„Bills Ballonfahrt“ von Reiner Zimnik

„Bills Ballonfahrt“ von Reiner Zimnik
„Bills Ballonfahrt“

Meine heutige Buchvorstellung fällt etwas aus dem Rahmen. Denn heute geht es um kein aktuelles Buch. Noch nicht einmal um ein Buch aus dem letzten Jahr. Oder diesem Jahrzehnt. Nein, es ist aus dem letzten Jahrtausend!

Über „Bills Ballonfahrt“ stolperte ich bei einem Flohmarktbesuch. Es stach aus einem Karton voller Bücher hervor. Nach einem kurzen Blick hinein, wanderte das Buch aus dem Jahr 1978 mit nach Hause.

Wo das betagte Werk aber keineswegs seinen Ruhestand genießt. Oh nein! Schon viele, viele Male nahmen Chef (7) und Vizechef (4) es zur Hand. Weiterhin gönnen sie ihm keine langen Auszeiten. Immer wieder schauen sich die beiden die aussagekräftigen, oft doppelseiteigen Bilder an. Immer wieder lassen sie es sich vorlesen. Und immer wieder träumen sie davon Bill nachzueifern.

Auf, auf und davon

Der hat nämlich nur eines im Kopf. Er will fliegen. Doch wie bloß? Wie?
Mit Ballons! Das wäre es! „Doch ach, wie sollt’s ihm je gelingen, so viele Ballone zusammenzubringen?“

Da hat er die Idee: Zum Geburtstag wünscht er sich allein Ballone. Damit sie nicht verschwinden, bindet Bill sie an sein Bett. „Rums – da ist’s auch schon passiert, und Bill wird in die Luft entführt.“

Tja, da fliegt er nun. Über Städte, über Felder. „Die Eltern kurven kreuz und quer verzweifelt unter Billy her.“ Die Großen schmieden Pläne. Doch Billy will noch nicht zur Erde. Erst als ihn der Hunger plagt, „hat er die Landung doch gewagt“.

Wir träumen uns weg – genießen den Flug

Welch Kind träumt nicht davon? Einmal genug Luftballons haben, um mit ihnen gen Himmel zu steigen. Zumindest meine Jungs finden die Idee großartig. Und ich erinnere mich, dass ich als Kind auch solche Pläne spann.

Und so gehen wir regelmäßig mit Bill in die Luft. Auf Reiner Zimniks zeitlosen Reimen rauschen wir durch die Seiten. Träumen uns weg. Genießen den Flug. „Bills Ballonfahrt“ ist ein unvergänglicher Bilderbuchklassiker, der hoffentlich noch vielen Generationen Freude bereiten wird.

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„Magische Gutenachtgeschichten“ von Valérie Roumanoff

„Magische Gutenachtgeschichten“ von Valérie Roumanoff

Gute-Nacht-Geschichten gehören bei uns einfach dazu. Damit kommen wir alle zur Ruhe. Jeden Abend kuscheln wir vier uns aufs Sofa. Meist lesen wir ein, zwei Kapitel aus dem Buch, welches wir eh gerade zusammen lesen. In den letzten Monaten oft Einschwein. 😊

Doch als ich über „Magische Gutenachtgeschichten“ von der französischen Hypnotherapeutin Valérie Roumanoff stolperte, erwachte meine Neugier. Es enthält 15 therapeutische, Metaphern reiche Vorlesegeschichten.

Mit diesen Geschichten sollen Kinder ab drei Jahren die Herausforderungen des Großwerdens besser meistern. Sie sollen den Schlaf und die Entwicklung der Kinder fördern. So dass sie ihre Probleme quasi im Schlaf lösen. Spannend!

Hypnotisches Vorlesen

Zu Beginn erklärt die Autorin, wie ihre magischen Geschichten funktionieren. Worauf wir beim hypnotischen Vorlesen achten sollten. So soll man zum Beispiel unbedingt mit der ersten Geschichte beginnen. Und immer nur eine Geschichte pro Abend lesen.

Es gibt Auslassungspunkte, die beachtet werden wollen. Kursiv gedruckte Passagen, die der Entspannung dienen. Und fett gedruckte Schlüsselwörter, die besonders betont werden sollen. Mit diesem Rüstzeug lässt uns Roumanoff dann auf ihre Erzählungen los.

