„Ein eiskalter Fisch“ von Frauke Angel und Elisabeth Kihßl

„Ein eiskalter Fisch“ von Frauke Angel und Elisabeth Kihßl

„Heute war der schönste Tag in meinem Leben. Heute ist Onno gestorben.“

So beginnt das außergewöhnliche Bilderbuch „Ein eiskalter Fisch“. Der titelgebende Fisch ist gestorben. Ist eiskalt. Das macht Papa sehr traurig. So traurig, dass er weint. Dabei ist Gefühlsduselei sonst so gar nicht Papas Art.

„Doch heute hat er sich gefühlt. Und das war überhaupt nicht dusselig.“

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„Keine Angst, großer Wolf“ von Jan De Kinder

„Keine Angst, großer Wolf“ von Jan De Kinder

„Papa“, sagt Kleiner Wolf, „heute gehen wir zusammen in den Wald.“

Davon ist Papa Wolf so gar nicht begeistert. Überall fühlt und sieht und hört er Gefahren.

Doch Kleiner Wolf gibt nicht auf. Führt seinen Vater durch den finsteren Wald. Bis der Große nicht mehr zu halten ist. Panisch wegrennt. Warum bloß?

Etwa wegen der zweibeinigen Freundin des kleinen Wolfes?

Lauf Wolf, lauf!

Chef (7) und Vizechef (4) schauten sich das Buch gerne mit mir an. Doch sprang der Funke nicht über. Zwar fand der Vierjährige es schon cool, dass der kleine Wolf dem großen Mut macht. Ihn anleitet. Aber es irritierte ihn auch. Schließlich sollen die Großen doch leiten. Halt geben.

Das Ende verunsicherte ihn noch mehr. Es gibt kein Happy End. Der große Wolf rennt weg. Auch beim Siebenjährigen standen nun Fragezeichen in den Augen. Ratlos schauten mich die Jungs an. Tja, und ich konnte ihnen diesmal nicht so wirklich helfen.

Denn auch ich war etwas ratlos. Fürchtet sich der große Wolf doch vollkommen zurecht. Auch wenn die Jungen keine Angst voreinander haben, die Zeiten haben sich leider nicht so arg geändert. Menschen wollen die Wölfe weiterhin nicht in ihrer Nähe haben. Fürchten sie. Töten sie um ihre Schafe zu schützen. Lauf Wolf, lauf!

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„Der Koffer“ von Chris Naylor-Ballesteros

„Der Koffer“ von Chris Naylor-Ballesteros

„Eines Tages erschien ein seltsames Tier, das staubig, müde, traurig und ängstlich aussah.“ Was verbirgt sich wohl in seinem Koffer? Eine Tasse? Dafür ist der Koffer doch viel zu groß! Dass der Fremde dann auch einen Tisch und Stuhl und Küche im Koffer haben will, das kann ja wohl nicht sein. So groß ist der Koffer nun auch nicht.

Erschöpft schläft das fremde Tier ein. Misstrauisch beäugt von den heimischen Tieren. Argwöhnisch überlegen sie, was zu tun sei. Sie handeln. Brechen den Koffer auf. Aber was sie finden, überrascht sie. Beschämt sie.

Nun, sie machen es wieder gut. Entschuldigen sich. Reparieren, was kaputt ging. Gehen auf den Fremden zu. Und heißen ihn willkommen.

„Der Koffer“ – Kindlich, klar, konkret

Chef (7) und Vizechef (4) waren genauso neugierig, wie die Tiere. Was steckt bloß in dem Koffer? Warum ist der Fremde so müde? Sie verfolgten die Gespräche der Tiere. Erst zweifelnd. Dann ungläubig. Zuletzt entsetzt.

Das geht doch nicht! Oder doch? Nein! Das darf man doch nicht! Die Jungs verstanden nicht, was da vor sich ging. Der Große versteckte sich gar hinter einem Kissen. Und ich schwöre: Ich hörte Steine von Herzen purzeln, als die Tiere sich entschuldigten. Widergutmachung leisteten. Dem Fremden halfen. Alles gut wurde.

Welch Kraft doch in einer so einfachen Bildergeschichte stecken kann! Wie wenig es braucht, um das Richtige zu sagen. Das Wichtige zu zeigen. Ein paar wohl gesetzte Sätze. Präzise platzierte Zeichnungen. Beeindruckend!

