„Sehr geehrte Miss Zita Bridgeborn. …Ich habe Grund zu der Annahme, dass Sie die Alleinerbin von Blackbird Castle sowie dem Umgebenden Anwesen sind, einschließlich aller Gelder, Konten, Ländereien und Besitztümer, die dazu gehören.“
Das kann Dienstmädchen Zita kaum glauben. Dennoch packt sie ihre wenigen Sachen und macht sich auf den Weg nach Blackbird Castle. Wo sie schnell herausfindet, dass sie nicht nur das Anwesen mit allem Drum und Dran erben, sondern – vor allem – eine Hexe sein soll. Wenn sie denn wirklich die verloren geglaubte Tochter der letzten Hexe des Hauses ist.
Was Zita selbst am wenigsten glauben kann. Doch die Bediensteten Minnifer und Bram sowie zahlreiche gute Geister des Schlosses helfen der Zwölfjährigen ihr wahres Potenzial zu entfalten. Und das gegen Widerstände, Intrigen und dunklen Familiengeheimnisse.
„Aber ich bin noch neu hier und weiß kaum etwas darüber, wie es ist, eine Hexe zu sein.“ „Entschuldige mal“, sagte er. „Und wie glaubst du, wirst du das lernen? Indem du so tust als ob, natürlich. Und indem du es so überzeugend tust, dass du dich selbst und alle anderen dazu bringt, es zu glauben. Denn am Ende tun wir doch alle nur so, als wären wir das, wofür und die Leute halten…“
Nachdem Agnes Vater Knall auf Fall mit seiner neuen Freundin nach Ungarn auswanderte, zog sie mit ihrer Mutter ins pittoreske Harmala. Fort aus Helsinki. Wo es weder eine bezahlbare Wohnung noch einen Job für ihre Mutter gab.
Die neue Umgebung, der nahende Schulstart in einer fremden Klasse, der Ärger über ihren Vater – das ist alles was viel. Doch dann entdeckt Agnes auf dem Dorffriedhof ein Grabstein auf dem ihr Name steht. Naja, zumindest fast. Und nachts träumt sie Träume, die sich sehr echt anfühlen. Ebenfalls von einem Mädchen, das ihren Namen trägt. Was hat das alles zu bedeuten?
Mit ihrem neuen Freund Muffin geht sie dem Rätsel auf den Grund. Zusammen entdecken nicht nur eine alte, verlassene Vila und deren bewegte Vergangenheit. Sondern noch weit Erstaunlichereres!
Voller mystischer Traummagie
„Agnes und der Traumschlüssel“ ist ein leichtes, modernes Märchen. Voller mystischer Traummagie. Mit einer sympathischen Protagonistin und ihrem liebenswerten Sidekick. Leser*innen ab zehn Jahren verbringen mit der luftigen Sommerlektüre zauberhafte Lesestunden in Finnland. Wo die Grenze zwischen den Welten bekanntlich sehr durchlässig ist.
Verschusselt, tollpatschig und ein absoluter Geister-Fan – das ist Victor Flec. Vor einem halben Jahr zog er in die Stadt. Und kann sein Glück noch immer kaum fassen. Denn hier liegt das größte Ghostend weltweit. Dabei gibt es nur sechs Geisterviertel überhaupt. Und es kommt noch besser: Victor darf sogar für einen Geist arbeiten. Darf für den gewitzten Geistergreis Albert Botengänge zwischen den Wesen machen, welche vor über 50 Jahren aus der Lücke kamen. Niemand weiß weshalb oder woher. Fest steht, dass sie aus unterschiedlichsten Zeiten und den verschiedensten Regionen stammen.
Als Vic während einer seiner Botengänge für Albert im Ghostend mit dem Gangster-Boss Lex Cordicio zusammenstößt, bringt das sein Leben ganz schön durcheinander. Zusammen mit seiner Freundin Ciel Moon steckt er bald bis über beide Ohren in Problemen.
Ungeheuer reizvolles Szenario
Anfang des Jahre wählte der Chef (9) „Victor Flec“ endlich als Vorlesebuch für uns zwei. Zu meiner Freude. Denn ich war schon lange sehr gespannt auf diese ganz besondere Geistergeschichte.
