem Mond Federball spielen?
  • Kann man beim Schäfchenzählen wirklich schneller einschlafen?
  • Warum packt man seine sieben Sachen?
  • Wieso redet man um den heißen Brei herum?
Rückenansicht des Kindersachbuchs „Frag doch mal die Maus: Können Fische pupsen? Die erstaunlichsten Fragen an die Maus.“

Und noch so viele mehr. Jeweils vier bis sechs Seite widmen sich der Antwort auf eine Frage. Dabei ist der Aufbau immer gleich. Auf der ersten Antwortseite stellt eine Sprechblase die Frage vor. Zusammen mit einer zum Thema passenden Illustration. Und einem stimmungsvollen Einleitungstext. Es folgen die ausführlichen Antworten. Die durchaus textlastig sind. Aber auch immer durch faszinierende Bilder, lustige Mausillustrationen und erklärende Grafiken aufgelockert werden.

Im abschließenden „Mausschlau“-Kasten verrät die Maus dann noch überraschende Schlauberger-Fakten. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass der Puma den Weltrekord im Weitsprung hält? Oder das Heringe im Pazifischen Ozean größere Plauderfische sind als ihre Verwandten im Atlantik?

Blick ins Kindersachbuch „Frag doch mal die Maus: Können Fische pupsen? Die erstaunlichsten Fragen an die Maus.“


Nachhaltig beeindruck hat mich das Kapitel zur Gebärdensprache. In dem zwei Kinder uns in Fotostrecken einige Worte beibringen. Im Berliner Gebärdensprachendialekt. Was auch die Frage beantwortet, ob überall auf der Welt die gleiche Gebärdensprache verwendet wird. 😊

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„Das Vermächtnis der Vier“ von Christopher Tefert

Das Fantasy-Epos „Das Vermächtnis der Vier“ von Christopher Tefert lehnt an einer Backsteinwand. Vor dem Taschenbuch steht ein orangener Spielzeigdrache

Als Oni die ehrfurchtgebietende Stadt Windemere betritt, ahnt er nicht welch Abenteuer vor ihm liegen. Welch Gefahren. Welch lebensverändernden Begegnungen und Erkenntnisse. Er will doch nur seine Schafe verkaufen. Und seine Schwester retten.

Die wird beschuldigt Magie zu beherrschen. Was streng verboten ist. Im Namen der Götter. Deren Gesetze Priester und König scharf durchsetzen. Deren Regeln auch für Oni heilig sind. Doch muss der rechtschaffene Junge schnell einsehen, dass Recht und Gesetz nicht unbedingt die selbe Bedeutung haben. Dass die Welt viel komplizierter ist, als sie ihm in seinem beschaulichen Heimatdorf erschien. Und dass es nicht seine Schwester ist, die Magie wirken kann.

Das Abenteuer beginnt

Schon bald bringen Onis intuitiv angewandte Fähigkeiten ihn in Gefahr. Doch mit seinem guten Herzen gewinnt er genauso schnell Verbündete. Die ihn vor dem Tod bewahren. Wenn auch nicht vor dem Kerker. In dem er viele Monde ausharrt. Von allen vergessen. Bis ihn Prinzessin Trisha aus dem Loch befreit. Weil sie seine Hilfe braucht. Um einen Schwur zu erfüllen, den sie einem uralten Wesen gab.

Ja, und dann beginnt das Abenteuer eigentlich erst. Die beiden Helden bezwingen ihre Ängste. Erforschen ihre Kräfte. Treffen machtvolle Freunde und mächtige Feinde. Lernen sich zu vertrauen. Und lieben.

