„Mina entdeckt eine neue Welt“: Die Farbe der Sprache

„Mina entdeckt eine neue Welt“ von Sandra Niebuhr-Siebert und Lars Baus

Lust hat Mina keine. Aber Mama möchte es gerne. Und Mina hat Mama lieb. Also geht sie morgen das erste Mal in den Kindergarten. Dort fühlt sich alles farblos an. Immerhin wird sie von einer Frau mit warmen, freundlichen Augen begrüßt. Doch was die Frau sagt, das versteht Mina nicht. Deswegen schweigt sie lieber. „Wer schweigt, kann nichts Falsches sagen.“

Nach und nach versteht Mina mehr und mehr. Sie testet all die neuen Worte. Spielt mit ihnen. Je mehr sie versteht, desto bunter wird ihre neue Welt. Desto wohler fühlt sie sich in ihr. Bis sie schließlich ganz angekommen ist. Jedes Teil seine Farbe, seinen Namen hat. Bis sie sich in der neuen Sprache genauso zu Hause fühlt, wie in ihrer Muttersprache.

Blick in Kinderköpfe

Wie fühlt es sich an, ganz neu anzufangen? Ohne jemanden zu kennen? Ohne die Sprache zu verstehen? Einfach ins kalte Wasser geschmissen zu werden? Sprachpädagogin Sandra Niebuhr-Siebert (Jurymitglied beim Leipziger Lesekompass und beim KIMI-Siegel) erzählt uns in ihrem Bilderbuch „Mina entdeckt eine neue Welt“ sehr anschaulich, was in Kinderköpfen dabei vorgeht. Damit weckt sie Verständnis für die Neuen in KiTa.

Die Geschichte ist zeitlos und trifft einen immer aktuellen Nerv. Es geht um Unsicherheit, ums Ankommen, um Integration. Die unglaublich schönen Bilder von Lars Baus erwecken das Erzählte zum Leben. Der Illustrator fängt Minas Gefühle berührend ein, veranschaulicht ihre Verlegenheit und Ängste, ihre Tapferkeit und Freude.

Beginnt Minas KiTa-Welt schwarz-weiß, kommt mit jedem Wort, dass sie versteht mehr Farbe in ihr Leben. Bis alles so farbenfroh ist wie es bei ihrer Familie immer schon war. Dabei erhalten wir Einblick in Minas Alltag und ihre Träume. Denn im Schlaf verarbeitet die Kleine die Abenteuer des Tages. Die Darstellung der Sprache und des gesprochenen Wortes finde ich sehr gelungen. Sehr verständlich.

Bilder sagen mehr als tausend Worte

Überhaupt, das Buch funktioniert ganz wunderbar ohne den begleitenden Text. Die Bildsprache sagt mehr als tausend Worte. Damit eignet sich „Mina entdeckt die Welt“ wirklich perfekt für die Zielgruppe: Sprachneulinge jeden Alters – in Kindergarten, Schule und auf der Arbeit. Denn so wie es Mina in der KiTa geht, so geht es wohl jedem, dem die Worte fehlen.

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„Monsterpost“ von Emma Yarlett: Schmausig, witzig, frech

"Monsterpost" von Emma Yarlett
„Monsterpost“

Schmaus sieht oberlecker aus. Viel zu lecker, um ihn allein zu verspeisen. Deswegen lädt Monster seine Freunde ein. Natürlich ganz klassisch – per Brief. Nach und nach trudeln die Zusagen ein. Erst von Graf Vielfrass, der es gerne saftig und fett mag. Dann kommt Madame Gargoyles Antwort. Die Gute mag es salzig. Für Riese Rambo muss es schleimig sein. Und Fussel-Fee isst nur Eiskaltes.