In der die Geister eigentlich ganz normale Menschen sind. Mit Handicaps. Wir uns an sie gewöhnt haben. Auch wenn sie noch immer nicht als gleichwertig akzeptiert werden. Die leidliche Angst vor dem Anderen ein Miteinander behindert. Das Szenario fand ich ungeheuer reizvoll.
Mitreißende Truppe voller Gegensätze
Nachdem wir in die Geschichte eingestiegen waren, gab es für meinen Großen kein Halten mehr. Auch ihn faszinierte das Setting sehr. Zusätzlich fühlte er sich zwischen den Charakteren sehr wohl. Der tollpatschige Victor brachte uns mit seinen Missgeschicken regelmäßig zum Lachen. Er ist ganz klar Sympathieträger und unser Favorit. Was auch an seiner Gabe liegt, spezielle Gegenstände aufzuspüren. Sogenannte Wandelinge. Die besondere Fähigkeiten besitzen.
Doch auch den Rest der Truppe mochten wir. Die mutige, clevere Ciel Moon. Die als Menschenkind zwischen Geistern aufwuchs. Genauso wie das gewiefte Geistermädchen Nunzia. Dagegen hatte es Mafia-Nachwuchs Nemo schwer den Chef von sich zu überzeugen. Allerdings war mein Viertklässler flotter auf seiner Seite, als seine Protagonisten-Kollegen. 😉
Eines meiner absoluten Lieblingsbücher der letzten Jahre erschien vor wenigen Wochen als Taschenbuch. Grund genug, es Euch noch einmal ans Herz zu legen: „Emilia und der Junge aus dem Meer“.
Das Romandebüt der niederländischen Illustratorin Annet Schaap ist ein herzerwärmendes modernes Märchen. Düster funkelnd und unglaublich atmosphärisch. Mit feiner Sprache, perfektem Spannungsaufbau und vielschichtigen Charakteren.
Und das ist die Geschichte:
Jeden Abend entfacht Lämpchen das Feuer im Leuchtturm. Und jeden Morgen löscht sie es. Doch versunken in ihre Träumereien passiert es – sie versäumt es neue Streichhölzer zu besorgen. Durch das aufziehende Unwetter eilt sie über die schmale Landzunge ins Dorf. Besorgt die Schwefelhölzer. Aber der Sturm tost schon über die Küste. Viel zu stark für das kleine Mädchen. Fast ertrinkt sie. Ein Wunder, dass sie überlebt. Aber die Streichhölzer sind verloren! Der Turm bleibt dunkel. Ein Schiff zerschellt.
Der trunksüchtige, einbeinige Leuchtturmwärter ist der perfekte Sündenbock. Seine Tochter und er sollen für den Schaden aufkommen. Sieben Jahre lang müssen sie ihre Schuld abarbeiten. Der Wärter wird im Leuchtturm eingesperrt. Lämpchen dagegen soll im Schwarzen Haus über dem Meer schuften. Dort, wo ein Monster lebt…
Ja, es gibt Monster in diesem Buch
Ach, was liebte ich Lämpchen. Dieses freundliche, mutige, hinter die Dinge blickende, starke Mädchen. Dessen Mutter viel zu früh starb. Das ihren Vater so bedingungslos liebt. Wie Kinder das nun mal tun. Obwohl er ein wortkarger, trübseliger Trunkenbold ist. Dem hin und wieder die Hand ausrutscht. Lämpchen könnte verbittert sein. Doch sie sieht das Schöne in allem. In jedem.
„Emilia und der Junge aus dem Meer“ erzählt von fehlenden Müttern und überforderten Vätern. Von Kindern, die ihre Eltern schmerzhaft lieben. Ihnen gefallen wollen. Von großen Ängsten und gewagten Entscheidungen. Vom Anderssein. Und vom Dazugehören.
Eigentlich will Etzel nur Heilkräuter für Meister Graufels suchen. Denn der hustet und fiebert und braucht ganz dringend Medizin. Doch dann reißt ihn ein Schrei aus seiner Konzentration. Ruft jemand um Hilfe. Und Etzel hilft.