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„Leben im Lauf der Zeit: Die Entwicklung des Lebens auf der Erde“ von John Woodward

Das Sachbuch für KInder „Leben im Lauf der Zeit: Die Entwicklung des Lebens auf der Erde“ von John Woodward

Könnt Ihr Euch vorstellen, dass sich alles Leben auf unserer Erde aus mikroskopisch kleinen Einzellern entwickelt haben? Also, ich finde diese Vorstellung immer wieder faszinierend. Genauso wie meine Kinder. Deswegen gingen wir sehr gespannt auf Entdeckertour. Mit dem Sachbilderbuch „Leben im Lauf der Zeit: Die Entwicklung des Lebens auf der Erde“. Das auf 14 großflächigen Bildern die Evolution terrestrischen Lebens zeigt.

Im Sachbuch für Kinder ab acht Jahren begegnen wir Wesen, die uns an Aliens erinnern. Wesen die winzig waren und über deren Lebensweise wenig bekannt ist. Wir schwimmen auf den Seiten dieses Kindersachbuches durch äonenaltes Wasser. Zwischen diesen außerirdisch anmutenden Wesen.

Die Rückseite des Kindersachbuchs „Leben im Lauf der Zeit: Die Entwicklung des Lebens auf der Erde“ von John Woodward

Wie jung wir Menschen doch sind

Wir gleiten neben seltsamen Fischen durchs Meer. Und stapfen durch einen Urwald voller Krabbelviecher, Amphibien und Reptilien. Die sehen ihren Nachkommen von heute schon sehr ähnlich. Und natürlich beobachten wir Dinosaurier. An Land, im Wasser und in der Luft. Entdecken erste Säugetiere. Auch als Vormenschen den aufrechten Gang entdeckten, sind wir dabei. Vor 3,7 Millionen Jahren erst war das.

Das fühlt sich plötzlich gar nicht mehr so lange her an. Dennoch kommen uns viele der Tiere nur wage bekannt vor. Wir streifen mit einem gigantischen Bodenfaultier und Säbelzahntiger durch die Steppe. Und mit Riesenwaran und Beutelwolf durch den Busch. Die letzte Doppelseite widmet sich den Anfängen des Ackerbaus. Vor erst 9000 Jahren.

Ein Ausschnitt einer Innenseite des Bildersachbuches „Leben im Lauf der Zeit: Die Entwicklung des Lebens auf der Erde“ von John Woodward
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„Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“ von Gemma Merino

Das Bilderbuch „Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“ von Gemma Merino lehnt an einer Backsteinmauer und wird umgeben von einem Drachenkuscheltier und einem Krokodilkuscheltier

„Es war einmal ein kleines Drachenmädchen.
Und dieses Drachenmädchen mochte kein Feuer.“

Trotzdem will sie lernen Feuer zu speien. Versucht es so sehr. Will ihren Papa glücklich machen. Aber es klappt einfach nicht. Auch das Fliegen will ihr nicht gelingen. Und – oje – bei einem waghalsigen Versuch stürzt sie ins Wasser. Dabei hat Papa Drache seine Kinder strengstens vor dem Wasser gewarnt:

„Geht NIE, NIEMALS ins Wasser. Es ist kalt, es ist nass, und es ist FÜRCHTERLICH.“

Jedoch… das kleine Drachenmädchen findet es ganz und gar nicht fürchterlich. Sie fühlt sich wohl. Entdeckt im Wasser flügellose Drachen. Will mit ihnen spielen. Doch da fischt der alte Drache seine Tochter schon aus dem Nass. Auweia! Das gibt Ärger! Oder nicht?!

Ganz im Gegenteil. Denn Papa Drache hat erkannt, was wirklich in seiner Tochter steckt. Dass sie gar kein Drache ist. Dass sie andere Stärken hat. Und das ist für ihn absolut in Ordnung. Denn:

„Du bist meine wundervolle Krokodiltochter, und ich liebe Dich so wie du bist.“

Familie ist mehr als Blutsverwandtschaft

Das Bilderbuch „Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“ von Gemma Merino

„Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“ ist ein wundervolles, achtsam erzähltes Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren. Mit knuffigen Bildern und einfachen Sätzen vermittelt Gemma Merino, dass es ok ist anders zu sein. Das Familie mehr ist, als Blutsverwandtschaft. Dass es sich lohnt, ins kalte Wasser zu springen und sich auszuprobieren.