Monster bemüht sich wirklich redlich, die Sonderwünsche seiner Gäste zu erfüllen. Dabei versteht es Schmaus vorzüglich seine missliche Lage ins Gegenteil zu kehren. Bis Monster schließlich sagt: „Du siehst gar nicht mehr aus wie ein Schmaus.“ Naja… „Und du siehst gar nicht mehr aus wie ein Monster…“, findet der kleine Junge. Doch morgen kommen die Gäste! Was soll man da nur machen?

Ecklige Pampe? Nein danke!

"Monsterpost" von Emma Yarlett
„Monsterpost“

„Monsterpost“ ist schräg und witzig und frech. Von der ersten bis zur letzten Seite macht es einfach nur Spaß. Wie Klein-Schmaus das pinke Monster höflich um den Finger wickelt, ist zum Niederknien.

Ecklige Pampe? Nein danke! Schokokuchen ist viel netter und man wird davon viel fetter. Salzig soll’s sein? Ein Bad im Meer wird’s richten! Auch für Schleim und Eis fallen dem pfiffigen Knirps erfreuliche Lösungen ein.

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Zauber-Malbücher von Anja Dreier-Brücker und Christine Thau

Zauber-Malbücher aus dem Moses Verlag
Zauber-Malbücher

Zaubertafeln stehen bei meinen Jungs hoch im Kurs. Gerade unterwegs beschäftigen sie Chef (7) und Vizechef (3) einfach und effektiv. So kamen auch die Zauber-Malbücher des Moses Verlags bei den beiden gut an. Diese Heftchen verbinden die begehrte Zaubertafel mit kleinen Geschichten und putzigen Illustrationen.

In „Manege frei, Milla!“ präsentiert uns Zirkusdirektorin Milla tierische Artisten. Indem die Kinder die angeschnittenen Bilder auf der Zaubertafel vervollständigen, helfen sie bei den Kunststücken. Sind Teil der Show.

In „Fee Klitzeklein macht Wünsche wahr“ erfüllt eben jene Fee die Wünsche ihrer Freunde. Dabei braucht sie aber Hilfe. So verwandeln die Kinder mit der Fee zusammen das Pony in ein Einhorn. Oder schenken der Schildkröte einen prächtige Lockenmähne.

Tolle Idee

Die Idee fanden wir alle ganz toll. Die Bildwelten und knuffigen Tiere gefielen uns sehr. Doch die Geschichten konnten uns nicht so recht packten. Es fehlte das gewisse Etwas. Genau können wir es gar nicht sagen.

Dennoch beschäftigen sich die Jungs gerne mit den Heften. Bei diversen Autofahrten und im Zug kamen sie schon zum Einsatz. Die Jungs ergänzen die Bilder wild und frei. Oder nutzen die Tafel einfach so. Der Große für Schreibübungen oder Schatzkarten. Der Kleine für Wolkenzauber und Regenbögen.

Als Mitbringsel oder als Überraschungsgeschenk vor längeren Fahrten finde ich die Zauber-Malbücher sehr gelungen. Auch beim Warten auf den Arzttermin oder den neuen Ausweis kommt die Beschäftigung sehr gelegen.

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Gary Paulsen: „Harris und ich. Von Mörderschweinen, der Kuh Vivian, Ernie dem Hahn und …und … und“

"Harris und ich - Von Mörderschweinen, der Kuh Vivian, Ernie dem Hahn und ...und ... und" von Gary Paulsen

„Es sind Sommerferien, aber auf der Farm der Larsons gibt es keinen Urlaub. Hier muss jeder mit anpacken, und das merkt auch der Junge aus der Stadt. Das eindeutig Beste an der Farm ist für ihn Harris, sein Cousin. Der ist ein echter Chaot und hat nur Blödsinn im Kopf. Die Jungs reiten auf Riesenschweinen, kämpfen gegen Ernie, den verrückten Hahn, und düsen mit ihrem frisierten Fahrrad über den Hof. Es wird der schönste Sommer überhaupt…“

Als ich diesen Klappentext las war klar: „Harris und ich“ soll uns in die Ferien begleiten. Ich erwartete eine frische, idyllische Sommerlektüre für Kids. Doch das war nicht annährend das, was uns erwartete.

