„Herr Klabumski ist kein gewöhnlicher Mann. Die Leute behaupten, er sei ein bisschen verrückt.“
Denn er baut die seltsamsten Dinge. Zum Beispiel Pantoffeln mit eingebautem Licht. Und Superspiralsprungfedern. Während er all seine Erfindungen erfindet, entsteht das herrlichste Chaos. Weil: Aufräumen mag Herr Klabumski gar nicht.
Allerdings findet seine Frau das Chaos so gar nicht herrlich. Als die neue Schnürsenkelbindemaschine mit den liebevoll gekochten Spaghetti beweist, dass sie hervorragend funktioniert, reicht es ihr:
„Wenn du nicht sofort ALLES gründlich aufräumst, werfe ich deine Sachen in den Müll!“
Ein famoser Spaß
Tja, und dann macht Herr Klabumski das. Er räumt auf. Radikal. Ohne Kompromisse. Selbst das Haus klappt er zusammen. Aus dem Gartenteich lässt er das Wasser aus. Zum Schluss betrachten die Klabumskis das, was früher ihr Zuhause war. Und beginnen dann zusammen alles wieder aufzubauen.
Es ist ein famoser Spaß Herrn Klabumski beim Aufräumen zuzuschauen. Zu beobachten wie das Szenario Seite für Seite eskaliert. Wie seine Frau mit offenem Mund zuschaut. Sein Werk bestaunt. Um ihm final beizustehen und die Hand zu reichen.
Meine heutige Buchempfehlung passt schmerzhaft zu meiner Buchempfehlung, die ich Euch am 1. Adventssonntag in Susanne Maria Emkas Adventskalender auf Instagram geben durfte: „Krieg: Stell dir vor, er wäre hier“ von Janne Teller.
Auch heute lege ich Euch ein Buch zum Thema Krieg ans Herz. Ein Bilderbuch, das mir auf der letzten Frankfurter Buchmesse die Tränen in die Augen trieb.
„An dem Tag, als der Krieg kam, standen Blumen auf der Fensterbank, und mein Vater sang meinen kleinen Bruder in den Schlaf.“
Das kleine Mädchen lernte etwas über Vulkane, nachdem seine Mutter es auf die Nase geküsst und zur Schule gebracht hatte. Dann kam der Krieg. Nach dem Mittagessen. Er legte die Stadt in Trümmern. Das Mädchen blieb allein.
Nach langer Reise über Land und Wasser, durch Zelte und Straßen bleibt es in einer Stadt. Weit weg. Der Krieg noch in ihr. Er hatte ihr Herz besetzt. Und zeigte sich dort, wo die Menschen ihre Türen vor dem Kind schlossen. Wegsahen. Sich abwandten. Dort, wo kein Platz für das Kind war. Bis ein Junge versucht den Krieg aus ihrem Herzen zu vertreiben.
Frieden teilen
„Der Tag, an dem der Krieg kam“ riss mir die Füße unter dem Boden weg. Die ergreifenden Worte schnitten mir in Herz. Die Bilder quälend – realistisch und kindlich zugleich. Was erst wie ein Gegensatz wirkte. Und doch keiner war. Denn Krieg macht vor den Kindern nicht Halt. Trifft sie. Begleitet sie. Bleibt.
Und es ist an uns, etwas zu ändern. Den Krieg aus unseren Herzen zu halten. Jene an unserem Frieden teilhaben zu lassen, die mit ihm reisen. Jenen Platz zu geben, denen ihr Platz genommen wurde. Kinder verstehen das oft noch so viel besser als wir.
Anton lebt mit seinen Eltern in einem gemütlichen Haus auf dem Land. Fotos von seinen Eltern und der Oma erinnern an eine Vergangenheit in Paris. Als das Paar zusammenkam. Die Zeit zu dritt begann. Aus jener Zeit stammt auch ein großer, eiförmiger Stein. Den Anton sehr liebt.
Doch eines morgens wacht Anton auf und…der Stein ist zerbrochen. Da ist etwas geschlüpft! Nur was? Nach der Schule entdeckt er das kleine Wesen. Ganz sanft lockt er es aus der Reserve. Erobert sein Zutrauen. Und sie werden beste Freunde.
Als er mit seiner Mama in einem alten Fotoalbum blättert, entdeckt er etwas Überraschendes. Seine Eltern posieren neben einer steinernen Statue. Einem Wasserspeier, der fast genauso aussieht wie sein kleiner Freund. Ist das vielleicht dessen Papa?
