Adam Silvera: „Am Ende sterben wir sowieso“ – Carpe Diem

Adam Silvera: Am Ende sterben wir sowieso

Ganz ehrlich? Als ich das Cover von Adam Silveras „Am Ende sterben wir sowieso“ am Arctis-Stand auf der Frankfurter Buchmesse erblickte, war es um mich geschehen. Diese beiden Gestalten, die durch die dunkle Stadt spazieren, den Todeschatten auf ihren Fersen – der Anblick fesselte mich. Doch nicht nur das Cover fesselt, auch die Geschichte.

Wir schreiben eine nahe Zukunft oder ähnliche Parallelwelt… wie auch immer: Der Wissenschaft ist es geglückt, für jeden Menschen den genauen Todestag berechnen zu können. Die Angestellten des Todesboten rufen zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens des entsprechenden Tages jeden Todgeweihten an, um ihn auf sein nahes Ende vorzubereiten. Wer den Anruf erhält, wird an diesem Tag sterben. Ausnahmen gibt es keine!

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„The Hills“: Dichtes Kammerspiel

Matias Faldbakken: The Hills
Matias Faldbakken: The Hills

Im Oktober durfte ich den norwegischen Künstler Matias Faldbakken live bei einer Openbooks-Lesung während der Frankfurter Buchmesse erleben. Er stellte seinen aktuellen Roman The Hills vor und weckte meine Neugier.

Im Hills läuft alles wie ein Uhrwerk. Von morgens bis abends; jahrein, jahraus. Das gehobene Osloer Traditionsrestaurant bietet seinen Kunden exzellente Gerichte, erlesene Getränke und einen ausgezeichneten Service. Der Pianist begleitet die Mahlzeiten mit leisem Geklimper passend zur Tageszeit und Stimmung. Die Kellner lesen den Gästen die Wünsche von den Augen. Besonders der namenslose Erzähler. Ein älteres, hochgebildetes Faktotum. Vernarrt in das Schöne, Regelmäßige, Strukturierte. Dessen Welt im Laufe weniger Tage auseinanderdriftet. Implodiert.

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Frech, clever und liebenswert

Jonny Bauer: Ein Affe an der Angel

Darko wohnt oben im achten Stock des Hauses mit den acht Stockwerken. Er ist ein Abenteuer. Ein Tierforscher. Mit seinen Tarnwesten mit den vielen Taschen (für Taschenlampe, Taschendrachen, Hustensaftbetäubungsmittel, Fernglas, Streichhölzer, Knallfrösche und, und, und…) ist er immer für alles gerüstet. Für Regenwurmangelpartien, bei denen er ziemlich viele Tiere angelt, nur keinen Regenwurm. Für Stauforschungsexpeditionen, bei denen er eine Ameisenkolonie retten muss. Und für die schwierigste Aufgabe von allen: Über’s Wochenende auf ein Meerschweinchen aufzupassen.

Die drei wilden Geschichten entspringen Darkos Fantasie. Sowie die (meisten) Tiere in seinen Abenteuern Darkos umfangreichem Tierlexikon entspringen. Am Ende jeder Episode verschwinden sie nacheinander zurück ins Buch und verabschieden sich. Bis zum nächsten Mal.

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Blubberbrausig anders und herrlich quirlig-wild

Nina Müller: Kuschelflosse - Die mächtig magische Glitzerbohne
Nina Müller: Kuschelflosse – Die mächtig magische Glitzerbohne

Heute möchte ich Euch etwas ganz Besonderes vorstellen. Eine Kinderbuchwelt, die – meiner bescheidenen Meinung nach – noch viel zu unbekannt ist: Die total verrückte, quietschebunte, quirlige Unterwasserwelt von Kuschelflosse und seinen Freunden.