Was bangte der Vizechef (5) mit dem kleinen Drachenkind, als es von Papa aus dem Wasser gezogen wurde. Fürchtete ein Donnerwetter. Und was freute er sich, als der Vater nicht schimpfte. Als er Verständnis hatte. Sein Kind unterstützte und einfach lieb hatte.

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„Checker Tobi – Der große Gefühle-Check: Freude, Wut, Traurigkeit – Das check ich für euch!“

Für junge Forscher und Entdecker ist Checker Tobi schon lange eine feste Größe. Seit letztem Jahr gibt es das pfiffige TV-Kinderwissensformat als Sachbuch-Adaption. Natürlich mit dem sympathischen Moderator Tobi.

„Checker Tobi - Der große Gefühle-Check: Freude, Wut, Traurigkeit – Das check ich für euch!“

Diesmal unterstützt Roboterdame Roberta den wissbegierigen Checker. Zusammen erforschen Sie im ersten Band der Sachbuchreihe Gefühle. Dafür müssen sie erstmal klären, worum es überhaupt geht. Was ist der Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen. Was haben Hormone damit zu tun. Warum sind Gefühle für uns wichtig? Darauf antwortet das Buch direkt zu Anfang.

Dann gehen wir den sechs Basisemotionen auf den Grund. Also die sechs, auf die sich alle Wissenschaftler*innen einigen können: Wut, Ekel, Freude, Traurigkeit, Angst und Überraschung. Und natürlich werfen wir einen Blick auf die Liebe. Denn auch wenn sie nicht zu den unstreitigen Basisemotionen gehört: Was wäre unser Leben ohne die Liebe? 😊

Steckt voller Schlauberger-Wissen

Genau wie in der Fernsehsendung kommen Fachleute zu Wort. Geht Checker Tobi der Sache auf den Grund. Dabei spart nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. „Der große Gefühle-Check“ steckt voller Schlauberger-Wissen. Dennoch ist es herrlich kindgerecht gestaltet:

  • Textblöcke, die nicht überfordern
  • Comic-Elemente
  • Viele Fotos
  • Witzige Illustrationen
  • Anschauliche Emotionsgrimassen von Tobi
  • Vorschläge für Spiele, Experimente, Rezepte, Bewältigungsstrategien
  • Lebensnahe Beispiele (z.B. vom Sprungturm im Schwimmbad)
  • Und überraschende Einblicke (z.B. in den Zaubertrick eines Illusionisten)

Ganz großartig finde ich, dass das Kindersachbuch für Kids ab acht Jahren bei aller Lebendigkeit und Zielgruppengerechtigkeit nie kindisch oder albern wirkt. Die Kinder werden ernst genommen. Die Checker trauen den Kids zu, mit Sachwissen umzugehen.

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„Mein Bruder“ von Jamaica Kincaid

1996 stirbt ihr jüngerer Bruder an Aids. Ihre mannigfaltigen, widerstreitenden Gefühle verarbeitet die Schriftstellerin Jamaica Kincaid in dieser autobiographischen Erzählung.

„Mein Bruder“ von Jamaica Kincaid

Dabei reist sie weit. In ihre Vergangenheit – zurück in ihre antiguanische Kindheit. Aber auch geografisch. Weil sie ihren Bruder besucht. Sich kümmert. Sich ihrer Familie stellt. Berichtet in einem Atemzug von ihrer Mutter. Ihrem Stiefvater. Ihren Brüdern. Den Widrigkeiten. All dem, was sie forttrieb. Doch losgelassen scheint sie nicht zu haben.