Tatsächlich war ich nah dran, die Lektüre nach dem ersten Kapitel abzubrechen. Schnell merkte ich, dass mein (fast) siebenjähriger Chef eigentlich noch zu „unschuldig“ für Harris und seine Welt war. Schon nach den ersten Seiten wurde mir klar: Diese Welt ist eine andere als unsere. Eine härtere. Eine, die zeitlich und gesellschaftlich weit weg von unserer flauschigen Stadtfamilienwelt des 21. Jahrhundert liegt.

Wild und unbeaufsichtigt

"Harris und ich - Von Mörderschweinen, der Kuh Vivian, Ernie dem Hahn und ...und ... und" von Gary Paulsen

Denn der neunjährige Harris lebt auf einer Farm der 1950er-Jahre. Er flucht wie ein Kesselflicker und kassiert dafür ordentliche Backpfeifen von Mutter und Schwester oder gar eine Tracht Prügel. Er führt ein wildes, unbeaufsichtigt Leben in und um den altertümlichen Hof im Nirgendwo der amerikanischen Einöde. Harris ist ein Raufbold, Tunichtgut, Lausebengel.

Der unwesentlich ältere Erzähler besucht Harris während seiner Ferien. Die verbringt er immer bei anderen Verwandten, denn seine Eltern sind Säufer. Können sich nicht um ihn kümmern. Mit seinem Vater (Soldat) war er auf den Philippinen. Dort erhielt er seine „smusigen Bildchen“, die er hütet wie einen Schatz. Der Junge kam schon viel rum. Doch so frei und unbekümmert wie bei Harris lebte er nie.

Kriegsspiele und Elektrizität

Zusammen stellen die beiden Jungen allerhand Unsinn an. Dabei zeigt Harris seinem Gast nicht nur wie man Frösche aufbläst, um zu verhindern, dass sie tauchen. Sie spielen Krieg, wobei die Farm-Schweine als Kommie-Japse herhalten müssen. Gehen mit Hof-Luchs Fetzer auf Mäusejagd. Versuchen sich als „Tarzan der Affenmensch“ auf den Heuboden zu schwingen. Bringen sich beim Cowboy-Spiel in Gefahr, rauchen und entdecken die Kraft der Leitfähigkeit von Urin. Ich sag nur: Elektischer Zaun.

Anachronistisch anmutend

„Harris und ich“ ist alles andere als politisch korrekt. Es ist unverschämt, es ist laut und es ist teilweise durchaus geschmacklos. Aber es macht auch unglaublich Laune. Eigentlich wollte ich nach dem aufgeblasenen Frosch abbrechen und das Buch zumindest noch ein paar Jahre in den Giftschrank packen wollte. Doch mein Mann nahm Partei für das anachronistisch anmutende Werk ein. Also las er es dem Filius vor. Und sie hatten großen Spaß.

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„Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ von Kristina Günak

„Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ von Kristina Günak

Als Autorin Lucy bei ihrer gutaussehenden Mitfahrgelegenheit Ben einsteigt, will sie eigentlich nur zu ihrer Familie. Weihnachten feiern. Doch ein heftiger Schneesturm treibt sie in die warme Stube von Dorle. Einer sehr mutigen, sehr alten Dame, die am Heiligen Abend ihr Zuhause und ihre Lebensweisheit gerne mit den jungen Leuten teilt. Und nicht nur das. Wenige Wochen später vermacht sie den beiden auch noch ihren Bauernhof in der Norddeutschen Pampa.

Das ungleiche Paar wagt den Sprung ins kalte Wasser. Von der Stadt aufs Land. Aus der urbanen Einsamkeit in die Dorfgemeinschaft mit rührigen Nachbarn. Dabei steht fest: Das Zusammenleben ist rein platonisch. Muss es sein! Doch das ist – wie immer – viel leichter gesagt als getan.

