„Holly im Himmel“ von Micha Lewinsky

Das Kinderbuch „Holly im Himmel“ von Micha Lewinsky vor einer alten Backsteinmauer

„Ich bin doch hier“, wollte Holly antworten. Aber sie hatte ja keinen Mund und auch keinen Kopf. Sie fehlte komplett. Sie konnte ihrer Mutter nicht antworten. Sie konnte sie nicht in den Arm nehmen. Und sich auch nicht in den Arm nehmen lassen. Gar nichts konnte sie tun. Sie fehlte.“

Holly fehlt, weil sie im Streit mit ihrer Mutter – blind vor Wut – über eine Straße stürmte. Den Lieferwagen nicht sah. Im Himmel landete. Wo nun nicht alles so ist, wie sie es sich vorstellte. Wo nicht alles so ist, wie es sein sollte.

Oberengel Bartel führt ein strenges Regime. Will die komplette Macht im Jenseits an sich reißen. Jetzt schon bestimmt er über die Engel. Dabei will Holly dringend Engel werden. Denn Engel dürfen zurück auf die Erde. Um den Menschen zu helfen. Und Hollys Familie braucht doch so dringend Hilfe!

Gehört zu meinen Lese-Highlights 2023

Rückseite des Kinderomans „Holly im Himmel“ von Micha Lewinsky

„Holly im Himmel“ gehört definitiv zu meinen Lese-Highlights 2023. Ich musste lange warten, bis die Wahl des Chefs (10) auf dieses wundervolle Buch fiel. Doch als er es endlich erwählte, lasen wir beide es so gerne!

Zugegeben: Für mich als Mutter eines Zehnjährigen war die Lektüre hart. Zu gut kenne ich diese Wut-Szenen. Zu nah ging mir der Verlust. War mir Hollys Mama. Doch Micha Lewinsky schafft es mit feinem Witz und trockenem Humor immer wieder aufzulockern. Das Bittere zu versüßen. Und die traurige Geschichte in ein lebensbejahendes Märchen voller Hoffnung und Liebe und Verständnis zu verwandeln.

Anarchisch, weise, wild

Der Chef fand „Holly im Himmel“ sowieso schreiend komisch. Immer wieder lachte er laut heraus. Als Vorlesegeschichte vor dem Zubettgehen ist es dementsprechend weniger geeignet. Besonders, wenn nebenan kleine Geschwister schlafen sollen. Aber ich konnte ihn so gut verstehen. Teilweise absurd witzige Sequenzen trieben auch mir die Lachtränen in die Augen.

Dieser Roman für Menschen ab zehn Jahren ist tief traurig, prickelnd lustig und sehr lehrreich. Denn neben dem ernsten Todesthema, werden so schwerwiegende Themen, wie Depression, Scheidung, neue Partnerschaft eines Elternteils, soziale Ungerechtigkeit, Diktatur und Tyrannei sowie politischer Wiederstand behandelt. Was viel scheint, doch so gut passt. Wie gesagt: Wir lieben es!

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„Gute Nacht, lieber Panda“ von Timon und Julian Meyer

Das Bilderbuch „Gute Nacht, lieber Panda“ von Timon und Julian Meyer auf einer kuscheligen Decke liegend

„Panda hat heut viel gemacht,
viel gespielt und viel gelacht.“

Während er mit seinen Freunden malte und plantschte, lernte und buddelte verging der Tag wie im Fluge. Nun ist es Abend und Panda ziemlich k.o.

„Doch er bekommt kein Auge zu.
Er findet einfach keine Ruh.“

So viele Fragen rauschen durch seinen Kopf. So viele Gedanken. Bevor Panda schlafen kann, muss er alles ganz genau wissen.

„Was hast du denn heut gemacht?
Hast du auch so viel gelacht?“

Wie war unser Tag?

Also beantworten wir Pandas Fragen. Überlegen, was uns entzückte und bedrückte. Was uns glückte oder verrückte. Wie es uns denn grade so geht. Bis wir alles losgeworden sind. Und auch der kleine Panda endlich zur Ruhe kommt.

„Gute Nacht, lieber Panda“ macht meinem bisherigen Lieblingsbuch der Meyer-Brüder „Heute nicht, doch vielleicht morgen“ ordentlich Konkurrenz. Schon die bunten Erinnerungen an den vergangenen Tag fangen den Kinderalltag so treffend ein. Das abenteuerliche Gewusel mit Freunden. In der KiTa. Bei Ausflügen. Die Missgeschicke und Glanzmomente. Dieses wilde Leben begeistert den Vize-Chef (6) und mich.

Aber wenn es dann ins Bett geht, der Panda den Kopf so voll hat, dann erkennen wir uns noch viel mehr. Denn das geht meinem großen Weltentdecker ganz genauso. Jeden Abend.