Ok, sein Zauber tut mal wieder nicht so ganz, was er soll. Aber immerhin, er schlägt die Räuber in die Flucht. Zwar schafft es der königliche Bote nicht mehr lebend zum Herzog nach Burg Helmfest. Wohl aber der Brief der Königin.
Sie sei schwer krank und bedürfe der Heilkunst von Meister Graufels. Aber der alte Zauberer ist selber krank. Also muss sein Lehrling einspringen. Und so findet sich Etzel plötzlich auf einer geheimen und gefährlichen Mission. Denn sehr wahrscheinlich wurde die Königin vergiftet.
Mit einer Arznei und dem Pferd des Boten bricht Etzel auf. Zu einem Abenteuer, dass er nie für möglich gehalten hätte.
Heldenreise und Pferdebuch
Auf seiner Heldenreise begegnet Etzel bald Gisa von Sturm. Die praktisch veranlagte Knappin rettet dem weltfremden Zauberlehrling ein ums andere Mal den Kopf. Auch sie ist auf dem Weg zur Königin. Um für ihr Recht zu kämpfen Ritterin zu werden. Das dürfen bisher nämlich nur Männer.
Gemeinsam mit Ehrenwert – dem sehr schlauen Pferd des königlichen Boten – kämpft sich das ungleiche Gespann zur Hauptstadt. Und weiter. Immer wieder fragen sie sich: Wer kann uns helfen? Wem kann man trauen? Und wer steckt hinter der ganzen Sache?
Abenteuer, Zauber und wahre Freundschaft
„Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche“ ist eine epische Mischung aus spannungsgeladenem Abenteuer, fantastischem Zauber und wahrer Freundschaft. In seinem Fantasy-Roman für Menschen ab zehn Jahren erschafft Gregor Wolf eine atmosphärisch dichte Märchenwelt. Mit detailliert-lebendigen Landschaftsbeschreibungen zieht er uns in Nahferns Wälder und Felder. Macht uns zu Verbündeten. Zu Freunden.
Was lieben wir dieses Buch! Der Chef (9) und ich bekamen nicht genug. Zumindest einer von uns fand deswegen mehr als einmal zu spät in den Schlaf. Denn so wie mein Viertklässler immer weiter zuhören wollte, so wollte ich nicht aufhören vorzulesen. Das Abenteuermärchen hielt uns bis zur letzten Seite in seinem Bann. Und als auch die gelesen war, saß mein Sohn breit grinsend neben mir und verlangte vehement einen zweiten Band. Es gibt noch viel zu erzählen!
Im April fragte mich eine Autorin aus Oberösterreich, ob ich nicht Lust hätte ihren Kinderkrimi zu lesen. Nach kurzer Recherche war meine Neugier geweckt. Wenige Tage später hielt ich das Buch in den Händen. Und was bin ich froh, ihm eine Chance gegeben zu haben!
Eigentlich ist alles sehr beschaulich in Kleinrübling. Und eigentlich beginnen Paulas Sommerferien echt gut. Etwas doof ist es schon, dass ihre beste Freundin in der Ferne weilt. Aber auf der Jagd nach dem perfekten Foto für den örtlichen Fotowettbewerb vergeht die Zeit im Fluge. Und dann rettet sie mit ihrem Vater auch noch einen Wellensittich aus des Nachbars Garten. Paula genießt den Sommer.
Wenn da nur nicht ihre garstige Tante Violetta wäre. Welche dem Mädchen Mathenachhilfe gibt. Paula regelmäßig ihre überdüngten und Insektizid verseuchten Tomaten aufnötigt. Galle spuckend nicht nur das Familienklima vergiftet. Deren Geschichte als Dorfdrachen weit in der Vergangenheit wurzelt.
So bekommt die friedliche Dorfidylle bald Risse. Als auf die Villa der Tante ein Anschlag verübt wird, ist für die Polizei schnell klar: Die Nichte wars. Wer steht Paula nun bei? Kann sie ihre Unschuld beweisen? Und was steckt hinter dem Ganzen scheußlichem Durcheinander?
Ferienabenteuer, Familienerzählung und Cosy-Krimi
So viel sei verraten: Am Ende dieser österreichischen Kriminalgeschichte bleiben keine Fragen offen. Carina Lendl schafft in ihrem Debütroman eine enorm dichte Atmosphäre. Formt die anfangs friedliche Dorfidylle nach und nach zu einer unheilvollen, drückenden Szenerie. In der weder Familie noch Freunde Halt geben. Und doch am Ende die Hoffnung, das Gute siegen wird.