Ihr Bruder war drei Jahre alt, als sie als Au-pair Antigua verließ. In den USA ihr Glück suchte. Der Kontakt zu ihrer Familie bleibt fortan oberflächlich. Bricht fast ganz. Doch als sie 20 Jahre später erfährt, dass ihr Bruder im Krankenhaus liegt, bricht sie auf. Zu ihm. In ihre Vergangenheit. Zurück in ihre damals empfundene Hoffnungslosigkeit und Unverständnis. Erforscht sich. Und ihren Blick auf empfundenen Hass. Entdeckt Liebe.

„Meine Mutter liebt ihre Kinder, ich möchte sagen, auf ihre Art! Und das stimmt ganz und gar, sie liebt uns auf ihre Art. Es ist ihre Art. Es ist ihr niemals in den Sinn gekommen, das ihre Art, uns zu lieben, vielleicht nicht die allerbeste für uns sein könnte. .. Und wie hätte es ihr in den Sinn kommen können? Vielleicht ist jede Liebe egoistisch?“ (Seite 21)

Analysierend, sezierend, hypnotisch

Rückenansicht des Buches „Mein Bruder“ von Jamaica Kincaid

Kincaid setzt sich mit dem Land aus dem sie stammt auseinander. Mit den gesellschaftlichen Absurditäten. Grausamkeiten. Sie analysiert und seziert. Faszinierend ehrlich. Dabei wiederholt sie sich. Mäandert durch Zeit und Raum. Verliert sich in ihren Gedanken. Erzählt ihre Geschichte wie in Trance. Wie auf der Therapie-Couch diktiert.

Das wirkte fast hypnotisch auf mich. Voyeuristisch spähte ich durch die Gardienen in Kincaids Innerstes. Doch fiel es mit enorm schwer, mich auf ihren Singsang einzulassen. Ellenlange Schachtelsätze ermüden mich. Ständige Wiederholungen rauben mir den Nerv. Auch wenn ich die Kunst wertschätze. Mit Kindkaids Stil wurde ich nicht warm.

Sehr persönlich

Dennoch bereue ich es kein Stück, mich ihrem Werk gestellt zu haben. Es forderte mich heraus. Zeigt mir eine Ecke der Welt, die ich bisher nicht kannte. Gerne schaute ich durch die Augen dieser beeindruckenden Autorin. Die einen so scharfen Blick auf ihr Herkunftsland wirft. Aber auch auf ihre Wahlheimat.

Sowieso auf die Menschen. Egal welcher Herkunft und Hautfarbe. Ihre Worte wirken bisweilen böse. Verbittert. Bei mir siegte jedoch der Eindruck umfassender Offenheit. Ehrlichkeit. Es ist ein sehr persönliches Buch. Und damit beeindruckte es mich sehr.

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„Ich entdecke: Die Farben“ von Julie Mercier

Schiebe-Elemente und Klappen sind bei den Kids immer der Renner. Dieses Bilderbuch für Kinder ab zwei Jahren setzt sie besonders schön um.

Das Pappbilderbuch „Ich entdeck: Die Farben“ von Julie Mercier auf einem silberglänzenden Untergrund

Schon die Titelseite des Mitmachbuches der Reihe „Ich entdecke“ überzeugt. Denn mit leichtem Schieben verwandelt sich der blaue Himmel in einen bunten Regenbogen. Spielend leicht. Das schaffen selbst die gröbsten Patschhändchen. Auch schon Kleinkinder, die noch keine 24 Monate alt sind.

Blau, Gelb, Grün und Rot – „Die Farben“ widmet jeder Farbe eine Doppelseite. „Am Meer ist vieles blau.“ „Auf dem Land ist vieles gelb“, im Wald grün und im Garten rot. Wie geschmiert bewegt sich das Rädchen, welches die Delfine aus dem Wasser springen lässt. Ein leichter Schubs genügt, um die Zitrone zu halbieren. Und zack – wachsen am Baum viele grüne Blätter. Oder rote Äpfel.