Während wir nun Pandas Fragen beantworten, erinnern wir uns an unseren Tag. Kommen zur Ruhe. Leeren unsere Wimmelköpfe. Besser kann eine Gute-Nacht-Geschichte nicht funktionieren. Chapeau!

Ausschnitt einer Innenseite des Bilderbuches „Gute Nacht, lieber Panda“ von Timon und Julian Meyer

Herzig und echt

Die Texte und Illustrationen der beiden Brüder ergänzen sich dabei ganz großartig. Timons Reime vermitteln die fröhliche Geschäftigkeit des Tages genauso treffend wie das abendliche Surren im Kopf. Julians Bilder fangen Lebensfreude und Abendunruhe herzig und echt ein. Wie sehr erkannte ich meine beiden Abenteurer im kleinen Panda wieder.

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„Mein Freund RamTamTam“ von Helme Heine

Das Bilderbuch „Mein Freund RamTamTam“ von Helme Heine vor einer roten Backsteinmauer

Eines Abends kratzt er an der Haustür – der RamTamTam. Schwanzwedelnd, frierend und dreckig. So dreckig darf er nicht bleiben, sagt die Mutter. Doch das Kind hat eine Idee. Und der Hund darf bleiben.

Hund und Kind werden die besten Freunde. Unzertrennliche Gefährten. Sie erleben Abenteuer und geben sich Halt. Viele Jahre lang. Als RamTamTam alt und müde wird, überlegen sie sich andere Spiele. Genießen die gemeinsame Zeit weiterhin.
Doch ein Hund lebt nicht ewig. Lebt so viel kürzer als wir Menschen. So schläft RamTamTam eines Tages ein und wacht nicht mehr auf.

Zeitlose Geschichte von bedingungsloser Freundschaft

In seinen unverkennbaren Bildern erzählt Helme Heine diese zeitlose Geschichte. Von bedingungsloser Freundschaft und einem unausweichlichem Verlust. Er erzählt sie ohne Wertung und ohne Aufregung. Ja, das Kind vermisst seinen Freund. Doch lebt der in seinen Erinnerungen weiter. Ist immer bei ihm. Und nachts – im Traum – erleben sie weiter Abenteuer.

Ausschnitt einer Innenseite des Bilderbuches „Mein Freund RamTamTam“ von Helme Heine
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„Tierisch gute Freunde“ von Sy Montgomery & Rebecca Green

Das Bilderbuch „Tierisch gute Freunde“ von Sy Montgomery & Rebecca Green vor einer alten Backsteinmauer

Naturforscherin und Bestseller-Autorin Sy Montgomery schreibt einfühlsame biographische Tiergeschichten. Romane für Erwachsene. Wie „Rendezvous mit einem Oktopus“. In ihrem Bilderbuch „Tierisch gute Freunde“ erzählt sie nun auch Kindern ab vier Jahren von den Lehrern, die ihr am meisten beibrachten: Den Tieren.

Von Rebecca Green zauberhaft illustriert berichtet Montgomery, wie sie schon als kleines Mädchen von Tieren lernte. Erst war es ihre Hündin Molly, die ihr beibrachte Augen und Ohren offen zu halten. Als junge Frau zeigten ihr Emus im australischen Busch, welchen Weg ihr Leben nehmen sollte. Von Gorillas in afrikanischen Bergen lernte sie, „wie wichtig es ist, das Revier des anderen zu achten.“

Nicht aufgeben und verzeihen können

Rückseite des Kinderbuches „Tierisch gute Freunde“ von Sy Montgomery & Rebecca Green

Tiger, Löwen, Haie, Piranhas und Zitterale nahmen ihr die Angst. Der Kasuar im australischen Dschungel lehrte sie Geduld. Und dass es sich lohnt, nicht aufzugeben. Ein Schwein brachte ihr bei, wie glücklich eine Familie machen kann. Und „Hyänen waren der beste Beweis, dass nicht alles stimmt, was die Leute dir erzählen.“

In Südamerika zeigte ihr eine Tarantel, dass im „Herzen für alles Platz sein kann“. Sie schloss Freundschaft mit einer Oktopusdame und verzieh einem Hühner raubendem Wiesel. Nahm Abschied von alt gewordenen Begleitern und ließ sich auf neue ein. Denn „auch in dunklen Zeiten kann schon hinter des nächsten Ecke ein wunderbarer neuer Lehrer auf dich warten…“

Ein besserer Mensch durch tierische Lektionen

Montgomerys Erfahrungen zeigen, wie viel wir von den wundervollen Wesen um uns herum lernen können. Voller Herzenswärme schildert sie wahrlich lehrreiche Lektionen. Welche sie allesamt von Tieren lernte. Lektionen, die sie zu einem besseren Mensch machten. So lautet übrigens auch der Originaltitel: ‎“Becoming a Good Creature“. 😉

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