Ende des 19. Jahrhunderts, Prince Edward Island, Kanada: Die Geschwister Marilla und Matthew Cuthbert sind nicht mehr die Jüngsten. Sie brauchen dringend Hilfe bei der Bewirtschaftung ihrer Farm. Deswegen entscheiden sie sich, einen Waisenjungen zu adoptieren. Als Matthew diesen vom Bahnhof abholen will, staunt der ruhige Junggeselle nicht schlecht. Denn anstatt eines kräftigen Burschen wartet ein dürres, redseliges Mädchen auf ihn.
Besonders Marilla will das phantasiereiche Kind so schnell wie möglich wieder los werden. Denn sie brauchen doch kräftige Unterstützung. Ein Mädchen ist keine Hilfe. Doch überraschend schnell schließt auch sie die selbstkritische, grenzenlos optimistische Anne ins Herz.
Das Schöne in Allem sehend
Obwohl Montgomery „Anne auf Green Gables“ Anfang des letzten Jahrhunderts schrieb, empfinde den Stil als absolut zeitlos. Sicherlich blicken die Mädchen von hier und heute in eine größere Welt. Die ihnen mehr Möglichkeiten gibt. Sie weniger einschränkt und ihnen mehr zutraut. Doch sind ihre Hoffnungen und Ängste oft doch noch immer recht ähnlich. Wären sie gerne größer oder kleiner, blonder oder dunkler – müssen sich noch immer genauso finden.
Wobei Anne da schon weit vorne ist. Das naseweise, ehrgeizige Wesen steckt voller kluger Gedanken, die nicht an der nächsten Ecke enden. Das Schöne in Allem sehend, inspiriert sie auch mich, gnädiger zu sein.
Aber ganz ehrlich? Ich lieb auch einfach die nostalgische Landidylle des Settings. Die atmosphärischen, blumigen Beschreibungen durch Annes wunderreiche Augen. Ihre Wortschöpfungen sowie die schrulligen Bewohner des Landstrichs. Die ihr Herz doch alle am rechten Platz tragen. Einfach schön!
Jessica Schwarz liest: „Anne auf Green Gables“ von Lucy Maud Montgomery weiterlesen