Frech und nah, authentisch und fehlbar

„Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ von Kristina Günak

Lucy erzählt von ihrem Abenteuer als würde sie es einer Freundin erzählen. Sie erzählt, wie sehr die alte Dorle sie beeindruckte. Wie einsam sie in Hamburg war, wie nervend ihr Job als Übersetzerin sein kann und wie herausfordernd die Arbeit an ihrem ersten Roman ist. Sie schildert ihre Ängste und Hoffnungen frei von der Seele weg. Fast wie in einem Tagebuch bekommen wir mit, wie sich Lucy, ihr Leben und ihre Beziehung zu Ben entwickelt. Der Ton: Frech und nah, authentisch und fehlbar.

Ben dagegen ist schon fast zu perfekt: Gottgleich gutaussehend, hilfsbereit, aufmerksam, zugewandt und verletzlich – ein wahr gewordener Traum von einem Mann. Da er aber aus Lucys gefühlsgetrübten Augen beschrieben wird, verzeih ich diesen Perfektionismus gerne. Sehe ich meinen Liebsten bisweilen doch genauso. ?

Leichtfüßiger Roman über die Liebe

„Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ von Kristina Günak

Kristina Günak schreibt wie immer charmant-locker und einnehmend. Ich mag ihren frischen, natürlichen Stil einfach gerne. So ist „Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ ein leichtfüßiger Roman über die Liebe – zu sich selbst, zu anderen, die Große und die Alltägliche.

Noch mehr noch ist es ein Roman über Mut und Selbstfindung. Ein Roman der anstiftet, Dinge zu wagen. Gelegenheiten zu ergreifen und auf’s Herz zu hören. Die Welt zu verändern. Wenn auch nur die Eigne. Denn dort beginnt es.

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Florian L. Arnold: „Pirina“

Florian L. Arnold: "Pirina"
„Pirina“

Sie verloren ihre Familien. Flohen vor Krieg, Tyrannei, Faschismus. Nahmen unglaubliche Strapazen auf sich. Reisten in ständiger Lebensgefahr. Ließen Wegefährten hinter sich. Strebten in Richtung der gelobten Stadt am Meer. In ein anderes Land. In den Frieden.

Um sich in einem Haus zu treffen, dessen Namensschilder immer leer blieben. In dem niemand gefunden werden wollte. In dem die Wände dünn waren. Sie glaubten nicht an die Liebe. Und fanden sie doch.

Eine poetische Liebesgeschichte

Florian L. Arnold erzählt in „Pirina“ eine poetische Liebesgeschichte. Eine Geschichte voll Horror; eine Geschichte voll Hoffnung. In dichterischen Sätzen, fast lyrisch, legt er das Schicksal seiner Protagonisten vor unsere Füße. Schreibt es in unser Herz. Berichtet von Tod, Flucht und Schuld. Genauso wie von Mut und Lebenslust, vom Durchhalten und der wahren Liebe.

Ich las mir viele Passagen laut vor. Genoss die wohlgesetzten Worte. Die klangvollen Sätze. Fast wirkt „Pirina“ wie ein 192-seitiges Gedicht. Mal mehr, mal weniger rhythmisch. Doch immer ästhetisch. Kunstvoll. Das mag teilweise verwirren. Zwischen Zeitsprüngen und Gedankengängen verirrte ich mich gar ein wenig. Doch von graden Wegen halte ich wenig. Auch in Arnolds Grafiken, verlor ich mich angenehm.

Keine leichte Lektüre

„Prinina“ ist keine leichte Lektüre. Sie schmeichelt nicht. Sie fordert. Und das zu Recht!

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„Monster!“ von Stephan Pricken

"Monster!" von Stephan Pricken
„Monster!“

Samstagmorgen, kurz vor 6 Uhr. Mama und Papa schlafen noch tief und fest. Und wollen auch gerne noch ein Weilchen schlummern. Auch wenn Joscha von Monstern im Wohnzimmer spricht. Schließlich gibt es gar keine Monster.

