Ein Junge steigt in ein winziges Ruderboot. Er möchte rüber auf die andere Seite. Dem Bär ists recht und los geht die 304 Seiten lange Reise.
Ein Kinderbuch mit über 300 Seiten? Das klingt erst einmal viel. Doch die großen Buchstaben und die zahlreichen Illustrationen relativieren diese Zahl gründlich. Bär im Boot lässt sich flott und wunderbar vorlesen.
Langeweile kommt nicht auf. Und das, obwohl Kulisse und Charaktere arg begrenzt sind. Da gibt es das Boot. Um das Boot herum viel Wasser und über dem Boot den Himmel. Viele, viele Seiten lang bestimmt diese blaue Landschaft die Reise der beiden Bootreisenden, die einsam durch das Blau rudern.
Da fragt man sich doch: Wie kann es sein, dass es gerade Kindern (und übermüdeten Vorlesern) bei dieser reduzierten Geschichte nicht langweilig wird? Dass man einfach immer weiterlesen will? Dave Shelton gelingt hier wirklich Erstaunliches. Seine einfachen Sätze zogen uns ins Geschehen. Wir geduldeten uns mit dem Jungen, wir – ja – langweilten uns mit ihm (auf eine gespannte Art und Weise), wir waren mit ihm wütend und verzweifelt, schämten uns mit ihm, weil er gemein zum Bären war, fieberten mit als die beiden gegen ein Seeungeheuer kämpften und gruselten uns vorm letzten Sandwich. Das man so viel aus so wenig machen kann…wir sind begeistert!
Dave Shelton schrieb mit Bär im Boot eine reduzierte und doch extrem aufregende und spannende Parabel für Kinder ab neun Jahren. Bär und Junge begeben sich auf eine Reise, wobei das Ziel letztendlich nicht unbedingt das ist, was sie erwartet haben. Für beide ist das sehr ok. Das Ende bleibt offen; lädt ein, zu spekulieren, zu fantasieren und zu diskutieren. Das ist spannend, lehrreich und lustig – für Groß und Klein.