„Welche Farbe hat mein Tag“ ist Sommerroman und Familienerzählung, Cosy-Krimi und Ferienabenteuer. Mit kritischem Blick hinterfragt der Roman Dorfromantik und (ländliche) Gesellschaftsstrukturen. Verstört mit der Motivlosigkeit der Violetta‘chen Tyrannenherrschaft und der Willfährigkeit der Polizei. Die zahlreichen, oft schrulligen Charaktere gehen nahe. Sind mal nett, mal grantig. Oft vom Leben gezeichnet. Immer authentisch.
Interessieren sich Eure Kinder auch für alles was Fell und Feldern hat? Habt Ihr vielleicht einen kleinen Kräuterhexer zu Hause? Oder eine Fossilien-verrückte Urzeitforscherin? Dann habe ich heute ein absolutes Must-Have für Euch! Das Naturkundelexikon „„Die Natur in über 5000 Fotos“ aus dem DK-Verlag.
Dieses Buch ist der absolute Wahnsinn! Wie beschreibt es der Verlag so schön? Ein „Naturkundemuseum in Buchform“. Und er hat recht. Auf gut 650 Seiten entdecken wir über 5.000 Fotos von Tieren und Blumen. Von Steinen, Skeletten, Pilzen, Amöben, Bakterien und noch so viel mehr. Glasklare, präzise Aufnahmen. Es wirkt, als ob wir den versteinerten Seestern in die Hand nehmen, die Stechpalmenbeeren pflücken könnten.
In sechs umfassenden Bereichen entdecken wir das Leben der Erde. Von seinen Anfängen bis zum aktuellen Geschehen. Denn dieses Lexikon startet mit ausführlichen Kapiteln zum Ursprung des Lebens, Evolution und Diversität. Wir lernen die empfindliche Atmosphäre kennen. Erfahren Wissenswertes über Plattentektonik und Klimaveränderung; unterschiedliche Lebensräume und den menschlichen Einfluss auf alles.
Vom Großen und Ganzen ins Detail
Nach diesem spannenden Einstieg geht das Nachschlagewerk ins Detail. Erst entdecken wir Mineralien, Gesteine und Fossilien. Bei den Microorganismen Archaeen und Bakterien sowie Protoctisten. Dann folgen die Pflanzen. Die wiederum unterteilt sind in Laubmoose, Lebermoose, Hornmoose und Bärlapppflanzen, Farne und Verwandte, Palmfarne, Gnikos und Gnetophyten, Nadelgehölze und Blütenpflanzen. Es folgen die Pilze mit den Kategorien: Basidienpilze, Schlauchpilze und Flechten. Und schließlich landen wir bei den Tieren. Auf Seite 248.
Grob unterteilt spalten sich die Tiere in Wirbellose und Chordatiere (Wirbeltiere). Diese zwei großen Gruppen unterteilen sich natürlich noch weiter. Gibt es bei den Wirbellosen z. B. Nesseltiere, Würmer, Spinnen, Kopffüßler und Insekten. Bei den Chordatieren dicke Kapitel zu diversen Fischarten, Amphibien, Reptilien, Vögeln und natürlich den Säugetieren.
Atemberaubende Aufnahmen beeindruckender Vielfalt
Jedem einzelnen Bereich, jeder Tiergattung und Pflanzenart ist eine detaillierte Einleitung gewidmet. Der dann Seiten voller gestochen scharfer Bilder folgen. Begleitet wird jede Abbildung von einem kleinen Text zum abgebildeten Exemplar. Zu Lebensraum, Nahrung und der ein oder anderem Anekdote. Dazu gibt es den deutschen und/oder den lateinischen Namen. Sowie Familiennamen und Größenangaben. Manchmal finden wir auch ein Symbol, das uns verrät, welches Geschlecht das abgebildete Tier hat.
