Auch Bären können selbstsüchtige Riesen sein

Ciara Flood: Bruno und die Nervkaninchen
Ciara Flood: Bruno und die Nervkaninchen

Bruno der Bär mag es ruhig. Bruno der Bär ist gerne allein. Als ein quirliger Haufen Kaninchen ins Nachbarhaus ziehen und immer wieder bei ihm vorbeischauen, gefällt das dem Griesgram gar nicht. Immer wieder und wieder wimmelt er sie missmutig ab. Behauptet, er habe keinen Honig, keine Bücher, keine Zeit. Dabei hat er von allem reichlich. Als ihm die Kaninchen ein Geschenk vor die Tür stellen, mit allem, was er – wie er sagt – nicht hat, beginnt der Bär zu begreifen, dass er vielleicht falsch lag. Dass das Leben mit Freunden wohl doch schöner ist.

40 wundervoll, in warmen Farben illustrierte Seiten erzählen die Geschichte des Brummelbären Bruno. Detailreich, aber nicht überladen, regen die Bilder dazu an, nicht nur vorzulesen, sondern auch das zu entdecken, was die wenigen Sätzen nicht sagen. Zum Beispiel, dass Bruno gar nicht so alleine lebt. Ein (nerviges) kleines Mäuslein wohnt bei ihm und stört ihn offensichtlich gar nicht. Obwohl es ihm ständig Dinge stibitzt. Mein Zweijähriger lauschte seinem Papa ganz andächtig, als der ihm Bruno und die Nervkaninchen von Ciara Flood vorlas. Durch kleine Suchspielchen a la „Wo ist die Maus?“, „Siehst Du den grummeligen Schneebären?“, „Da hat der Bär aber viel Holz gehackt“ oder „Boah, machen die Kaninchen ein Chaos!“ blieb er alle Seiten über aufmerksam.

Mittlerweile ist er fast drei Jahre alt und  noch immer begeistert von dem grummeligen Bären und den quirligen Langohren, kommentiert das Verhalten des selbstsüchtigen Riesen und würde am liebsten auch neben solch Kaninchen-Nachbarn leben.

„Opas Insel“ – eine herzwärmende Geschichte über das Abschiednehmen

Benji Davies: Opas Insel
Benji Davies: Opas Insel

Sams Opa wohnt im Haus am Ende des Gartens. Unter dem Blumentopf liegt immer ein Schlüssel für Sam bereit. Eines Tages findet Sam Opa erst nach langem Suchen. Vom Dachboden aus begeben sich die beiden auf eine Reise zu einer exotischen, weit entfernten Insel. Einer bunten, warmen Insel voller Pflanzen und Tiere. Opa fühlt sich hier sehr wohl. So wohl, dass er gar nicht mehr nach Hause möchte. Sam verabschiedet sich von Opa und fährt mit dem großen Schiff alleine zurück nach Hause.

Opas Insel von Benji Davies liegt mir sehr am Herzen. Das 32-seitige Bilderbuch aus dem Aladin Verlag schafft es, mich immer wieder zu berühren. Während ich diesen Text schreibe habe ich Gänsehaut. Die Geschichte handelt vom dauerhaften Abschied eines geliebten Menschen. Vielleicht wirklich nur wegen eines Umzugs in eine weit entfernte Gegend. Für mich ist die Insel aber ein Gleichnis für den Tod.

Benji Davies: Opas Insel
Benji Davies: Opas Insel

Kindgerecht und ohne religiöse Attitüde vermitteln Text und Bilder, dass es ok ist, wenn jemand Geliebtes fortgeht. Dass man sich keine Sorgen machen muss. Dass es ihm woanders vielleicht sogar besser geht. So braucht Opa auf der Insel zum Beispiel keinen Stock mehr. Es zeigt, dass es in Ordnung ist, den geliebten Menschen zu vermissen. Und, dass er in unseren Erinnerungen immer bei uns bleibt.

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Spannend, lehrreich und lustig – für Groß und Klein.

Dave Shelton: Bär im Boot
Dave Shelton: Bär im Boot

Ein Junge steigt in ein winziges Ruderboot. Er möchte rüber auf die andere Seite. Dem Bär ists recht und los geht die 304 Seiten lange Reise.

