Gary Paulsen: „Harris und ich. Von Mörderschweinen, der Kuh Vivian, Ernie dem Hahn und …und … und“

"Harris und ich - Von Mörderschweinen, der Kuh Vivian, Ernie dem Hahn und ...und ... und" von Gary Paulsen

„Es sind Sommerferien, aber auf der Farm der Larsons gibt es keinen Urlaub. Hier muss jeder mit anpacken, und das merkt auch der Junge aus der Stadt. Das eindeutig Beste an der Farm ist für ihn Harris, sein Cousin. Der ist ein echter Chaot und hat nur Blödsinn im Kopf. Die Jungs reiten auf Riesenschweinen, kämpfen gegen Ernie, den verrückten Hahn, und düsen mit ihrem frisierten Fahrrad über den Hof. Es wird der schönste Sommer überhaupt…“

Als ich diesen Klappentext las war klar: „Harris und ich“ soll uns in die Ferien begleiten. Ich erwartete eine frische, idyllische Sommerlektüre für Kids. Doch das war nicht annährend das, was uns erwartete.

Tatsächlich war ich nah dran, die Lektüre nach dem ersten Kapitel abzubrechen. Schnell merkte ich, dass mein (fast) siebenjähriger Chef eigentlich noch zu „unschuldig“ für Harris und seine Welt war. Schon nach den ersten Seiten wurde mir klar: Diese Welt ist eine andere als unsere. Eine härtere. Eine, die zeitlich und gesellschaftlich weit weg von unserer flauschigen Stadtfamilienwelt des 21. Jahrhundert liegt.

Wild und unbeaufsichtigt

"Harris und ich - Von Mörderschweinen, der Kuh Vivian, Ernie dem Hahn und ...und ... und" von Gary Paulsen

Denn der neunjährige Harris lebt auf einer Farm der 1950er-Jahre. Er flucht wie ein Kesselflicker und kassiert dafür ordentliche Backpfeifen von Mutter und Schwester oder gar eine Tracht Prügel. Er führt ein wildes, unbeaufsichtigt Leben in und um den altertümlichen Hof im Nirgendwo der amerikanischen Einöde. Harris ist ein Raufbold, Tunichtgut, Lausebengel.

Der unwesentlich ältere Erzähler besucht Harris während seiner Ferien. Die verbringt er immer bei anderen Verwandten, denn seine Eltern sind Säufer. Können sich nicht um ihn kümmern. Mit seinem Vater (Soldat) war er auf den Philippinen. Dort erhielt er seine „smusigen Bildchen“, die er hütet wie einen Schatz. Der Junge kam schon viel rum. Doch so frei und unbekümmert wie bei Harris lebte er nie.

Kriegsspiele und Elektrizität

Zusammen stellen die beiden Jungen allerhand Unsinn an. Dabei zeigt Harris seinem Gast nicht nur wie man Frösche aufbläst, um zu verhindern, dass sie tauchen. Sie spielen Krieg, wobei die Farm-Schweine als Kommie-Japse herhalten müssen. Gehen mit Hof-Luchs Fetzer auf Mäusejagd. Versuchen sich als „Tarzan der Affenmensch“ auf den Heuboden zu schwingen. Bringen sich beim Cowboy-Spiel in Gefahr, rauchen und entdecken die Kraft der Leitfähigkeit von Urin. Ich sag nur: Elektischer Zaun.

Anachronistisch anmutend

„Harris und ich“ ist alles andere als politisch korrekt. Es ist unverschämt, es ist laut und es ist teilweise durchaus geschmacklos. Aber es macht auch unglaublich Laune. Eigentlich wollte ich nach dem aufgeblasenen Frosch abbrechen und das Buch zumindest noch ein paar Jahre in den Giftschrank packen wollte. Doch mein Mann nahm Partei für das anachronistisch anmutende Werk ein. Also las er es dem Filius vor. Und sie hatten großen Spaß.

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