„Alles Humbug“ von Nadia Al Omari und Richolly Rosazza

Die Nächte werden länger. Der Herbst zieht endlich ins Land. Bald schon reitet St. Martin durch die Gassen und der Advent rückt näher. Meine Kinder träumen von gemütlichen Sofanachmittagen und einer Zeit voller Geschenke. Doch nicht alle freuen sich auf diese Tage. Sind alleine. Haben Geldsorgen. Wie gut passt es da, dass die Feste die wir als nächstes feiern auf Nächstenliebe und sozialer Verantwortung gründen. Das Schenken, das Teilen und die gemeinsame Zeit feiern. Das Bilderbuch „Alles Humbug“ vermittelt diesen Gedanken in meinen Augen ganz wunderbar.

Das Bilderbuch „Alles Humbug“ von Nadia Al Omari und Richolly Rosazza

„Ich hatte meine Mama schon oft gefragt, warum sie gerade mich immer zu Tante Chaqiquita schickte.“

Jeden Mittwoch schickt die Mutter das kleine Mädchen zu Tante Chapiquita Eier holen. Bis zum oberen Rand des Dorfes muss sie laufen. Denn die Mutter sorgt sich zu sehr um die Eier, um sie mit dem Fahrrad fahren zu lassen. Aber der Weg – am Spielzeugladen vorbei und über Pfützen hüpfend – ist schnell bewältigt.

Fest muss das Kind klopfen. Laut muss es rufen. Denn Chaqiquita macht erst auf, wenn sie weiß wer vor der Türe steht. Zu oft spielen die Kinder des Dorfes der alten Frau Streiche. Auch dem Mädchen ist sie nicht geheuer. Die schrille Stimme; das seltsame Grinsen; das kleine Türchen mit der Dunkelheit dahinter aus der sie die Eier holte: „das ganze Dorf sagte, sie sei eine Hexe“. Vielleicht hängen in Chapiquitas Stube deshalb überall Kräuter und Wurzeln von der Decke. Lagern deshalb Fläschchen in allen Farben in ihrer Vitrine.

Die Mutter schickt sie trotzdem. Oder gerade deshalb? Fest steht: Woche für Woche taucht das Kind ein in eine magisch anmutende Welt. Voller Schatten, Fantasiewesen und Düfte.

„Ein wenig erinnerte mich der Geruch auch an Purzelbäume, die ich im Frühling auf der Wiese schlug.“

Rückseite des Bilderbuches „Alles Humbug“ von Nadia Al Omari und Richolly Rosazza

Voller Düfte und voller Geschichten. Denn nachdem Eier und Geld ausgetauscht sind, bleibt das Mädchen. Trinkt aromatischen Blütentee. Isst warmes Gebäck. Lauscht gebannt den grausigen Heiligengeschichten, welche ihr Chaqiquita erzählt. Während die schon wieder ihrer Arbeit nachgeht. Welche genauso magisch ist, wie alles an diesem Ort. Aber auch genauso unheimlich.

Voll gestopft mit kindlicher Magie.

Mit Gänsehaut las ich dem Vize (5 Jahre) „Alles Humbug“ vor. Und er lauschte ergriffen. Betrachtete voller Aufmerksamkeit die warmen Bilder. Entdeckte Details, die mir entgangen waren. Fragte nach und schaute hinter die Worte.

Obwohl das Mädchen am Ende erschreckt aus dem Haus der alten Frau flieht. Ja, es ist ein durchaus gruseliges Bilderbuch. Voll gestopft mit kindlicher Magie. Mit Wesen, welche wir Erwachsenen nur noch selten sehen. Mit Visionen und Ängsten. Die zu leicht in Menschenköpfen entstehen, wenn Aufklärung fehlt. Und wenn Gruselgeschichten erzählt werden.

Wir lasen das Buch nach dem ersten Mal direkt ein zweites Mal. In dem Wissen, dass jeder Mittwoch gleich ist. Mit der Erkenntnis, dass dennoch am Anfang ein Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens liegt. Genau auf die Worte lauschend. Die trotz allem von Behaglichkeit und Zauber berichten. Tief in die kunstvollen Illustrationen schauend und durch die Furcht blickend.

Für mich ist „Alles Humbug“ ein absolutes Herzensbuch. Das, bedacht gemeinsam gelesen, viel Wärme in die Welt zu bringen vermag.