Hohes Identifikationspotential

Die 15 Gutenachtgeschichten beginnen alle mit einer alltäglichen Situation. Ich wage zu behaupten, dass alle Eltern sich hier wiederfinden. Schon in der ersten Szene fühlte ich mich erwischt. Denn Protagonistin Jeanne würde so gerne spielen. Doch Mama und Papa haben keine Zeit. Papa meint gar, Langeweile sei wichtig.

Sauer geht Jeanne in ihr Zimmer. Wo Goldfisch Igor auf sie wartet. Mit dem sie sich von nun an auf magische Ausflüge begeben wird.

Kuriose Situationen und merkwürdige Gegenden

„Magische Gutenachtgeschichten“ von Valérie Roumanoff
Das Buch von Hinten

Chef (7) und Vizechef (4) reisten gerne mit. Fanden sich in den fantasievollen Geschichten wieder. Igor führt uns in kuriose Situationen und merkwürdige Gegenden. Erzählte uns von quengelnden Musiknoten, kleinen Booten in Not, schüchternen Marionetten und beharrlichen Schnecken.

Für die Kinder sind es zauberhafte Kurzgeschichten. Für uns Eltern war die Moral der Fabeln und Parabeln dagegen meist recht offensichtlich. Einmal dreht es sich darum, mit Wut, Angst oder Schüchternheit klar zu kommen. Ein andermal darum, mit Trennungen, Mobbing oder Eifersucht umzugehen.

Dabei zementieren die Geschichten keine Lösung. Allerdings lenken sie die Aufmerksamkeit deutlich auf Möglichkeiten. Auf Auswege.

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„Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss“ von Jochen Weeber und Fariba Gholizadeh

Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss
Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss

Der kleine Esel Enzo verzweifelt. Er scheint einfach nichts gut zu können. Noch nicht einmal den roten Luftballon aufzupusten klappt. Pfffft – saust der Ballon dem Häschen ans Köpfchen. Und ach, was weint es! Doch gar nicht wegen des Ballons. Auch dem Hasen gelingt etwas nicht. Es ist zum Haare raufen.

Aber Enzo tröstet das Hasenkind. Denn ihm fällt ein, dass es richtig gut singen kann. Lächelnd versucht das Häschen nun den Ballon aufzublasen. Als er einigermaßen voll ist, passiert es… Pffft – diesmal erwischt es die Kuh. Auch sie ist traurig. Sie möchte doch so gerne schöne Schiffchen falten.

So saust der Ballon von Tier zu Tier. Alle können etwas nicht. Dennoch gelingt es Enzo immer, gute Laune zu verbreiten. Jedes Mal lenkt er den Blick der traurigen Tiere auf ihre Stärken. Nur er selbst weiß weiterhin nicht, was er gut kann. Dafür wissen es seine Freunde umso besser. 😉

Ganz viel Liebe für Enzo

Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss
Enzo von hinten

Enzo eroberte ganz schnell unsere Herzen. Schon die Anfangssituation ist uns so vertraut. Wie oft versuchte der Vize (4) schon einen Ballon aufzupusten. Und wie oft scheiterte er. Selbst dem Chef (7) gelingt es nicht immer. Geschweige denn mir…

Damit gewann Enzo schon auf den ersten Seiten ganz viel Liebe. Wie er dann die anderen Tiere tröstet, ihre Stärken erkennt und Freude verbreitet – das machte auch uns froh. Am Ende konnten wir seinen Freunden nur zustimmen. Enzo ist ein ganz toller Esel!

Jochen Weeber schrieb mit „Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss“ eine aufbauende, zuversichtliche, herzerwärmende Geschichte für Kinder ab 3 Jahren. Sogar mein Siebenjähriger identifizierte sich mit den knuffigen Tieren. Denn in der Schule wird es ja nicht besser. Eigentlich gibt es doch das ganze Leben lang etwas, das man nicht können muss. Auf jeden Fall nicht sofort.

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„Pauls Garten“ von Timon und Julian Meyer

„Pauls Garten“ von Timon und Julian Meyer

„Der Paule hat den schönsten Garten
mit den saftigsten Tomaten…“

Paul liebt seinen Garten. Dort wuselt und schuftet er von morgens bis abends. Auch Schweinchen Erna möchte gärtnern. Was dem Paul nur recht sein kann. Denn zusammen gelingt es noch viel besser.