Tja, auch wenn Mama und Papa sonst echt alles wissen, von Monstern haben sie keine Ahnung. Um sein Zwergkaninchen zu beschützen, wagt sich Joscha ins Erdgeschoss. Dabei überrumpelt er drei Schrankrabbler.

Die entpuppen sich als harmlose Chaoten, die eigentlich nur weiterziehen möchten. Allein, sie finden den richtigen Schrank nicht. Bei ihrer gründlichen Suche richten sie ein ebenso gründliches Chaos an. Es kommt, wie es kommen muss: Das monstermäßige Tohuwabohu weckt Papa. Der glaubt natürlich kein Wort von Joschas Bericht. Denn Monster, die gibt es doch gar nicht!

Hat alles, was ein Kinderbuch braucht

"Monster!" von Stephan Pricken
„Monster!“

„Monster!“ von Stephan Pricken hat hier einen ähnlichen Effekt, wie das Flötenspiel des Rattenfängers von Hameln. Wir waren schon auf dem Weg zum Spielplatz, als uns das Buch erreichte. Also nahm ich es kurzerhand mit. Nachdem ich es ausgepackt hatte, klebte der Vizechef an mir. Ich solle vorlesen. Sofort! Also las ich es dem Dreijährigen vor. Kaum hatte ich die zweite Seite umgeblättert, saßen plötzlich vier Kinder um mich herum. Bis zum Ende des Buches waren’s sechs (natürlich alle bekannt und aus unserer engen Schul- und KiTa-Seuchengruppe).

"Monster!" von Stephan Pricken
„Monster!“

Kaum hatte ich es beendet, schleppte einer aus der Bande das Buch zu seiner Mama. Die mit ihrer Lesung die vorhandenen – und weitere – Kinder fesselte. Mit dabei waren Drei- bis Siebenjährige und alle waren begeistert. Der Effekt nutzte sich bisher auch nicht ab. Sobald meine Jungs „Monster!“ erblicken, wollen sie es lesen. Und ich erfülle ihnen diesen Wunsch gerne.

Denn „Monster!“ hat einfach alles, was ein gutes Kinderbuch braucht: Einen mutigen Helden, lebendig-bunte Illustrationen, einen pfiffigen Text, Quatsch-Humor, ein heimeliges Abenteuer-Feeling und eine fein-sanfte Moral. Wir lieben es!

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„Mittagsschmaus im Hasenhaus“ von Christine Thau und Carla Häfner

"Mittagsschmaus im Hasenhaus" von Christine Thau und Carla Häfner

„Mmh, wie duftet es doch herrlich
aus dem kleinen Hasenhaus!
Mama Hase kocht für alle
einen leck’ren Mittagsschmaus.“

Doch wo sind denn alle? Mama Hase geht los, sammelt die Familie ein: Hansi, Papa, Opa, Oma und auch Onkel Heinrich. Bis endlich die ganze Familie am Tisch sitzt, „gut gelaunt, wie jeder sieht.“ Guten Appetit! ?

Schon seit Wochen will ich Euch dieses süße Pappbilderbuch von Haba vorstellen, doch im heimischen Chaos fand ich es einfach nicht. Egal wie gründlich ich suchte. Vor wenigen Tagen dann strahlte der Vizechef mich an und brachte mir das Buch zum Vorlesen. Er hatte es gebunkert. Gehütet wie einen Schatz und sich immer wieder angeschaut. Wollte nicht, dass ich es entführe, wie ich es immer mache mit Büchern, die ich noch rezensieren will.

Als der Dreijährige grinsend vor mir stand und das „beichtete“, war ich unendlich gerührt. Welch großes Kompliment an das Buch! Deswegen muss ich mich nun aber auch beeilen mit meinem Bericht. Denn wenn der Vize aus der KiTa kommt, soll er es direkt wiederbekommen.