Der Chef und ich lieben die Kuschelflosse-Bücher von Nina Müller seitdem ich die ersten Sätze vorgelesen hatte. Unsere Liebe begann, als der Große den dritten Band („Der knifflige Schlürfofanten-Fall“) letztes Jahr im April während eines Krankenhausaufenthaltes von Oma Monika geschenkt bekam. Wir waren sofort hin und weg. Der damals Vierjährige von dem kunterbunten Wasseruniversum, das so blubberbrausig anders ist und so herrlich quirlig-wild. Ich von der wundervollen Sprache, dem Wortwitz, den sprudelnden Ideen und den zauberhaften Bildern der Autorin UND Illustratorin. Die Texte der Diplom-Designerin sprühen lebendig und es bereitet eine unglaubliche Freude, sie vorzulesen. Immer, wenn wir einen Band gelesen haben, zieht der Jargon der Unterwasserwelt in unseren alltäglichen Sprachgebrauch ein. Das zaubert dann auch allen Mitmenschen ein Lächeln ins Gesicht.

Mittlerweile kennen wir natürlich alle Abenteuer von Kuschelflosse und seinen Freunden. Auch das neueste: „Die mächtig magische Glitzerbohne“.

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Eine Geschichte voller dunkler Geheimnisse

Antje Wagner: Hyde
Antje Wagner: Hyde

Katrina wuchs mit ihrer Zwillingsschwester in einer Hütte mitten im Wald auf. Wohlbehütet von ihrem Vater führte sie ein wildes Leben in Freiheit. Doch dann passierte etwas mit ihrem Zuhause. Das hinter Hecken verborgenen Hyde existiert nicht mehr. Die heute 18-jährige Tischlerin befindet sich auf der Walz. Sie trägt ein Rachebuch bei sich. Mit fünf Namen. Einer ist schon durchgestrichen.

„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ – wer kennt die Geschichte nicht. Katrinas Vater gab ihrem Zuhause sehr bewusst den Namen des anständigen Herren, der sich nachts in ein bösartiges Monster verwandelte. Alles hat zwei Seiten. Nichts ist nur gut. So steckt auch Katrinas Geschichte voller dunkler Geheimnisse. Und voller Unglaublichem.

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Frauenroman, Sozialkrimi und Gesellschaftsdrama in einem

Amelie Fried: Paradies
Amelie Fried: Paradies

In Paradies erzählt die Bestseller-Autorin Amelie Fried (Traumfrau mit Nebenwirkungen, Rosannas Tochter) die Geschichte einer Reisegruppe. Die Teilnehmer könnten nicht unterschiedlicher sein. Die seit langem glücklich verheiratete Grundschullehrerin (Mutter von drei Kindern), die junge Sozialarbeiterin mit Burnout, die ältere Kioskbesitzerin (und Ex-Hure), die wunderschöne und sehr oberflächliche Schickse, die durchgeknallte Esoterik-Verherrlichende, der trauernde Witwer, der gutmütige Geschiedene, der „Ich-hab-nichts-gegen-Ausländer,-aber…“-Außenseiter und, und, und. Allein das Ziel, eine Woche im Paradies zu verbringen, sich zu entspannen und sich etwas Gutes zu tun vereint sie. Meer und Sonne, gutes Essen, Meditation und Yoga, Selbsterfahrung und Körperarbeit stehen auf dem Plan. Doch dann kommt alles anders. Frauenroman, Sozialkrimi und Gesellschaftsdrama in einem weiterlesen

Geräuschvolles Bauernhofbuch von Ravensburger

Sachen suchen, Sachen hören: Auf dem Bauernhof
Sachen suchen, Sachen hören: Auf dem Bauernhof

Der Vizechef liebt dieses Buch seit er 15 oder 16 Monate alt ist. Der große Bruder zeigte ihm wie es funktioniert, er machte es nach und – zack – seitdem sitzt er regelmäßig auf dem Sofa und lässt die Kuh muhen, den Hund bellen, den Hahn krähen, das Schwein grunzen und den Traktor rattern. Seine Lieblingsgeräusche variieren. Anfangs war‘s der Traktor, dann die Kuh, dann der Hahn. Nun wohnt Sachen suchen, Sachen hören: Auf dem Bauernhof schon gut zehn Monate bei uns und langweilig sind die zwölf Seiten noch immer nicht. Selbst der Fünfjährige leistet dem Mini immer noch gerne Gesellschaft, wenn der das geräuschvolle Bauernhofbuch mal wieder aus dem Regal gezogen hat.