Zusätzlich überraschen doppelseitige Portraits mit breitem Wissen und atemberaubenden Aufnahmen einzelner Arten. So stehen etwa der Rotfeuerfisch, das Pantherchamäleon und die Abgottschlange im Rampenlicht. Genauso wie Flughund, Totenkopfaffe, Stachelschwein, Gürteltier und Kronenkranich. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Meinen Jungs verschlug es die Sprache
„Die Natur in über 5000 Fotos“ ist ein absolut beeindruckendes Sammelwerk, welches uns die unglaubliche Artenvielfalt vor Augen führt. Die Vielfältigkeit unserer Erde wird in diesem Buch so viel deutlicher als es einzelne Internetseiten vermitteln könnten. Als meine Jungs den dicken Wälzer das erste Mal sahen, verschlug er ihnen tatsächlich die Sprache. Was gerade beim Vize (5) sehr selten vorkommt.
Dieses Buch ist ein wahrer Bücherschatz. Der uns viele Kostbarkeiten offenbart. Direkt am Anfang verrät es uns zum Beispiel, dass wir reich sind. Reich an Worten. Denn wir schöpfen jeden Tag aus einem persönlichen Alltagswortschatz, der mit 12.000 bis 16.000 Wörtern prall gefüllt ist. Die gesamte deutsche Schatzkammer quillt mit rund 350.000 Wörtern fast über. Dabei bestehen all diese Worte nur aus 40 Lauten und 30 Buchstaben. Ist das nicht krass?!
Doch woher kommen diese Wörter? Wer erfand Buchstaben und Silben? Weshalb bedeuten sie das, was sie bedeuten? War es schon immer so? Das alles erfahren wir bei einer überraschend spannenden Schatzsuche in die Welt der Wörter.
Von Synonymen, Tabu-Wörtern und Euphemismen
33 Kapitel warten auf uns. Wir lernen, dass es auch andere Arten der Kommunikation gibt als Wörter. Dass auch Tiere sich verständigen. Doch die menschliche Art der Lautaneinanderkettung einmalig ist. Wir entdecken, welch Fülle durch unsere Laute entsteht. Lernen grammatikalische Muster und Wortbausteine kennen. Lautmalerische Wörter, Synonyme, Tabu-Wörter und Euphemismen, Metaphern, Anagramme. Palindrome und Lehnwörter.
Verstehen endlich, was es mit Mitlauten und Selbstlauten auf sich hat. Gewinnen auch bei anderen Eigenheiten der deutschen Sprache endlich den Durchblick. Reisen zu den Anfängen der Wörterbücher. Genießen die Schönheit der Worte. Und erfahren, woher die Worte kommen. Wie sie sich weiterentwickeln. Was Familiennamen bedeuten können. Warum es für alles ein Wort gibt. Wenn auch nicht überall.
Was für ein Winter! Es ist so kalt, dass die Politiker entscheiden: Schulen und KiTas bleiben geschlossen. Alte und Kinder sollen zu Hause bleiben. Auch Clara und ihre kleine Schwester Luze trifft dieser behördlich angeordnete Hausarrest. Was anfangs ganz nett ist. Wie Wochenende. Doch per Online-Unterricht muss natürlich trotzdem gelernt werden. Sowieso, den Kindern fällt schnell die Decke auf den Kopf.
Die Erwachsenen zerreißen sich zwischen Heimarbeit und Kinderbetreuung. Laufen gereizt durch die Gegend. Wollen nicht gestört werden. Denn Erwachsensein ist auch echt nicht so lustig, wie man so denkt.
Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, zog Luzes bester Freund weg. Der wohnte in der Wohnung direkt gegenüber. Seit er fort ist, redet sie kaum noch. Dabei plappert und singt sie sonst ununterbrochen.
Mit dem Pferd durch die Kälte
Auch Clara hat’s schwer. Sie scheitert daran den schönsten Jungen der Welt zum Lachen zu bringen. Der heiß Vincent, ist etwas älter als sie und lebt mit seinem Vater in der Wohnung über ihnen.
Naja, immerhin hat Luze ja ihren Hund. Also: Das Pferd. So heißt der nämlich. Und der ist unsichtbar. Und kann auch ganz schön viel. Welch Glück! Durch das Pferd und die famose Idee ein Video zu drehen, kommen sich die Kinder des alten Mietshauses näher. Wodurch irgendwie alle Bewohner ein wenig mehr zusammenrücken. Und durch Nähe wird es wärmer. Soviel ist klar.