Geduldig hegen sie den Garten. Üben sich in langem Warten. Bis der Tag der Ernte kommt. Doch was muss Paul am Morgen sehen? All die Rüben, Äpfel, Beeren – sind verschwunden. Nichts ist übrig von der Pracht. Was ist bloß geschehen, in der Nacht?

Erna war’s! Verschenkte alles. Zu groß war wohl das Schweineherz. Der Paul schaut traurig in die Röhre. Grummelt bitter vor sich hin. Bis sich nach und nach der Garten, füllt mit Nachbarn und mit Gaben. Gewonnen aus des Gartens Früchten. So dass am Ende alle feiern. Zusammen. Wie es wohl am schönsten ist.

„Dank Erna hat Paul statt Tomaten
neue Freunde nun im Garten.“

Summende Reime und wuselbunte Bilder

„Pauls Garten“ von Timon und Julian Meyer
„Pauls Garten“ von hinten

Seit „Heute nicht, doch vielleicht morgen“ sind wir große Meyer-Fans. Die Brüder ergänzen sich in Wort und Bild so wunderbar. Wiedermal. Timon Meyers Reime summen durch Pauls Garten. Den Julian Meyer herrlich wuselbunt zu Leben erweckt.

Am liebsten würden wir mit anpacken. Verstehen Erna so gut. In diesem Garten will man arbeiten. Mit den Händen in der Erde wühlen. Den Bienen zuhören und den Schmetterlingen zuschauen. Und natürlich ernten.

Oh, was waren wir entsetzt. Verstanden auch den Paul so gut. Wo sind die ganzen Schätze hin? Was? Erna? Warum? Wir standen etwas ratlos da. Bis die beschenkten Tiere zurückkamen. Apfelmus und Kuchen brachten. Und beim wundervollsten Erntefest alle glücklich zusammensitzen.

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„Das Kaninchen, die Dunkelheit und ein Trick“ von Nicola O’Byrne

Nicola O'Byrne: „Das Kaninchen, die Dunkelheit und ein Trick“
Nicola O’Byrne: „Das Kaninchen, die Dunkelheit und ein Trick“

Das wuselige Kaninchen ist gar nicht müde. Die Dunkelheit nervt! Wenn es gar nicht dunkel werden würde, dann müsste es auch nicht schlafen.
„Und schwupps!, hatte es eine eine Idee.“

Kurzerhand trickst das schlaue, kleine Wesen die gutmütige Dunkelheit aus. Sperrt sie in eine Keksdose – „…Schnapp!“
Welch Freude!

Doch andere Tiere brauchen die Dunkelheit. Und irgendwie wird das Kaninchen auch immer mürrischer. Natürlich überhaupt gar nicht, weil es müde wäre…

Als auch noch seine Karotten durch die Dauersonne in Gefahr geraten, sieht selbst das sture Kaninchen ein, dass die Dunkelheit auch gute Seiten hat. Sie sogar wunderschön sein kann!

Ganz große Bücherliebe

Nicola O'Byrne: „Das Kaninchen, die Dunkelheit und ein Trick“

„Das Kaninchen, die Dunkelheit und ein Trick“ von Nicola O’Byrne war ein Highlight meines Kinderbuchjahres 2020. Wie das knuffige Kaninchen kinderschlau die Dunkelheit austrickst. Die Nacht besiegt. So stolz ist, auf diesen Erfolg.

Mit welcher Geduld die Dunkelheit mit dem kleinen Trotzkopf redet. Auf die negativen Folgen hinweist. Nicht wütend wird. Sondern das Kaninchen seine Erfahrung machen lässt. Darauf wartend, dass es schon einsehen wird.

Um es dann liebenswürdig zu überwältigen. Mit umwerfenden Aussichten und der Erkenntnis, dass die Dunkelheit noch viel mehr kann, als kleine Kaninchen ins Bett zu bringen. Das löste bei mir ganz große Bücherliebe aus.

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„Lucias Leuchten“ von Ian de Haes

„Lucias Leuchten“ von Ian de Haes
„Lucias Leuchten“

Lucia strahlt! Wie eine kleine Supernova. Superleuchtend. Mit ihrem Licht erhellt sie finstre Ecken. Ok, verstecken fällt Lucia ganz schön schwer. Dafür braucht sie beim Lesen unter der Bettdecke keine Taschenlampe.