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Aus der Rubrik: Bücher, die keinen Spaß machen

Alexa Hennig von Lange: Kampfsterne
Alexa Hennig von Lange: Kampfsterne

Oh man! Gut eine Woche ist vergangen, seit ich die letzte Seite von Kampfsterne umgeblättert habe. Eine Woche, in der ich immer wieder zu dem Gelesenen zurückkehrte. Eine Woche, in der mir die verkorksten Charaktere nicht aus dem Kopf gingen. Eine Woche, in der ich ständig über Handlungen nachgrübelte, über deren Folgen, über die Sehnsüchte der Protagonisten und ihre Unfähigkeit, sie auszuleben …oder auch nur zu kommunizieren.  Kampfsterne gehört zu den Büchern, die mich nicht loslassen. Das macht wohl ein gutes Buch aus. Auch wenn es sich nicht gut anfühlt. Aus der Rubrik: Bücher, die keinen Spaß machen weiterlesen

Faltbarer Bollerwagen von Ultrasport: Ultra praktisch und kinderleicht zu ziehen

Mit dem Ultrasport durch den Wald
Der Ultrasport macht auch im Wald eine gute Figur

Der zusammenklappbare Bollerwagen der Amazon-Marke Ultrasport begeistert uns schwer. Er lässt sich intuitiv und sehr einfach ausfalten. Allein das innen parkende Paar Reifen auseinanderzuschieben ist hin und wieder ein wenig hakelig. Er lässt sich extrem gut lenken – in der Stadt, über Bordsteine und Kopfsteinpflaster, auf dem Spielplatz durch niedrigen Sand, im Wald durch Laub und Matsch. Wir haben alles ausprobiert. Mit zwei Kindern an Bord durch den Wald beim Pilze suchen, mit dutzenden Kamellebeuteln bepackt beim Karnevalszug in Köln, mit zwei Getränkekisten und reichlich Lebensmitteln beladen beim Einkauf für’s Sommerfest, mit sechs vollgepackten Flohmarktkisten über’s Altstadtpflaster, mit den Kids und Tagesproviant, Spielzeug und „Einrichtung“ über den Strand. Alles kein Problem für die breiten, profilstarken Plastikreifen. Bei sehr feinem, tiefem Sand und tiefem, frischem, weichem Matsch stößt der Wagen an seine Grenzen. Aber wer könnte ihm das verübeln.

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Poetische Literatur mit nervigem Protagonisten

Marion Poschmann: Die Kieferninseln
Marion Poschmann: Die Kieferninseln

Gilbert Silvester träumt, dass seine Frau ihn betrügt. Zack – fliegt der Bartforscher (im Auftrag von Wissenschaft und Werbung) nach Japan, wo er den Spuren des klassischen Dichters Bashō folgt. Er begibt sich auf eine Pilgerreise zu den sagenumwobenen Kieferninseln. Mehr oder weniger freiwillig begleitet vom Freitod suchenden japanischen Studenten Yosa. Der wiederrum versucht, dem „Complete Manual of Suicide“ zu folgen. So die Geschichte.

Poschmann schrieb mit Die Kieferninseln ein – ohne Frage – literarisch wunderschönes Buch. Poetisch. Wohlformuliert. Melodisch. Die Geschichte ist absurd; Gilbert Silvester ein schrullig-verkopfter Wissenschaftler in seiner Midlifecrisis. Ein sonderlicher Einzelgänger.  Der Geschichte folgte ich gerne. Die Stationen von Yosas Selbstmordbuches machten Spaß. Die wohlgesetzten Wörter genoss ich. Nur leider blieb mit Gilbert fern. Ich fand ihn unerträglich in seinen intellektuellen, pseudophilosophischen Betrachtungen. In seiner arroganten Art. Anfangs fand ich ihn noch irgendwie witzig. Doch mit jedem Satz nervte er mich mehr. Leider schmälerte das doch arg meinen Lesegenus.

Fachjurys waren da weit begeisterter als ich. Die Kieferninseln erhielt den Berliner Literaturpreis 2018 und stand auf der Shortlist des Deutschen Lilteraturpreises 2017.