Voller Wärme und Liebe
„Anton und der Gargoyle“ ist eine unter die Haut gehende Geschichte. Voller Wärme und Liebe. Und ganz ohne Worte. Dafür mit äußerst aussagekräftigen Illustrationen. Schon ganz am Anfang sehen wir eine Fotografie von Antons Mama vor Notre Dame stehend. In ihrem Armen: Der eiförmige Stein. Auf einem anderen Foto hält Kleinkind-Anton ihn. Insgesamt transportieren diese Fotos – in Rahmen, im Album oder per Brief zugesandt – eine Tiefe, wie es sonst nur viele wohlgesetzte Worte schaffen.
Genauso wie Mimik und Körpersprache der Charaktere. Die Bildsequenzen sprechen Bände. Die Gefühle springen über. Sowohl die Trauer des kleinen Wasserspeiers als er seinen Papa (oder Mama) im Fotoalbum sieht. Als auch die Sorge von Antons Mama, als sie erfährt, dass ihre Mutter im Krankenhaus liegt. Neugier, Freude, Zusammenhalt, Tapferkeit, Sehnsucht, Verständnis – das sind nur einige der großen Emotionen, welche die pastelligen Bilder vermitteln.
Vom Loslassen und Erinnern
Denn die Familie reist zur Oma nach Paris. Mit im Gepäck: Das Gargyle-Kind. Anton bringt es nach Hause. Zu seiner Familie. Auch wenn das für ihn bedeutet Abschied zu nehmen. Am Ende ergänzt ein weiteres Herzensbild die Fotogalerie. Eine weitere Erinnerung an einen Moment, der das Leben prägte.
Der Vizechef (6) verbrachte schon viele Stunden in Antons Zimmer und in Paris. Schwelgte für sich in der Geschichte. Mein Erstklässler liebt den putzigen Wasserspeier. Versteht die Zerrissenheit der beiden Freunde. Die zusammen bleiben wollen. Doch wissen, dass sie zu ihren Familien gehören. Und der Chef weiß: „Sie können sich ja besuchen!“
Igelkind Mika findet an Allem etwas zu meckern. Mama küsst zu viel; Papa hat keine Zeit; seine Schwester nervt. Also haut er schmollend ab!
Unterwegs trifft er Tierkinder, die ihm ihre Familien vorstellen. Eselkind Emil nimmt ihn mit zu seinen Adoptiveltern. Fröschlein Dora stellt ihm ihre alleinerziehende Mama vor. Ferkel Enzo, der mit seinen Hausschwein-Geschwistern herumtollt, erzählt ihm von seinem Wildschwein-Papa.
Kalb Kilian lädt ihn zum Abendessen bei seinen zwei Vätern ein. Schwalbe Charlotte erzählt, dass sie die meiste Zeit bei einer alten Eule lebt. Weil ihre Eltern ständig unterwegs sind. Und Wölfchen Victor schwärmt von seinem Rudel, in er mit Stiefvätern und Stiefmüttern und ganz vielen Geschwistern zusammenlebt.
„…auf seiner Reise hat Mika viel gelernt: Er weiß jetzt, dass es die perfekte Familie nicht gibt. Aber wenn man sich liebhat, ist eigentlich jede Familie perfekt!“
Vielfältige Familienkostelationen
„Mika will eine neue Familie“ zeigt auf niedlich-verspielte Weise, wie vielfältig Familie sein kann. Dabei präsentieren die Tierkinder die Familienkonzepte nur kurz. Zeigen Selbstverständlichkeit, Normalität und Lebensliebe. Dabei sind alle Tierkinder mehr oder weniger glücklich.
Dieses großartige Wimmelbuch begleitet uns schon durch das ganze Jahr. Was sehr passend ist. Denn es zeigt das Leben auf einer Burg durch alle Monate hinweg.
Zeigt, wie der Schatzmeister im Januar Goldmünzen zählt. Wie das Gespenst im Februar die Wache erschreckt. Der König im März die fleischfressende Pflanze von Gärtner Wenzel bestaunt. Prinzessin Nawoia mit Knappe Janek im April bemerken, welch großen Appetit ihr nicht mehr so kleiner Drache doch hat. Hexe Moimira im April Besenbruch erleidet. Katze Milka im Juni Würste aus Koch Fass‘ Küche stibitzt.
Im Juli wütet eine Schlacht. Deren Schäden im August repariert werden. Und im September. Während der Oktober die Weichen für friedliche Zeiten stellt. Im November neue Freundschaften geschlossen und schlaue Ideen umgesetzt werden. So dass der Dezember bei Heißgetränk, Kuchen und Musik eine fröhliche Winterzeit verspricht.