Vollkommen zurecht ist „Der Koffer“ für den HUCKEPACK Bilderbuchpreis 2021 nominiert. Dieses wundervolle Bilderbuch thematisiert Fremdenfeindlichkeit und die Angst vor dem Unbekannten kindgerecht klar, unaufgeregt spannend und herzerwärmend direkt.

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HUCKEPACK Bilderbuchpreis – die Nominierten 2021

HUCKEPACK Bilderbuchpreis 2021

Hach, gerade kommt ein bisschen Messestimmung in mir auf. Denn die Shortlist des Huckepack Bilderbuchpreises ist da! Das Bremer Institut für Bilderbuchforschung (BIBF) und das Projekt „Vorlesen in Familien“ der Phantastischen Bibliothek Wetzlar vergeben diesen Preis nun schon zum sechsten Mal.

Der Preis zeichnet ganz besondere Bilderbücher aus. Die nicht nur mit Wort und Bild überzeugen, sondern auch mit ihrer Wirkung. Es handelt sich um Bücher, die Kinder ermutigen und emotional stärken. Die zu Selbstverstrauen verhelfen oder ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind. Bücher, die Kinder ernst nehmen und die zeigen, was sie alles schaffen können.

All das trifft nicht nur auf das Gewinnerbuch zu. Aus 444 Büchern wählte die Jury elf Titel für die Shortlist aus. Die Nominierungsliste strotzt nur so vor wundervollen, diversen, klischeefreien Bilderbüchern.

Diese Bücher sind für den HUCKEPACK Bilderbuchpreis 2021 nominiert:

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„Mina entdeckt eine neue Welt“: Die Farbe der Sprache

„Mina entdeckt eine neue Welt“ von Sandra Niebuhr-Siebert und Lars Baus

Lust hat Mina keine. Aber Mama möchte es gerne. Und Mina hat Mama lieb. Also geht sie morgen das erste Mal in den Kindergarten. Dort fühlt sich alles farblos an. Immerhin wird sie von einer Frau mit warmen, freundlichen Augen begrüßt. Doch was die Frau sagt, das versteht Mina nicht. Deswegen schweigt sie lieber. „Wer schweigt, kann nichts Falsches sagen.“

Nach und nach versteht Mina mehr und mehr. Sie testet all die neuen Worte. Spielt mit ihnen. Je mehr sie versteht, desto bunter wird ihre neue Welt. Desto wohler fühlt sie sich in ihr. Bis sie schließlich ganz angekommen ist. Jedes Teil seine Farbe, seinen Namen hat. Bis sie sich in der neuen Sprache genauso zu Hause fühlt, wie in ihrer Muttersprache.

Blick in Kinderköpfe

Wie fühlt es sich an, ganz neu anzufangen? Ohne jemanden zu kennen? Ohne die Sprache zu verstehen? Einfach ins kalte Wasser geschmissen zu werden? Sprachpädagogin Sandra Niebuhr-Siebert (Jurymitglied beim Leipziger Lesekompass und beim KIMI-Siegel) erzählt uns in ihrem Bilderbuch „Mina entdeckt eine neue Welt“ sehr anschaulich, was in Kinderköpfen dabei vorgeht. Damit weckt sie Verständnis für die Neuen in KiTa.

Die Geschichte ist zeitlos und trifft einen immer aktuellen Nerv. Es geht um Unsicherheit, ums Ankommen, um Integration. Die unglaublich schönen Bilder von Lars Baus erwecken das Erzählte zum Leben. Der Illustrator fängt Minas Gefühle berührend ein, veranschaulicht ihre Verlegenheit und Ängste, ihre Tapferkeit und Freude.

Beginnt Minas KiTa-Welt schwarz-weiß, kommt mit jedem Wort, dass sie versteht mehr Farbe in ihr Leben. Bis alles so farbenfroh ist wie es bei ihrer Familie immer schon war. Dabei erhalten wir Einblick in Minas Alltag und ihre Träume. Denn im Schlaf verarbeitet die Kleine die Abenteuer des Tages. Die Darstellung der Sprache und des gesprochenen Wortes finde ich sehr gelungen. Sehr verständlich.

Bilder sagen mehr als tausend Worte

Überhaupt, das Buch funktioniert ganz wunderbar ohne den begleitenden Text. Die Bildsprache sagt mehr als tausend Worte. Damit eignet sich „Mina entdeckt die Welt“ wirklich perfekt für die Zielgruppe: Sprachneulinge jeden Alters – in Kindergarten, Schule und auf der Arbeit. Denn so wie es Mina in der KiTa geht, so geht es wohl jedem, dem die Worte fehlen.

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