Clara schüttet ihre Gedanken aus
„Sankt Irgendwas“ war mein erstes Buch von Tamara Bach. Und es begeisterte mich sehr. Deswegen hatte ich hohe Erwartungen an „Das Pferd ist ein Hund“. Was ja eher nicht so gut ist. Weswegen ich mich ein wenig vor der Lektüre drückte. Was vollkommen unnötig war! Denn Bachs neues Buch lässt sich mal so gar nicht dem vorherigen vergleichen. Wieder war ich sehr begeistert. Sowas von!
Ich las den Roman in einem Rutsch. Stolperte ich anfangs noch ein wenig über Claras Erzählstil, glitt ich schnell flüssig durch ihre Worte. Lauschte der Schülerin wie sie ihre Gedanken ausschüttet. Wie sie von ihrer kleinen Schwester und deren unsichtbaren Freund erzählte. Von ihrem Schwarm Vincent, der einfach nie lächelt. Den sie so unbedingt zum Lachen bringen will. Sie erzählt von ihrer Mutter, von ihrem Vater und von Luzes Vater. Und von ihren Nachbarn.
Alle haben hier ihr Zuhause
Welche die unterschiedlichsten Lebenswege hinter sich haben. Aus verschiedensten Biographien plaudern. Und doch alle in diesem Haus gelandet sind. Ob Patchwork-Familie, Alleinerziehende, junges Paar, altes Ehepaar, Single-Ladys oder Langzeitjunggeselle – alle haben hier ihr Zuhause. Alle gehören genau hier hin.
Mit welch feinen Blick Tamara Bach auf die Lebenswelt der Kinder schaut, beeindruckt mich sehr. Ihre Charaktere sind unglaublich authentisch. Ihre Sätze so echt. Die Kinder so weise. Wie Kinder eben sind. Die glauben noch, dass man alles reparieren kann. Nein – sie wissen es! Und machen‘s dann einfach.
Wir Großen sollten ihnen viel öfter viel aufmerksamer zuhören. Tamara Bach scheint es zu tun. Ich wünsche ihrem Roman (empfohlen für Kinder ab zehn Jahren) ganz viele erwachsene Leser. Denn die haben es oft ganz schön nötig, durch Kinderaugen zu schauen. Um vieles (neu) zu lernen. Von mir gibt’s deswegen eine dringende Leseempfehlung für alle Menschen. Besonders vielleicht für die Älteren.
Die „Geschichten aus der Vorstadt des Universums“ fanden ihren Weg zu mir, allein wegen ihres Titels. Wie wundersam erschien er mir. Wie verheißungsvoll. Was mich dann aber zwischen den Buchdeckeln erwartete, hätte ich mir nicht träumen lassen.
Die 15 Kurzgeschichten überraschen mit ihrer Vielschichtigkeit. Mit ihrer Vielfältigkeit. Mal eher poetisches Gedicht, mal fast ein Märchen. Egal ob skurrile Groteske, Zeitungsartikel oder beinahe wortlose Graphic Novel. Sie stecken alle voller Geheimnisse. Voller Wunder. Werfen Fragen auf. Geben selten Antworten.
Geist kitzelnde Weltfragmente
Wenn sie Antworten bieten, dann zumindest keine einfachen. Nicht die Erwarteten. Shaun Tans Geschichten verlangen Interpretation. Wollen unseren Geist kitzeln. Uns rauslocken aus unserem Schneckenhaus altbewerter Denkmuster. Dabei sind seine Metaphern voller Humor. Und Schwermut. Seine Bilder enorm vielschichtig. Trotz aller Skurrilität sind seine Erzählungen beklemmend echt. Wirkt die Einsamkeit, das Fremdsein in seinen Weltfragmenten bedrückend wahr.
Ich ließ mir die Sequenzen auf der Zunge zergehen. In meine Gedanken schmelzen. Horchte den Worten lange nach. Nahm mir Zeit. Lass Geschichte für Geschichte. Manche zweimal. Drei Mal. Genoss die Illustrationen. Tauchte ein. Kam manchmal nicht mehr so richtig heraus.