„Lucia liebt ihr Licht. Sie fühlt sich außergewöhnlich.“ Bis sie in die Schule kommt. „Leuchten ist keine Superkraft! …nur zu leuchten ist nichts Besonderes.“

Dieser Satz lässt Lucia zweifeln. Erschüttert ihr Selbstvertrauen. Aber warum starren sie trotzdem alle an? Sie will doch gar nicht auffallen…

Eine wahre Superheldin

„Lucias Leuchten“ von Ian de Haes
Lucias Rücken

Von nun an verbirgt Lucia ihr Leuchten. Dabei ist sie so gründlich, dass ihr Licht fast ganz verlischt. Doch als ihre kleine Schwester in der Dunkelheit weint, tröstet sie sie mit ihrem Glimmen. Entfacht ihr Strahlen erneut. Und versteht, dass sie ihr Licht teilen kann. Wie ein wahre Superheldin.

Ian de Haes‘ Illustrationen scheinen selbst zu leuchten. Der Belgier bannt wundervolle Lichteffekte auf‘s Papier – mal warm, mal kühl, hier dezent, dort blendend. Jede Seite, jeder Ton trifft Lucias Stimmung perfekt. Verstärkt Freude oder Unsicherheit, Angst und Stärke. De Haes‘ Bilder berühren.

So inspiriert „Lucias Leuchten“ hoffentlich ganz viele Menschen – Große und Kleine – ihr eigenes Leuchten zu sehen. Ihr Strahlen zu erkennen, zu lieben und es zu teilen.

Bringt Licht und graue Tage

„Lucias Leuchten“ von Ian de Haes
„Lucias Leuchten“

Jedenfalls hat es uns Licht in diese schwierige Zeit gebracht. Chef (7) und Vizechef (4) mochten die strahlende Lucia ganz arg. Verstanden nicht, warum sie sich plötzlich verstecken wollte. Ganz traurig schauten sie dabei zu, wie ihr Leuchten weniger wurde.

Umso mehr freuten sie sich, als sie ihr Licht wieder entfachte. Sogar teilte. Besonders der Vize begann sofort selbst zu strahlen. Dann erzählte ich meinen Jungs, dass sie für mich auch so strahlen. Seit ihrer Geburt. Genauso hell wie Lucia.

Was glühten sie da auf! Schauten erst verwundert. Um sich dann ganz stolz, ganz glänzend gegenseitig anzulächeln.

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Yuval Zommer: „Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte“

Yuval Zommer: „Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte“

Seit Tagen rezitieren meine Kinder dieses Buch. Laufen grinsend durch die Wohnung und flüstern: „Ich bin eine Fichte und das ist meine Geschichte“. Es könnte gruselig sein. Wenn es nicht so niedlich wäre.

Denn mit diesen Worten beginnt das zauberhafte Winter-Weihnachts-Bilderbuch „Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte“. Yuval Zommer illustrierte die Geschichte der Fichte nicht nur, er dichtete auch die feinen Reime. Welche Cornelia Boese wunderbar ins Deutsche rettete. Nur der Titel verlor leider seine Hintergründigkeit. Denn „The Tree That’s Meant To Be“ („Der Baum, der sein soll“) spielt sehr passend mit der Message der Fichtengeschichte.

Die steht nämlich im Wald und entwickelt sich gar nicht so, wie man es von einem hübschen Baum erwartet. Ist krumm und klein. Fühlt sich bedeutungslos. Schließlich kommt die Winterzeit.

Ein Fest in Sternglanz

So viele Bäume sieht die Fichte gehen. Nur sie selbst, sie bleibt „auf der Lichtung stehen“. Bis am Morgen die Tiere kommen. Sie schmücken das Bäumchen und tanzen. Und feiern ein Fest in Sternglanz. Und die Fichte? War glücklich. War wer! Und wächst weiter. Im Wald.