Ein Kinderbuch mit über 300 Seiten? Das klingt erst einmal viel. Doch die großen Buchstaben und die zahlreichen Illustrationen relativieren diese Zahl gründlich. Bär im Boot lässt sich flott und wunderbar vorlesen.

Langeweile kommt nicht auf. Und das, obwohl Kulisse und Charaktere arg begrenzt sind. Da gibt es das Boot. Um das Boot herum viel Wasser und über dem Boot den Himmel. Viele, viele Seiten lang bestimmt diese blaue Landschaft die Reise der beiden Bootreisenden, die einsam durch das Blau rudern. Spannend, lehrreich und lustig – für Groß und Klein. weiterlesen

Leila Sales: This Song Will Save Your Life

Leila Sales: This Song Will Save Your Life
Leila Sales: This Song Will Save Your Life

Elise ist viel zu perfektionistisch, viel zu eloquent, viel zu uncool – und viel zu unbeliebt. Elise will Freunde, will beliebt sein, will nicht sie selbst sein. Elise kann alles, kann sich nicht leiden, kann sich nicht ändern. Elise will nicht mehr. Doch weil die 16-Jährige nicht blöd ist, merkt sie, dass sie nicht wirklich sterben will. Ihr halbherziger Selbstmordversuch eigentlich nur ein Hilferuf war. Schlaflos spaziert der – in Punk- und Indie-Musik verliebte – Teenie durch die Nächte und entdeckt dabei einen angesagten Underground Club. Elise entdeckt eine neue Welt. Eine Welt in der sie kein Looser ist, in der ihr Musikgeschmack geschätzt wird, in der sie gefeiert und nicht gemobbt wird. Leila Sales: This Song Will Save Your Life weiterlesen

Leipziger Buchmesse 2016: Mitten ins Herz

Astrid Desbordes, Pauline Martin: Ich hab dich unendlich lieb …
Astrid Desbordes, Pauline Martin: Ich hab dich unendlich lieb …

Freitag, 17 Uhr irgendwas. Ich bin komplett fertig und mäandere nur noch ein wenig durch die Messestände. Bis mich zauberhafte Cover an den Stand des Verlags Kleine Gestalten locken. Ich halte ein Buch in den Händen. Blättere durch die Seiten. Und blinzele prompt hinterhältige, dicke Tränchen fort. Das Buch, das mich so schnell und vollständig überrumpelte? Das Bilderbuch „Ich hab dich unendlich lieb …“ der Französinnen Astrid Desbordes (Autorin) und Pauline Martin (Illustrationen). Leipziger Buchmesse 2016: Mitten ins Herz weiterlesen

Großer Bärenzirkus, großer Spaß! (Für Große und Kleine.)

Benjamin Chaud: Großer Bärenzirkus
Benjamin Chaud: Großer Bärenzirkus

An einem wunderschönen Frühlingsmorgen wacht der kleine Bär alleine in der Bärenhöhle auf und beschließt den Wald zu erkunden. Da entdeckt er ein Leuchten hinter den Bäumen. Er folgt ihm und findet eine belebte Lichtung. Der sonnige Weg führt ihn in eine Höhle. Ein Rohr zu einem Zirkus.  Und – hach – was der kleine Bär dort alles erlebt und entdeckt, das findet Ihr am besten selber heraus.

Im Bilderbuch „Großer Bärenzirkus“ des französischen Illustrators Benjamin Chaud begleiten wir den kleinen Bären auf 32 kunterbunten Seiten durch das Gewusel, Gewimmel und Gewühle seiner Traumwelt. Wirkt anfangs alles noch realistisch und bekannt, werden Figuren und Handlung Seite für Seite verrückter und traumhafter. Im Wald ist alles friedlich. Es gibt zwar viel zu sehen, aber es sieht so aus, als ob der Bär wirklich nur einen kleinen Ausflug macht. In der Höhle schläft dagegen ein Mammut, ein U-Boot befindet sich auf Tauchfahrt im unterirdischen See und ältere Kinder identifizieren vielleicht sogar einen weißen Hasen, der auf seine Taschenuhr schaut und Alice in ihr Wunderland folgt. Großer Bärenzirkus, großer Spaß! (Für Große und Kleine.) weiterlesen

Anschauliches Porträt über die Gesellschaft zur Zeit des ersten Weltkriegs

Herbert Günther: Zeit der grossen Worte
Herbert Günther: Zeit der grossen Worte

Paul ist 14 Jahre alt, als der erste Weltkrieg beginnt. Pauls Vater und sein älterer Bruder gehören zu den ersten, die sich freiwillig als Soldaten melden. Wie der Großteil des Volkes begrüßen sie die Entwicklung, sind Feuer und Flamme. Der Krieg wird sicher schnell zu Ende sein. Mit den Deutschen legt man sich nicht an. Doch schnell zeigt sich, dass ein Krieg keinen Spaß macht und weder ehrenwert noch befreiend ist. Und schnell vorbei ist er schon gar nicht.

