„Herr Lundqvist nimmt den Helm ab“ von Jochen Weeber

Der Roman „Herr Lundqvist nimmt den Helm ab“ von Jochen Weeber

Dass sein Sohn Loris nicht alt werden wird, das weiß er schon lange. Doch alles Wissen dieser Welt hilft nicht. Darauf kann sich ein Vater nicht vorbereiten. Nun, das Ende rückt näher. Loris ist 15 Jahre alt und liegt mit Duchenne-Muskeldystrophie im Endstadium im Krankenhaus. Was macht ein Vater da?

Dieser Vater gibt sein Bestes! Um seinem Sohn noch einen großen Wunsch zu erfüllen. Und um seine Ehe zu retten. Er schreibt einen Brief. An seine Frau. Denn er liebt seinen Sohn. Über alles. Und er liebt seine Frau.

„Zwei Drittel aller Ehen zerbrächen nach dem Tod des Kindes, hieß es. Ich habe große Angst vor allem, was kommt. Und dass uns das am Ende auch passiert. Warum sind wir mittlerweile so weit voneinander entfernt? Dieser Brief hier ist meine Waffe. Und jeder Satz ist eine Ladung Patronen, die ich abfeuern möchte auf diese Krankheit und diese Statistik. Dieses beschissene Omen für uns beide.“ (Seite 23)

Voller Lebensfreude dem Tod ins Auge blicken

Rückenansicht des Buches „Herr Lundqvist nimmt den Helm ab“ von Jochen Weeber

Also schreibt er diesen Brief. Wenn seine Frau im Krankenhaus bei ihrem Sohn wacht. Schreibt seiner Frau von seinen Ängsten. Von seinen Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit als Paar. Als Familie. Berichtet von der Gegenwart. Von ihrem wundervollen Sohn. Der so stark ist. So weise. So voller Lebensfreude. Erzählt davon, wie er ihm noch einen letzten großen Wunsch erfüllt. Sammelt Momente. Versteckt sie im Klavier. Bis die Zeit reif ist.

Während ich hier sitze und noch einmal in dem schmalen Büchlein blättere, steigen sie unweigerlich hoch. Diese mit Gefühlen vollgesogenen Tränen. Aber das ist ok. Sie begleiteten mich schon beim Lesen. Sind alte Bekannte. Die bekunden, wie großartig ich das Gelesene fand. Wie nahe mir die Geschichte ging. Wie sehr ich diesen Vater mochte. Der so verzweifelt versucht, seinen Sohn glücklich zu machen. Diesen tollen Sohn, der das so wertschätzt. Der sein Leben so liebt. Diese Mutter, die ich so gut verstand. Die mir am Ende das Herz brach. Und heilte.

Von wahrer Liebe und großer Tapferkeit

„Herr Lundqvist nimmt den Helm ab“ ist ein Briefroman, der von wahrer Liebe erzählt. Der unbeschreiblichen, bedingungslosen Liebe zu seinem Kind. Und der romantischen, welche gepflegt werden will. Um die man sich kümmern muss. Sich bemühen. Beides rührte mich zutiefst. Auch ist es eine Geschichte ungeheurer Tapferkeit. Denn ich wüsste niemanden der tapferer wäre als Eltern, die ihr Kind überleben. Dabei versuchen weiter zu machen. Den Himmel zu sehen. Kraft zu finden.

Es ist ein kurzes Buch. Eine kleine Geschichte. Die mit Wucht über den Leser herfällt. Weeber schreibt unglaublich leicht über ein unfassbar schweres Thema. Begegnet dem Albtraum mit Humor und Poesie. Verharmlost dabei nichts.

Ich bin schwer beeindruckt und noch immer aufgewühlt. Obwohl ich nicht genau weiß, wem konkret ich dieses Buch empfehlen würde, empfehle ich es wild und dringend!

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„Das Wiehern der Seepferdchen“ von Jochen Weeber

„Das Wiehern der Seepferdchen“ von Jochen Weeber

„Manchmal ist mein Herz ein Restaurant, in dem seit Wochen keine Gäste mehr sind. Muffiges Licht, der Koch hat gekündigt und die Kellnerin tröstet den Chef hinterm Tresen….

Aus „Das Wiehern der Seepferdchen“ (Seite 5)

Heute mal ganz kurz: „Das Wiehern der Seepferdchen“ ist eine ganz wundervolle, eine herausragende Sammlung kurzer Erzählungen. Jochen Weeber ging mit dem Kescher durchs Leben. Fischte uns atmosphärische, dichte, feinsinnige Miniaturen voller Seele. Voller Poesie. Sein Fang ist lyrisch; menschlich. Es geht um das Wesentliche: die Liebe, den Tod, das Zurückbleiben, den Duft des Tages in Kinderhaaren, um Gesang.

Den magisch gesetzten Worten nachsinnen

„Das Wiehern der Seepferdchen“ von Jochen Weeber

20 dieser fein schwingenden Geschichten präsentiert uns Weber in seinem 96-seitigen Bändchen. Die Längste ist gerade mal 12 Seiten lang. Die Kürzeste passt auf eine. Doch nie sind sie zu kurz. Immer genau richtig. Nach jeder verspürte ich den Drang weiterzulesen. Meistens zwang ich mich dazu, innezuhalten. Den so magisch gesetzten Worten nachzusinnen. Dem Geschrieben Zeit zu geben, sich zu setzen. Zu mir zu setzen. Noch ein wenig zu plaudern. Denn Weebers Worte klingen nach. Sehr gerne spreche ich für dieses Kleinod eine dringende Leseempfehlung aus!

