Im Zirkus wirbelt Abby durch die Manege. Jongliert seidene Bälle. Wirkt frei und wild. Während der Puppenspieler ihre Schnüren zieht. Niemand hier ist frei. Nach der Show landet das Mädchen im Käfig. Aber eines nachts gelangt sie an Schlüssel. Gelingt ihr die Flucht.
Sie streift durch das Land. Genießt ihre Freiheit. Aber immer noch halten sie Fäden. Fesseln sie Bande. Zwar geben sie Halt – schützen bisweilen auch – doch hindern sie Abby auch daran wirklich frei zu sein. Volle Verantwortung für ihr Handeln zu tragen. Ihren Weg unbeeinflusst zu nehmen.
Sie will mehr. Entscheidet sich, immer weiter zu gehen. Mit den Jägern des Puppenspielers auf den Fersen. Die sie schließlich erwischen. Sie zurück in den Zirkus schaffen. In den Käfig. Der sie nicht länger halten kann.
„Sie bricht aus, […] und setzt die Welt in Flammen!“
Ohne den gewohnten Halt noch zittrig – doch nun wirklich frei – beginnt sie ein neues Leben. Voller Möglichkeiten.
Philosophische Traumbilder
Von der ersten Seite an stimmen Illustrationen und Text nachdenklich. Die kleine Marionette jongliert an Fäden hängend ihre Bälle. Doch auch Publikum und Zirkusdirektor binden Fäden. Selbst flüchtend halten sie Abby und ihre Häscher. Wer zieht sie? Was steckt dahinter? Wie sehr hängt Abby von ihnen ab?
„Abbys Traum“ ist mit seinem philosophischen Traumbildern kein Kinderbuch. Es ist Augenöffner und Gedanken-Trainer. Ich liebe Bücher, die Fragen stellen. Die unseren Geist fordern. Genau solch ein Buch ist „Abbys Traum“.
Dennoch mögen es natürlich auch Kinder. Mein Vize (6) mag die Illustrationen. Er freut sich mit der kleinen Puppe über ihre Freiheit. Findet die Flucht aufregend und spannend. Die tiefgreifenden Fragen fasst er noch nicht. Anders dagegen mein Neunjähriger. Der blätterte das Bilderbuch mehrfach durch und machte sich so seine Gedanken.
Sehr gut könnte ich mir das Buch im Philosophie-Unterricht von höheren Klassen vorstellen. Besonders auch wegen der Hintergründe des Buches. Welche Teenies stark ansprechen dürfte.
Vom Game zum Buch
Denn mit „Abbys Traum“ erfüllte sich der Medien-übergreifende Verlag mixtvision selbst einen Traum. Nämlich die Geschichte eines Computerspiels in einem Bilderbuch zu erzählen.
„Abbys Traum“ von Laurel Snyder und Kaleidoscube weiterlesen