Farben und Worte

Die Rückseite des Pappbilderbuches „Ich entdeck: Die Farben“ von Julie Mercier

Auf der letzten Doppelseite warten Klappen mit Fragen auf aufmerksame Neugiersnasen. Welches blaue Tier springt über die Wellen? Welche roten Früchte wachsen am Apfelbaum? Unter den Klappen finden die kleinen Entdecker die Antworten als Bild und Wort. So lernen sie nicht nur Farben. Dem ein oder anderen Vorschulkind hilft dieses Bilderbuch so bestimmt auch dabei, erste Wörter zu zuordnen und zu lesen.

Die Illustrationen sind putzig und übersichtlich. Die Menge an Worten, Tieren und Pflanzen ist genau richtig. Die Farben deutlich, aber nicht knallig. Die Mitmach-Elemente fordern die Feinmotorik, die Beschriftungen den Wortschatz.

Ich finde: Hier passt alles. 😊

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Die Drachenmeister-Reihe von Tracey West – Achtung! Diese Bücher machen süchtig!

Die ersten drei Bänder der Drachenmeister-Reihe von Tracey West

Anfang des Jahres fing es an. Erst berichtete der Chef (8) betrübt, dass eine gute Freundin gesagt hätte: „Die Drachenzähmendrachen sind langweilig, die Drachenmeisterdrachen sind viel cooler!“

Dann lag mir mein Drittklässler mit den Drachenmeistern in den Ohren. Von denen ich „Kinderbuchexpertin“ bislang nichts gehört hatte. Ein Missstand, den ich schnell ändern musste. So zogen die ersten drei Bände der Lesestarter-Reihe bei uns ein.

Vom Zwiebelbauern zum Drachenmeister

Erst einmal lernen wir im ersten Band Drake kennen. Reisen mit dem achtjährigen Zwiebelbauern ins Königsschloss. Dort soll er unter den Fittischen des Zauberers Griffith ein Drachenmeister werden. Denn: Der Drachenstein hat ihn auserwählt.

In der Königsburg wartet schon ein Drache auf Drake. Genauso wie die Drachenreiter*innen Rori, Bo und Ana. Welche ebenfalls vom Drachenstein auserwählt wurden. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten, raufen sich die Kinder zusammen. Und entdecken die machtvolle Kraft von Drakes Erddrachen Wurm.

Gemeinsam gegen dunkel Machenschaften

Im zweiten Band stehen Ana und ihr Sonnendrache Kepri im Mittelpunkt. Nachdem ein böser Zauber die Drachendame traf, geht es ihr immer schlechter. Um sie zu heilen, versuchen die Freunde alles.

Ein Hinweis führt sie in Anas Heimat. Und dem Monddrachen-Zwilling ihres Drachen. Sie gewinnen einen neuen Freund. Allerdings wird immer deutlicher, dass sie einen mächtigen Feind haben.

Im dritten Band lernen wir Drachenmeister Bo und seinen Wasserdrachen Shu näher kennen. In ihrer Heimat gehen seltsame Dinge vor. Der eigentlich freundliche Kaiser hält Bos Familie gefangen. Warum? Die Freunde helfen natürlich. Gemeinsam gehen sie der Sache auf den Grund.

Der Chef liest in Rekordgeschwindigkeit

Jedes Buch ist eine kompakte, mehr oder weniger abgeschlossene Episode. Die ihren Fokus jeweils auf einen anderen Drachenmeister und seinen Drachen legt. Als verschworene Gemeinschaft meistern die Drachenmeisterkinder Gefahren und Unsicherheiten. Wachsen im Kampf gegen einen mysteriösen bösen Zauberer über sich hinaus. Und haben in Zauberer Griffith und seinem Kollegen Diego weise Verbündete.