„Ich wachse und gefalle mir.
Bin immer grün und immer hier.“
Yuval Zommer: „Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte“

Ich las die Geschichte erst mit dem Vizechef (4). Er war ganz hin und weg von den weichen Zeichnungen. Dem Winterwald. Den Tieren. Er trauerte mit der Fichte, als sie niemand wollte. Und strahlte, als die Tiere sie schmückten. Als die Nacht im Wald voll Zauber leuchtete. Und was freute er sich für das Bäumchen, als es sich angenommen fühlte. Angekommen, akzeptiert und geliebt. Es war gut. Ganz so, wie es war.

Als der Chef (7) aus der Schule kam, mussten wir das Buch sofort noch einmal lesen. Der Vize bestand darauf. Anschließend fragte ich den Zweitklässler, wie ihm das Buch gefiel. „Gut!“

Doch nach dieser Standardantwort formulierte er seine Gedanken diesmal aus. Er fände es toll, dass gezeigt werde, dass man anders sein darf. Dass es ok ist. Das Buch sollte man allen Kinder zeigen, die nicht so viele Freunde haben. Die dazu gehören wollen. Denen es aber schwer fällt. Und natürlich auch denen, die manchmal doof sind zu den anderen. Die sollten erkennen, dass die Anderen auch cool sind.

Tja, was soll ich da noch sagen. Der Chef hat recht!

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Heyjin Go: „Schneeglück verschenken“

Heyjin Go: „Schneeglück verschenken“
„Schneeglück verschenken“

Als endlich die Wintersonne hervorkommt und den frisch gefallenen Schnee bestrahlt, kommen die Waldtiere aus ihren Höhlen. Kaum sind sie draußen, läuft auch schon die schönste Schneeballschlacht. Dabei sind Hase, Fuchs und Schwein alles andere als leise. Ehe sie sich versehen, erwacht Herr Bär aus seinem Winterschlaf.

Auwei, auwei! Doch Herr Bär ist nicht lange verärgert. Zu schön ist der zuckerwatteweiße Wald. Zu gerne würde er seinen Freunden den Girlitzen den Winterwald zeigen. Dieses weiche kühle Wunder. Aber die Vöglein verbringen den Winter wie immer im Warmen. Nun, vielleicht kann er ihnen ein den Schnee schicken? Die anderen Tiere helfen ihm fleißig. Schließlich bringt Herr Bär einen stattlichen Schneemann zur Post.

Bei den Girlitzen angekommen, hat sich das Geschenk ein wenig gewandelt. Von einem Schneemann ist nichts mehr zu erkennen. Doch für die Beschenkten entpuppt sich Bärs unerwartetes Präsent als genau das Richtige.

Schnee: Ein seltenes Vergnügung für uns Kölner

Heyjin Go: „Schneeglück verschenken“

Ach, wie schön war es, mit Herrn Bär Schneeglück zu erleben. Zu gut erinnern wir uns, wie wir selbst über kleinste Schneeflocken jubeln. Mit welch Wonne wir uns in Schneewehen stürzen. Bei uns in Köln ist Schnee ein fast so seltenes Vergnügen, wie für den im Winterschlaf gestörten Bären. Trotzdem erwarten wir ihn jedes Jahr sehnsüchtig. Fällt dann tatsächlich mal Schnee, genießen wir ihn in vollen Zügen. Zumindest ein paar Stunden. Bis sich die weiße Pracht viel zu schnell in braunen Matsch verwandelt.

Was werden sie sich wohl im Frühling erzählen?

Zu gerne würde wir ein Paket mit Schnee erhalten. Doch ist uns klar, dass das nicht klappen kann. Zumindest nicht so, wie Herr Bär sich das vorstellt. So bangte der Vize (4) ganz arg: Was würden die Girlitze in dem Paket vorfinden? Wie würden sie reagieren? Das Ergebnis überraschte meinen großen Kleinen. Er freute sich so sehr!

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„Unsere kleine Höhle“ von Céline Claire und Qin Leng

"Unsere kleine Höhle" von Céline Claire und Qin Leng

Der Wald erwacht. Alles scheint friedlich. Doch ein Sturm zieht auf! Die Waldbewohner bereiten sich eilig auf das Unwetter vor. Sammeln Vorräte, verrammeln die Türen. Als in der Ferne zwei Gestalten erscheinen, beobachten die Waldbewohner sie misstrauisch. Was wollen die hier? Unsere Vorräte?