Ausschnitt des Vorsatzpapiers des Bilderbuches „Alles Humbug“ von Nadia Al Omari und Richolly Rosazza
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„Pippos Reise“ von Satoe Tone

Bilderbuch „Pippos Reise“ von Satoe Tone auf einer Frühlingswiese voller Gänseblümchen

Frosch Pippo kann nicht mehr träumen. Traurig zählt er Schafe. Bis ihn eins der Schäfchen mitnimmt. In seine Schafsträume. Zusammen reisen die beiden durch blühende Maiwiesen und über den Juni-Teich. Über eine Grassteppe voller Julikornblumen. In ein Meer voller Quallen, die mit den Sternen am Augusthimmel tanzen möchten. Hinein in ein erntereifes Weizenfeld im September.

Durch farbenfrohen Oktoberwald und kühlen Novemberregen. Dezember-Schneeflocken verwandeln sich in dichtes Januargestöber. Februarträume kündigen den Frühling an. Im März erwacht die Hoffnung. Verheißungsvoll blüht der April. Traumwandelnd verbunden wuchs eine tiefe Freundschaft.

Ein somnambulierender Rausch

Rückentext des Bilderbuches „Pippos Reise“ von Satoe Tone

Satoe Tone malt prächtige Traumwelten. Führt Pippo und uns durch watteweiche, glimmende, schummrige Kalenderbilder. Wir schweben, tauchen, wandeln durch die Monate. Begegnen Wesen, die alle eigene Wünschen hegen. Alle von anderen Welten schwärmen. Reisen wollen. Sich treiben lassen.

Das Bilderbuch „Pippos Reise“ ist eine wundersame Traumreise für Kinder ab zwei, drei Jahren. Es gibt auf eine tänzelnde, fantastische Weise Einblick in den Wandel des Jahres. Stellt die Monate vor. Gibt Einblick in die Essenz der Jahreszeiten. Ein somnambulierender Rausch, der zu eigenen Gedankenreisen inspiriert.

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„Das Krokodil sucht eine neue Heimat“ von Yoeri Slegers

Das Bilderbuch „Das Krokodil sucht eine neue Heimat“ von Yoeri Slegers

„Früher hatte Krokodil ein schönes Haus. […]
Es hatte eine Familie und viele Freunde. […]
Es war gut, bis es schlimm wurde.
Schlimm, schlimmer, am schlimmsten.“

Plötzlich war Krokodil nicht mehr sicher. Musste weg. Suchte einen Ort zum Bleiben. Doch nirgends passte es rein. Überall zeigten die anderen Tiere auf das Krokodil. Niemand hieß es willkommen. Wie sein Rucksack wurde es immer leerer und kleiner. Und es war so müde!

Als es sich vollkommen erschöpft irgendwo an Land schleppt, will es sich nur ausruhen. Umso überraschter ist es, als es erwacht. Denn es wartet eine wundervolle Überraschung. Weil es sie durchaus gibt. Die sicheren Orte. Mit herzlichen Wesen.

Aufklärend und Hoffnung stiftend

Rückenansicht des Bilderbuches „Das Krokodil sucht eine neue Heimat“ von Yoeri Slegers

Yoeri Slegers‘ Bilderbuch „Das Krokodil sucht eine neue Heimat“ erzählt von Flucht. Von Angst, Ablehnung und Erschöpfung. Aber auch von Mitgefühl und einem Ankommen. Der Belgier zeigt in seiner Fabel anhand eingängiger, kindgerechter Bilder die lange Reise eines Flüchtlings. Der eben noch gut lebte. Doch plötzlich heimatlos ist.

Dass es sich dabei um ein vermeintlich starkes, gefährliches Krokodil handelt, macht die ablehnende Haltung der anderen Tiere nachvollziehbarer. Dennoch gehört unsere Sorge dem müden Reisenden. Der dann von den Kleinsten und harmlosesten endlich Hilfe erhält. Sich integriert. Dazu gehört und seine neue Heimat aufs Beste ergänzt. Welch wundervolle Botschaft.

Ein aufklärendes, hoffnungsstiftendes Kinderbuch für kleine Weltenretter ab drei Jahren.