Der Chef verschlang diese ersten drei Bände in absoluter Rekordgeschwindigkeit. Dienstagabend überreichte ich ihm die Bücher. Donnerstagfrüh war er durch. Trotz Schule und Nachmittagsaktivitäten. Ich war beeindruckt!

Hochansteckend: Das Drachenmeisterfieber

Die ersten drei „Drachenmeister“-Bände von Tracey West
  • Einfache Sprache
  • Sehr viel wörtliche Rede
  • Große Schrift
  • Übersichtliche Textpassagen
  • Kurze Kapitel
  • Und viele, viele Bilder auf jeder Seite

-> Die Drachenmeister eignen sich perfekt für fortgeschrittene Erstleser. Die Story ufert nicht aus. Bleibt übersichtlich. Dennoch ist es für die Kinder spannend. Können sie nicht aufhören.

Das Drachenmeisterfieber erfasste inzwischen große Teile der Klasse meines Drittklässlers. Er selbst inhalierte gerade den siebten Band und würde wahrscheinlich alle Bände hintereinander weg lesen, wenn sie ihm verfügbar wären.

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„Beate und Serge Klarsfeld: Die Nazijäger“ von Pascal Bresson und Sylvain Dorange

Die deutsch-französische Journalistin Beate Klarsfeld schrieb Geschichte. Und ich wusste nichts davon. Nun füllte diese beeindruckende, biografische Graphic Novel dicke Lücken meiner Allgemeinbildung. Und das auf mitreißende Weise.

Das Comic-Buch: „Beate und Serge Klarsfeld: Die Nazijäger“ von Pascal Bresson und Sylvain Dorange vor einer kaputten Mauer

Es beginnt mit einer Ohrfeige. Am Bundesparteitag der CDU im Jahre 1968. Einer Ohrfeige für Bundeskanzler Kurt Kiesinger. Durch welche Beate Klarsfeld schlagartig berühmt wurde. Aber natürlich beginnt es nicht wirklich mit dieser Ohrfeige.

Es beginnt, als Beate Künzel ihren Mann kennenlernt. Die Berlinerin nabelt sich als Au-pair in Paris von ihren Eltern ab. Da spricht sie an der Metro-Station ein Mann an. Ihr zukünftiger Ehemann: Der Holocaust-Überlebende Serge Klarsfeld.

Die beiden widmen ihr Leben der Aufklärung von Naziverbrechen. Sie prangern an, dass Nazis weiterhin Machtpositionen inne haben. Und spüren zahlreiche NS-Verbrecher auf. Unter anderem den „Schlächter von Lyon“ Klaus Barbie.

Welch imposantes Leben!

Rückseite der Graphic Novel: „Beate und Serge Klarsfeld: Die Nazijäger“ von Pascal Bresson und Sylvain Dorange

Ein biografisches Comic – das war für mich neu. Zwar liebte ich Comics seit meiner Kindheit. Doch waren es die Marvel-Mutanten um Professor X, die mein Herz in den späten 1980ern höher schlagen ließen. Später lernte ich grenzwertige Helden wie Lobo kennen. Ließ mich von Gaimans Sandman überwältigen. Aber Geschichte? Damit tat ich mich in der Schule schwer. Dass mich mal ein Comic begeistern würde, welches auf historischen Begebenheiten beruht, das hätte ich nicht für möglich gehalten.

Doch die fein gescriptete Graphic Novel überzeugt auf ganzer Linie. Die Geschichte dieses bemerkenswerten Ehepaares reißt mit. Durch die berühmte Ohrfeige gelingt ein spannungsgeladener Einstieg. In schwarz-weiß Rückblenden sind wir dabei, wenn sich die Protagonisten kennenlernen. Die Ohrfeige planen. Begleiten sie fortan in durch die Jahrzehnte bei ihrer Berufung. Dabei, wie sie Verbrecher jagen und vor Gericht bringen. Erfahren soviel über Geschichte und Politik. Auf eine wirklich spannende Art und Weise. Absolut lesenswert!

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