Kleinkind-Wohlfühl-Atmosphäre

"Mittagsschmaus im Hasenhaus" von Christine Thau und Carla Häfner

Denn ich versteh ihn ja. „Mittagsschmaus im Hasenhaus“ schafft mit seinen knuffigen Illustrationen, den verspielten Mitmach-Reimen und den großen Klappen eine wundervolle, süchtig machende Kleinkind-Wohlfühl-Atmosphäre. Wenn ich vorlese, dass er der Mama beim Suppe kochen helfen soll, dann grinst der Vize und „rührt“. Wenn es darum geht, Hansi zu trösten, dann pustet er auf das weinende Hasenkind. Und wenn es darum geht, Papa wach zu kitzeln, dann kichert er voller Schalk. Die schlafende Oma im Schaukelstuhl stupst er dagegen ganz sanft an.

Das alles passiert natürlich zum größten Teil im Kinderkopf. Die Regungen, die sich im Gesicht des Vizes zeigen, sind dabei ganz vielfältig, intensiv und für ihn ganz echt. Es ist so niedlich. Und so beeindruckend!

Gefällt auch noch dem Sechsjährigen

"Mittagsschmaus im Hasenhaus" von Christine Thau und Carla Häfner

Die kulleräugigen Tiere von Christine Thau mögen meine Kinder in jedem ihrer Bücher sehr. In „Mittagsschmaus im Hasenhaus“ fallen uns neben den Hauptdarstellern noch viele andere Gäste auf: Maus und Biene, die auch gern etwas von Suppe abbekämen; Eichhörnchen und Vogel, die erschrocken auf Hansi blicken; Familie Frosch beim Mittagsschmaus; die Rennfahrermaus; die Schnecke mit dem Birnhaus und noch so viel mehr. Es gibt soviel Kleinigkeiten, soviel Nebengeschichten zu entdecken. Das hätte ich diesem kleinen Büchlein gar nicht zugetraut.

So macht es auch noch dem Sechsjährigen Freude. Dabei versucht er sich auch am Selberlesen. Zwar bringen einige der hüpfenden Verse von Carla Häfner den (sich schwer tuenden) Leseanfänger arg zum Stolpern. Doch bei den meisten klappt es schon ganz gut. Und dann ist er stolz wie Bolle. Mir machen gefallen die Reime richtig gut, so dass ich auch beim zehnten Vorlesen noch Lust auf das nächste Mal habe.

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„Hin und nicht weg“ von Lisa Keil

"Hin und nicht weg" von Lisa Keil
„Hin und nicht weg“

Nun steht Rob da. Als Trauzeuge auf der Hochzeit seiner besten Freundin Kaya. Dabei ist er selbst bis über beide Ohren in sie verliebt. Doch der Zug ist nun endgültig abgefahren. Da kommt der tierärztliche Hilferuf seiner Kollegin wie gerufen. Genauso wie dieses wild tätowierte Mädel aus Berlin.

Die Cousine des Bräutigams nutzt die Gunst der Stunde, um der romantischen Hochzeitsidylle zu entfliehen. Dass dieser kurze Ausflug mit einem Aushilfsjob in Robs Tierarztpraxis endet, hätte die spontane Wahlberlinerin aber auch nicht erwartet. Überhaupt: Im ländlichen Neuberg findet Anabel noch viel mehr, als eine Möglichkeit sich ihrer Geldsorgen zu entledigen.

Missverständnisse, Blut und Tränen

"Hin und nicht weg" von Lisa Keil
„Hin und nicht weg“

In Lisa Keils Debüt Bleib doch, wo ich bin begleiteten wir die quirlige Kaya durch einen verwirrend gefühlschaotischen Frühling voller Herz und Schmerz und Durcheinander. Nun erleben wir, wie die unkonventionell anmutende Anabel das Leben von Kayas besten Freund Rob durcheinanderwirbelt.