Ein Silent Book voller Geschichten
Das alles und noch so viel mehr zeigt uns das Bilderbuch „Ein Jahr auf der Burg: Drachen, Ritter, Sensationen!“ganz ohne Worte. Wenn man von der einleitenden Vorstellung der Charaktere und der abschließenden Doppelseite absieht. Dabei erzählen die Bilder dermaßen viele Geschichten, dass wir wahrscheinlich noch immer nicht alle kleinen Seitenplots entdeckt haben. Geschweigen denn alle Anspielungen und augenzwinkernden Einblicke.
Vom ersten Moment an war der Vizechef (6 Jahre) fasziniert. Zockte es mir immer wieder vom Rezensierstapel. Steckt seine Nase weiterhin ständig in die schönen Seiten. Besucht Stunde um Stunde die Burggesellschaft.
Robert Louis Stevenson kennen die meisten von uns wohl am ehesten durch seine Romane. Es gibt wahrscheinlich kaum jemanden, der „Die Schatzinsel“ oder „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ nicht kennt. Dass Stevenson auch Kindergedichte schrieb, war zumindest mir aber vollkommen unbekannt. Eines seiner Gedichte finden wir in diesem traumhaften Bilderbuch.
„Wenn abends hell die Lampen blitzen, Erwachsene am Feuer sitzen. Dann singen sie und reden viel, nur leider spielen sie kein Spiel.“
Und schon gar nicht mit dem kleinen Jungen, der da versteckt hinter dem Sofa kauert. Ohne Aufmerksamkeit begibt er sich ins Land seiner Phantasie.
„Gleich hinterm Sofa liegt der Wald, in dem des Jägers Büchse knallt.“
Hier spielt das Kind mit all den Wesen, die es aus seinen Bilderbüchern kennt. Reitet als Ritter über Felder. Als Abenteurer durch den Dschungel. Begleitet von Feen und Zwergen, freundlichen Tieren, Riesen und Drachen. Bis…
„Dann ist mit Abenteuern Schluss, weil ich leider zu Bett gehen muss.“
Eine zauberhafte Traumreise durchs Bilderbuchland
„Im Bilderbuchland“ ist eine zauberhafte Traumreise in die fantastische Gedankenwelt eines Kindes. Das in unbeachteten Momenten durch die Geschichten wandelt, die es aus Bilderbüchern kennt. In denen es Zuhause ist. Wo es Freunde hat.
Die Illustrationen von Susanna Sophie Hatkemper fangen die Stimmung des Gedichts herzlich-warm, aber auch fröhlich-wild ein. Zeigen all die Emotionen eines einsamen Kindes, das sein Alleinsein auch genießen kann. Das auf Abenteuer geht. Aus den Vollen seiner Phantasie schöpft. Dank der Erzählungen, die ihm schon mitgegeben wurden.
Die Reime begleiten fein und leise durch die Bilder. Transportieren die Liebe zu Geschichten; zu diesen ganz speziellen und geheimen Kinderwelten. Welche uns Großen meist verschlossen bleiben.
Die ersten Herbstwinde wecken bei uns hier schon wieder das Meerweh. Was hilft? Zusammengekuschelt auf dem Sofa die Nasen in ein Meerbuch zu stecken. Wie in dieses Sachbuch für Kids ab fünf Jahren.
Das Bilderbuch gibt auf 48 kindgerecht illustrierten Seiten Einblick in die Wunderwelt des Meeres. Jede Doppelseite ist dabei einem Thema gewidmet.
Etwa:
Wie sieht es am Meeresgrund aus?
Warum ist das Meer für uns so wichtig?
Wer lebt unter den Wellen?
Leben im Eismeer
Am Korallenriff
Wälder unter Wasser
Die dunkle Tiefsee
Was schadet den Meeren?
Wir müssen das Meer schützen
Es werden Meeresreptilien wie Meerechse und Meeresschildkröte vorgestellt. Genauso wie Säugertiere und natürlich viele, unterschiedliche Fische. Aber auch Schnecken und Quallen treiben durch die Seiten. Mit ihnen reisen wir in verschiedene Regionen der Ozeane. Erfahren, wie alles zusammenhängt. Selbst kleinste Wesen wichtig fürs große Ganze sind. Und finden heraus, welche Gefahren dem Meer durch uns Menschen drohen.
„Wenn ich ein Tier wäre, dann wäre ich ein Hase. Ein scheuer, stiller Hase mit großen Augen, denen nichts entgeht.“
So sieht sich der Erzähler. Andere Kinder fragen ihn selten, ob er mit ihnen spielen will. Manchmal fühlt er sich unsichtbar. Wie weit weg. Doch dann kommt ein Neuer in seine Klasse: Vincent.
„Er sieht mich. Er möchte, dass wir befreundet sind.“
Von nun an sind die beiden unzertrennlich. Plötzlich sehen ihn auch die anderen. Wenn Vincent ein Tier wäre, dann ein Nashorn. Stark und wehrhaft. Furchteinflößend. Mit dicker Haut. Wie sein Vater. Der schon lange weg ist. Der die Kopfnüsse mitnahm. Zusammen spielen die beiden Jungs wild und frei. Sind unbesiegbar.