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„Enzo – Oder: Warum es in Ordnung ist, Angst zu haben“

„Enzo – Oder: Warum es in Ordnung ist, Angst zu haben“ von Jochen Weeber und Fariba Gholizadeh

Der kleine Esel Enzo eroberte in „Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss“ unsere Herzen im Sturm. Umso gespannter waren wir auf den zweiten Band. Wie würde uns der zweite Teil gefallen? Käme die Fortsetzung an den ersten Teil heran?

Wir hätten uns die Gedanken sparen können. „Enzo – Oder: Warum es in Ordnung ist, Angst zu haben“ begeisterte uns mindestens genauso.

Angst haben ist voll ok!

Auf seinem Weg zu Doktor Eule sagt sich Enzo immer wieder, dass er ein mutiger kleiner Esel ist. Doch im Wartezimmer verlässt ihn der Mut. Da nutzt der Mut-mach-Zettel nichts. Selbst sein Lieblingsbuch hilft nicht. Also flitzt er – zack – nach draußen.

Wo er den Hasen trifft. Sein Freund begleitet ihn zurück ins Wartezimmer. Rät, an Schönes zu denken. Aber… ach… Enzo flitzt flugs wieder fort. Wo er das Eichhörnchen trifft. Das ihm einen Glücksbringer schenkt.

Nun, Enzo versucht es ganz tapfer. Immer wieder. Auch der Hahn weiß Rat. Genauso die Kuh. Schlussendlich schafft er es zum Arzt. Mit ganz viel Unterstützung seiner Freunde. Mit viel Einfühlungsvermögen. Einem verständnisvollen Doktor und Freunden, denen es eigentlich genauso geht.

Zusammen geht’s

„Enzo – Oder: Warum es in Ordnung ist, Angst zu haben“ von Jochen Weeber und Fariba Gholizadeh

Ach je, der Enzo. Leute, ich leg ihn Euch so sehr ans Herz. Uns begeisterte ja schon seine Suche nach etwas, was er richtig gut kann. Doch sein Kampf gegen die fiese Angst, lässt uns nochmal so richtig mitfiebern.

Wie gut kennen wir diese Wackelpuddingbeine. Wie nervös sind wir selbst vor Spritzen. Oder dem ersten KiTa-Tag nach einer längeren Pause. Oder überhaupt vor allem Neuen. Wenn dann Freunde dabei sind (oder Papa oder Mama oder eine Horde Kuscheltiere), fällt alles nur halb so schwer.

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„Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss“ von Jochen Weeber und Fariba Gholizadeh

Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss
Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss

Der kleine Esel Enzo verzweifelt. Er scheint einfach nichts gut zu können. Noch nicht einmal den roten Luftballon aufzupusten klappt. Pfffft – saust der Ballon dem Häschen ans Köpfchen. Und ach, was weint es! Doch gar nicht wegen des Ballons. Auch dem Hasen gelingt etwas nicht. Es ist zum Haare raufen.

Aber Enzo tröstet das Hasenkind. Denn ihm fällt ein, dass es richtig gut singen kann. Lächelnd versucht das Häschen nun den Ballon aufzublasen. Als er einigermaßen voll ist, passiert es… Pffft – diesmal erwischt es die Kuh. Auch sie ist traurig. Sie möchte doch so gerne schöne Schiffchen falten.

So saust der Ballon von Tier zu Tier. Alle können etwas nicht. Dennoch gelingt es Enzo immer, gute Laune zu verbreiten. Jedes Mal lenkt er den Blick der traurigen Tiere auf ihre Stärken. Nur er selbst weiß weiterhin nicht, was er gut kann. Dafür wissen es seine Freunde umso besser. 😉

Ganz viel Liebe für Enzo

Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss
Enzo von hinten

Enzo eroberte ganz schnell unsere Herzen. Schon die Anfangssituation ist uns so vertraut. Wie oft versuchte der Vize (4) schon einen Ballon aufzupusten. Und wie oft scheiterte er. Selbst dem Chef (7) gelingt es nicht immer. Geschweige denn mir…

Damit gewann Enzo schon auf den ersten Seiten ganz viel Liebe. Wie er dann die anderen Tiere tröstet, ihre Stärken erkennt und Freude verbreitet – das machte auch uns froh. Am Ende konnten wir seinen Freunden nur zustimmen. Enzo ist ein ganz toller Esel!

Jochen Weeber schrieb mit „Enzo – Oder: Was man alles nicht können muss“ eine aufbauende, zuversichtliche, herzerwärmende Geschichte für Kinder ab 3 Jahren. Sogar mein Siebenjähriger identifizierte sich mit den knuffigen Tieren. Denn in der Schule wird es ja nicht besser. Eigentlich gibt es doch das ganze Leben lang etwas, das man nicht können muss. Auf jeden Fall nicht sofort.

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