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„Die wunderbare Welt der Snoozette“ von Valentine Paradis und Caterina Metti

„Die wunderbare Welt der Snoozette“ von Valentine Paradis und Caterina Metti

Snoozette lebt in einer windschiefen Hütte. An einem immer trüben Ort. Passend zum Wetter trinkt sie traurig-düstere Tee-Mischungen. Trainiert Schnell-Schlummern. Dösen, nicken, schlummern – das kann sie überall und immer. Dabei sind ihre Tage fast immer gleich. Bis auf diesen einen Nachmittag, „… an dem Snoozette anfing, quer über den Himmel zu spazieren.“

Mit Snoozette träumen wir uns in den Himmel. Schauen ihr beim Wolken pflücken zu. Wie sie „Eau de Rain“ in kostbare Parfümflaschen füllt. Oder Wolkenzuckerwatte nascht. In einer Teetasse badet. Der Wind sein Spiel mit ihr treibt. Bis es Zeit wird. Für eine frische Tasse Tee. Für das nächste Nickerchen.

Den Kopf in den Wolken

„Die wunderbare Welt der Snoozette“ von Valentine Paradis und Caterina Metti

Während wir die „Die wunderbare Welt der Snoozette“ entdecken, erwacht unsere Fantasie. Je tiefer wir in Snoozettes Traumwelt versinken, desto wacher blicken wir an der Realität vorbei. Flüchten aus unserem doch manchmal tristen, ermüdenden Pandemie-Alltag. Hinein in eine schwerelose Welt. Stecken den Kopf in die Wolken. Lassen uns treiben. Tauchen nur auf, für eine andere Geschichte. Ein weiteres Buch. Eine Tasse Tee. Dank Dir, Snoozette! Denn was kann es zur Zeit besseres geben. Abwarten. Tee trinken. Und träumen!

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„Lucias Leuchten“ von Ian de Haes

„Lucias Leuchten“ von Ian de Haes
„Lucias Leuchten“

Lucia strahlt! Wie eine kleine Supernova. Superleuchtend. Mit ihrem Licht erhellt sie finstre Ecken. Ok, verstecken fällt Lucia ganz schön schwer. Dafür braucht sie beim Lesen unter der Bettdecke keine Taschenlampe.

„Lucia liebt ihr Licht. Sie fühlt sich außergewöhnlich.“ Bis sie in die Schule kommt. „Leuchten ist keine Superkraft! …nur zu leuchten ist nichts Besonderes.“

Dieser Satz lässt Lucia zweifeln. Erschüttert ihr Selbstvertrauen. Aber warum starren sie trotzdem alle an? Sie will doch gar nicht auffallen…

Eine wahre Superheldin

„Lucias Leuchten“ von Ian de Haes
Lucias Rücken

Von nun an verbirgt Lucia ihr Leuchten. Dabei ist sie so gründlich, dass ihr Licht fast ganz verlischt. Doch als ihre kleine Schwester in der Dunkelheit weint, tröstet sie sie mit ihrem Glimmen. Entfacht ihr Strahlen erneut. Und versteht, dass sie ihr Licht teilen kann. Wie ein wahre Superheldin.

Ian de Haes‘ Illustrationen scheinen selbst zu leuchten. Der Belgier bannt wundervolle Lichteffekte auf‘s Papier – mal warm, mal kühl, hier dezent, dort blendend. Jede Seite, jeder Ton trifft Lucias Stimmung perfekt. Verstärkt Freude oder Unsicherheit, Angst und Stärke. De Haes‘ Bilder berühren.

So inspiriert „Lucias Leuchten“ hoffentlich ganz viele Menschen – Große und Kleine – ihr eigenes Leuchten zu sehen. Ihr Strahlen zu erkennen, zu lieben und es zu teilen.

Bringt Licht und graue Tage

„Lucias Leuchten“ von Ian de Haes
„Lucias Leuchten“

Jedenfalls hat es uns Licht in diese schwierige Zeit gebracht. Chef (7) und Vizechef (4) mochten die strahlende Lucia ganz arg. Verstanden nicht, warum sie sich plötzlich verstecken wollte. Ganz traurig schauten sie dabei zu, wie ihr Leuchten weniger wurde.

Umso mehr freuten sie sich, als sie ihr Licht wieder entfachte. Sogar teilte. Besonders der Vize begann sofort selbst zu strahlen. Dann erzählte ich meinen Jungs, dass sie für mich auch so strahlen. Seit ihrer Geburt. Genauso hell wie Lucia.

Was glühten sie da auf! Schauten erst verwundert. Um sich dann ganz stolz, ganz glänzend gegenseitig anzulächeln.

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