Elise ist viel zu perfektionistisch, viel zu eloquent, viel zu uncool – und viel zu unbeliebt. Elise will Freunde, will beliebt sein, will nicht sie selbst sein. Elise kann alles, kann sich nicht leiden, kann sich nicht ändern. Elise will nicht mehr. Doch weil die 16-Jährige nicht blöd ist, merkt sie, dass sie nicht wirklich sterben will. Ihr halbherziger Selbstmordversuch eigentlich nur ein Hilferuf war. Schlaflos spaziert der – in Punk- und Indie-Musik verliebte – Teenie durch die Nächte und entdeckt dabei einen angesagten Underground Club. Elise entdeckt eine neue Welt. Eine Welt in der sie kein Looser ist, in der ihr Musikgeschmack geschätzt wird, in der sie gefeiert und nicht gemobbt wird.
Oh, wie bekannt kam mir Elise vor. Ihre hochtrabenden Gefühle, ihr Drama, ihre Unsicherheit, ihre Arroganz. Plötzlich war ich wieder 16. Wie Elise war ich ohne Mühe immer erfolgreich in der Schule. Fühlte mich überlegen. Fühlte ich mich nicht dazu gehörig. Wie Elise wurde ich aufgezogen und schikaniert. Wie Elise hatte ich Interessen, die damals einfach nicht cool waren. Wie Elise war ich von den sozialen Spielchen, Vorgaben und Regeln meiner Altersgenossen überfordert und angewidert. Wie Elise wollte ich im Grunde meines Herzens nicht dazu gehören.
Mittlerweile kenne ich viele Menschen, die wie Elise waren. Kenne Eltern, deren Kinder sich zu Elises entwickeln und Teenager, die mitten in ihrer Elise-Phase stecken. Die dumme Dinge tun, die ihnen später leidtun. Die dazu gehören wollen oder sich lieber einigeln. Genau dieser Gruppe möchte ich die Lektüre dieses Jugendbuches ans Herz legen. Sowohl den Kids als auch den Eltern. Denn ich fand es recht heilsam, dass meine Gefühle von damals durch Elise zum Leben erweckt wurden. Und ich fand die Reaktionen von Elises (geschiedenen) Eltern vorbildlich (wenngleich ich den Stiefvater wegen einer Äußerung gerne gehauen hätte). Insgesamt gefiel mir der Tenor des Romans. Elise erkennt immer wieder, wie dämlich sie sich verhält. Entwickelt sich. Die Liebesgeschichte (die es natürlich gibt) endet realistisch. Nicht alles ist rosarot, wenn man das Buch zuschlägt. Aber doch auf einem guten Weg. Lebensbejahend und trostspendend – sofern man sich in die Protagonistin hineinfühlen kann.
In „This Song Will Save Your Life“ erzählt Elise ihre Geschichte. Dabei spricht sie den Leser schon mal direkt an, was ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Der Roman lässt sich flüssig lesen, hat keine relevanten Längen und strengt sprachlich nicht an. Perfekt für das vom Verlag auserkorene Zielpublikum der 14 bis 17-Jährigen. Aber auch für deren gestresste Eltern.
Eine sehr nette Ergänzung des Buches: Am Ende findet sich eine Playlist mit Elises Lieblingssongs, die man per QR-Code über Spotify einfach abrufen kann.