Hunger, Armut, Verzweiflung, ein Heer Verwundeter und Toter, die ständige Angst um Bruder und Vater – es ist eine harte Zeit, in der Paul erwachsen wird. Anschauliches Porträt über die Gesellschaft zur Zeit des ersten Weltkriegs weiterlesen

Optisch schön, doch der kleine Chef ist nicht begeistert

Guido van Genechten: Der kleine weiße Fisch ist glücklich
Guido van Genechten: Der kleine weiße Fisch ist glücklich

„Der kleine weiße Fisch ist glücklich. Mama kommt ihn abholen.“ Er sagt „Tschüs“ zu der Schnecke im Schneckenhaus, zum Frosch auf dem Felsen, zum Seepferdchen unter dem Blatt und zu all seinen anderen Freunden, die sich hinter, zwischen oder neben etwas befinden, bis er vor seiner Mama davon schwimmt. Kleinkinder ab 24 Monaten sollen mit dem 20-seitigen Pappbilderbuch von Guido van Genechten die ersten Präpositionen lernen; eben jene Verhältniswörter: im, auf, unter, hinter, zwischen, neben und vor. Optisch schön, doch der kleine Chef ist nicht begeistert weiterlesen

Lehrreich – ganz ohne pädagogischem Zeigefinger!

Jory John, Mac Barnett: Miles und Niles
Jory John, Mac Barnett: Miles & Niles

Miles Murphy zieht mit seiner Mutter aus seinem wunderbaren Haus am Meer in ein – man kann es nicht anders sagen – Kuhkaff. Der passionierte Streichespieler will sich auch an seiner neuen Schule direkt einen Namen als bester Trickser und Unfugtreiber der Stadt sichern. Aber ach, es gibt schon einen Trickser. Einen ziemlich guten Trickser, der das neue Schuljahr mit einem fulminanten Streich eröffnet. Obwohl Miles der Neue an der Schule ist – oder gerade deshalb – steht er sofort unter Verdacht und Dauerbeobachtung des aufbrausenden Schulleiters Barkin. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, bekommt Miles den strebsamen Schulhelfer Niles an die Seite gestellt. Trotz allem lässt er nichts unversucht den besten aller Schabernacke auszutüfteln und seinen Konkurrenten aus dem Rennen zu schlagen. Lehrreich – ganz ohne pädagogischem Zeigefinger! weiterlesen

Dekonstruiert, unaufgeräumt und chaotisch

David Arnold: Auf und davon
David Arnold: Auf und davon

David Arnold war Musiker, Vorschullehrer und Papa bevor der – in Kentucky lebende – Bartträger seinen hochgelobten Debütroman veröffentlichte. In Auf und davon (Original: Mosquitoland) begleitet der Leser die 16-jährige Mim auf einen abenteuerlichen Roadtrip.

Mims Leben könnte schön sein. Es könnte schön sein, wenn sich ihre Eltern nicht vor wenigen Monaten hätten scheiden lassen. Wenn sie nicht mit ihrem Vater ins furchtbar öde Mosquitoland gezogen wäre. Wenn ihr Vater nicht schon wieder eine neue Ehefrau hätte. Wenn ihre Mutter den Kontakt nicht eingestellt hätte. Wenn ihr Vater sie nicht für psychisch labil halten würde und sie deswegen jeden Tag eine Pille nehmen müsste. Das alles ist etwas viel für den Teenie. Als sie dann auch noch ein Gespräch zwischen ihrem Vater, ihrer Stiefmutter und ihrem neuen Schulleiter belauscht und erfährt, dass ihre Mutter krank ist, hält sie nichts mehr auf. Sie steigt in einen Bus und macht sich auf die 1524 Kilometer lange Reise zu ihrer Mutter. Dekonstruiert, unaufgeräumt und chaotisch weiterlesen