„Doch manchmal wird aus Vincents Wildheit Wut. Dann macht er etwas kaputt. Oder tut jemandem weh.“
Als sich Vincents Wut gegen einen Jungen aus der Parallelklasse richtet, muss sich der Erzähler entscheiden. Bleibt er an Vincents Seite. Oder steht er Paul zur Seite.
„Vincent und ich“ gehört in jede Schulbibliothek!
„Vincent und ich“ löst bei mir Gänsehaut aus. Jedes Mal, wenn ich es lese. Das Bilderbuch bietet keine einfache Lösung. Zwar entscheidet sich der Erzähler mutig für den Weg der Zivilcourage. Doch was ist mit Vincent? Der selbst doch so verloren ist. Der selbst so dringend Halt bräuchte. Einen Freund, der ihm hilft zu verstehen, dass dicke Haut und Hörner verhindern zu fühlen. Verhindern, sich nah zu sein.
Dieses wertvolle Bilderbuch möchte ich jeder Lehrerin, jedem Schulbibliothekar, jeder Kinder- und Jugendtherapeutin, allen Eltern und eigentlich überhaupt Jedem ans Herz legen. Es fordert auf zu diskutieren. Zu philosophieren. Über Freundschaft und Gesellschaft. Anstifter und Mitläufer. Richtig und Falsch. Gut und Böse. Ursache und Wirkung.
Hamstern Eure kleinen Abenteurer auch jeden besonderen Kiesel, jedes magische Glitzerpapier, Zaubernüsse, Schwertstöckchen und Koboldkraut? Dann ist dieses fantasievolle und doch sehr lebensnahe Bilderbuch genau das Richtige für Euch.
Heute wollen Max und Papa einen Ausflug zum Seemachen. Max ist sooo aufgeregt. Klar, dass er vor allen anderen wach ist. Während er darauf wartet, dass Papa endlich ausgeschlafen hat, entdeckt er ein kleines, flauschiges Wesen in seinem Zimmer: Memo. Der Kinder besucht, die sich langweilen. Weil sie dann Zeit haben, ihm ihre Hosentaschenschätze zu zeigen. 😊
Als Max sich nun anziehen will. Purzeln ihm prompt ein paar Hosentaschenschätze aus den Taschen seiner Lieblingshose. Eine Feder, die er beim Zwiebelernten im Garten von Frau Huber fand. Eine Muschel aus dem letzten Urlaub. Ein funkelnder Stein von einer Wanderung mit Opa. Das Schwimmbad-Ticket von letzter Woche. So viele Schätze. Die so viele Erinnerungen bergen.
Am Ende verschwindet Memo so plötzlich, wie er gekommen ist. Dafür steht ein kleines Schatzkästchen in Max Zimmer. Für all die Erinnerungen, die Max gesammelt hat. Und noch sammeln wird. 🥰
Kindernah und wertschätzend
„Max und Memo: Eine Schatzkiste voller Erinnerungen“ ist ein herrlich kindernahes wertschätzendes Bilderbuch für Kids ab vier Jahren. Als Mama zweier Weltentdecker kenne ich das Phänomen der Hosentaschenschätze nur zu gut. Auch der Vize (6) entdeckte Parallelen. Fand Max sofort sympathisch. Und Memo gab er direkt recht: An den kleinen Schätzen hängen Erinnerungen. Am Nerf-Pfeil kleben Papanachmittage. Die Kastanie klingt nach Schulhoftoberei. Der Bernstein fühlt sich nach Sonnenstrahlen an.
Emmi lebt mit ihrer Mama in einer kleinen Hütte am plätschernden Bach. Die kleine Füchsin tollt mit ihrer Elefantenfreundin Luna über grüne Wiesen und durch duftende Tannen. Doch die Neugier auf die andere Seite des Bachs wächst. Mama Fuchs ermutigt ihre Tochter dazu, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Denn jeder nimmt die Welt anders wahr.
„Die Welt gehört dir, geh und umarme sie!“
Derart ermutigt macht sich Emmi auf. Zusammen mit Luna springt sie über den Bach. Hinein in ein watteweiches Pusteblumenmeer. Ein herrlich kitzeliges Glücksgefühl.
Die beiden Freundinnen trotzen der dunklen Schlucht. Emmi lernt dabei wie Vertrauen riecht. Im Regen erfährt sie, wie Freude schmeckt. In Schmetterlingsrauschen, wie Frieden aussieht. Und zurück in Mamas Armen, wie sich die Liebe anhört.