Die beiden gehen von Tür zu Tür. Suchen Schutz vor dem kalten Wind. Doch niemand öffnet ihnen. Alle wissen einen Grund die beiden abzuweisen. Nur Kleiner Fuchs läuft ihnen hinterher. Bringt ein wenig Licht in ihr Dunkel. Und das können die beiden gut gebrauchen.

Von Hoffnung und Güte

"Unsere kleine Höhle" von Céline Claire und Qin Leng

„Unsere kleine Höhle“ erzählt eine zeitlose, immer aktuelle Geschichte. Die Geschichte von der Angst vor dem Fremden. Von Hoffnung und Güte; Nächstenliebe und Zusammenhalt. Die Fabel führt uns vor Augen, nicht wegzusehen. Zu handeln. Auf andere zuzugehen und zu vertrauen. Denn das Gute, das wir geben, das kommt zu uns zurück. Bestimmt.

In nebelzarten Aquarellen haucht Illustratorin Qin Leng die Geschichte aufs Papier. Nimmt uns mit in diesen kalten Spätherbsttag voll warmer Erdtöne und eiskaltem Wind.

Mama? Warum helfen sie nicht?

Die Moral leuchtet schon den Kleinsten ein. Oder eher: Sie verstehen nicht, dass es einer Moral bedarf. Für meinen Vize (4) war es gar keine Frage. Er hätte die beiden sofort reingelassen. Verstand nicht, warum die Tiere sie abweisen.

Unser Gespräch drehte sich also weniger darum, dass wir helfen sollten wo es nur geht. Es drehte sich darum, warum die Tiere es eben nicht tun. Und ja, er hat recht! Eigentlich ist es vollkommen unverständlich. Wenn jemand in Not ist, dann müssen wir hinschauen. Dann müssen wir helfen!

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„Rolf röhrt“ von Timon und Julian Meyer: Ein quirliges, tierisch lautes Bilderbuch

„Rolf röhrt“ von Timon und Julian Meyer
„Rolf röhrt“

Während im Novemberwind all die rotbraunen und gelborangenen Blätter zu Boden schweben, kuscheln wir uns aufs Sofa. Essen viele Kekse. Trinken eine Menge Kakao. Und lesen! Besonders toll finden die Jungs jahreszeitlich passende Lektüren. Dementsprechend kommen Herbstbücher gerade sehr gut an.

Und wenn zwischen den Buchdeckeln dann noch bilderreiche Seiten stecken, es ein wenig wild und lustig und gereimt zugeht, dann sind wir glücklich. Das neue Buch der kreativen Brüder Timon und Julian Meyer ist genau solch ein Herbstbuch.

„Rolf röhrt, das stört.“

Hirschjunge Rolf geht seinen Freunden ganz gewaltig auf den Wecker. Denn er röhrt die ganze Zeit. Unaufhörlich. Und laut. Sehr laut! „Beim Basteln und im Streichelzoo, beim Fahrradfahren sowieso.“ Fuchs und Dachs, Eichhorn und Bär werden nicht mehr froh. Doch Rolf kann einfach nicht anders. Egal wie sehr er sich bemüht.

Nur Hirschkuh Irmchen bekommt nicht genug von Rolfs Krach: „Das ist Musik in meinen Ohren. Ich fühle mich wie neugeboren!“ Was? Musik? Oh ha! Naja, vielleicht… Mir nichts, Dir nichts rockt der Wald. Zusammen lärmen, bis es knallt. So haben alle Tiere Spaß. Und das war’s.

Quirliges und tierisch buntes Bilderbuch

„Rolf röhrt“ von Timon und Julian Meyer
„Rolf röhrt“

Wenn der Vize (4) sich mit mir „Rolf röhrt“ anschaut, dann kichern und jauchzen wir. Zu lustig ist es, dem Rolf zusammen ein genervtes „Ruuuuheeee!“ entgegenzuschmettern. Mit den Reimen durch den Wald zu jagen. Die leidenden Tiergesichter zu studieren. Und abschließend lärmend über das Sofa zu hüpfen. Ok, den Part überlasse ich (größtenteils) dem Vierjährigen.

„Rolf röhrt“ ist ein quirliges, tierisch buntes Bilderbuch für Kinder ab drei Jahren. Timon Meyers Verse sind pointiert. Julian Meyers Bilder drollig-lustig. Sie fangen die Stimmung der Tiere deutlich ein. Zum quietschen lustig.

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