Die unabhängige junge Frau bringt freche Berliner Luft in das beschauliche Neuberg. Und in das Leben des gutaussehenden, mega sympathischen Tierarztes Rob. Rob ist einfach ein Kerl zum Dahinschmelzen. Gutaussehend, witzig, verständnisvoll. Ein Traummann, fast ohne Ecken und Kanten. Fast schon zu nett, zu fehlerfrei, zu beständig. Da kann man Kaya wirklich nicht vorwerfen, dass er in der ewigen Friendzone gelandet ist.

Doch die freimütige Anabel lockt diesen Typen a la „Schwiegermamas Liebling“ nach und nach aus der Reserve. Freilich müssen sich die beiden erst durch reichlich Missverständnisse, Blut und Tränen hindurchwuseln, bevor sie zueinander finden.

Ein echtes Wohlfühlbuch

Keil bannt das Schicksal ihrer Protagonisten so lebendig, liebenswert und amüsant aufs Papier, dass ich die 432 Seiten regelrecht verschlang. Dabei gefiel mir ihr zweites Buch noch um einiges besser als ihr Debüt. Obwohl mir auch das schon richtig gut gefiel. „Hin und nicht weg“ ist bodenständiger, etwas weniger übertrieben konstruiert, irgendwie ruhiger, doch keineswegs langatmig. Für mich ein echtes Wohlfühlbuch.

Was mich besonders freute: Wir begegnen auch Kaya, Lasse, Milli und anderen liebgewonnen Charakteren aus dem ersten Neuberg-Buch wieder. Denn die Neuberg-Gang wuchs mir ganz schön ans Herz.

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„Schokuspokus 2: Wahnsinnig vanillig“ von Maja von Vogel und Franziska Harvey

"Schokuspokus 2: Wahnsinnig vanillig" von Maja von Vogel und Franziska Harvey
„Schokuspokus 2“

Im ersten Band der Schokuspokus-Reihe lernten wir Amanda, Oskar, Jantje, Fiete, Lina, Kalle und Klarissa kennen. Die sieben Kinder leben im Waisenhaus der fiesen Agathe Nieswurz. Doch es ist kein normales Waisenhaus. Es ist eine Schokoladenfabrik! Dr. Nieswurz zwingt die Waisen, ihre berühmte Schokuspokus-Schokolade herzustellen. Dabei ist probieren strengstens verboten.

Nachdem die Kinder den verschollenen Maya-Becher mit Glückskakaobohne gefunden haben, suchen sie nun die restlichen sechs Zutaten für den sagenumwobenen Glückskakao. Zufällig erfahren sie, dass ganz in der Nähe eine der Zutaten zu finden ist: die Goldene Glücksvanille. Auf der Jagd nach der seltenen Pflanze müssen die Kinder clever und mutig sein. Dabei wächst besonders der ängstliche Oskar über sich hinaus.

Perfekte Lesestarter-Reihe

"Schokuspokus 2: Wahnsinnig vanillig" von Maja von Vogel und Franziska Harvey

Ebenso wie schon Band eins („Der geheime Kakaoklau“) konnte Band zwei den sechsjährigen Chef überzeugen. In zwei Urlaubskuschel-Lese-Einheiten verschlangen wir die übersichtliche Episode. Nun steht Band drei dick auf der Wunschliste zum nahenden siebten Geburtstag („Das Jaguar-Geheimnis“ erschien im April). Wir werden die sympathische Schokuspokus-Bande also auch die restlichen fünf Bände begleiten dürfen. Denn der nächste Teil („Die magische Maya-Krone“) erscheint im Oktober.

Die große Schrift, die einfachen Sätze, die kurzen Kapitel, die zahlreichen Illustrationen und die übersichtliche Gesamtlänge machen Schokuspokus zur perfekten Lesestarter-Reihe (für geübte Leseanfänger ab Ende der ersten Klasse). Mein I-Dötzchen tut sich mit dem Lesenlernen sehr schwer. Doch jetzt – in den Sommerferien zwischen 1. und 2. Klasse – ließ er sich immerhin zum Mitlesen animieren. Ganze Sätze las er (fast) ohne zu murren. Ein echter Erfolg!

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