„In zehn Tagen geht die Welt unter!
Das mag jetzt vielleicht etwas drastisch klingen.
Im Grunde genommen … ist es das auch.“
Mit diesen Worten startet Brie ihre Erzählung. Gerade erfuhr die Zwölfjährige, dass ein Asteroid mit der Erde kollidieren wird. Während Vater, Mutter und große Schwester gehörig die Nerven verlieren, muss sie die Sache erst einmal verdauen.
Also lebt Brie erst einmal einfach weiter. Doch während sie mit ihrem besten Freund Henry den Dachboden der Nachbarin entrümpelt, entdeckt sie ein altes Plakat. Das den Gedanken an Parallelwelten weckt. Und die Hoffnung auf einen Ausweg aus dem drohenden Weltuntergang.
Gemeinsam machen sich Brie und Henry auf die Suche nach dem Eingang in eine Welt, die nicht zerstört werden wird. Sie begegnen auf ihren Expeditionen inspirierenden Menschen; aber auch herzlosen. Und sie erleben unglaubliche Abenteuer. Fast, wie nicht von dieser Welt.
„Vielleicht muss man gewisse Dinge erlebt, gewisse Erfahrungen gemacht haben, damit ein bevorstehender Weltuntergang einen Gefühlsausbruch verursacht. Ich kann nur dasitzen, aus dem Fenster starren, auf meine zwölf Jahre und die graue Welt, und mich fragen, ob ich diese Welt überhaupt schon genug kenne, um sie zu verlassen.“
Voller einfallsreicher, weiser und mutiger Ideen
Als Chef (10) und Vizechef (7) den Titel hörten, war klar, was wir als nächstes zusammen lesen würden. Ein Kinderbuch zum Thema Weltuntergang! Kann das sein? Die Kinder waren jedenfalls direkt Feuer und Flamme. Und „Welt, warte! Zumindest, bis Henry und ich eine andere finden.“ enttäuschte uns nicht. Voller einfallsreicher, weiser und mutiger Ideen, überraschte mich der Endzeitroman für Menschen ab zehn Jahren mit Originalität, Kinderklugheit und Lebensmut.
Ich liebe wirklich alles an diesem Buch! Die furchtlose, optimistische Protagonistin. Den umsichtigen, liebenswerten, hinter die Dinge blickenden Henry. Die irrational und doch nachvollziehbar handelnden, Rollenklischees wiedersprechenden Erwachsenen. Die löwenstarke, zielorientierte Schwester. Den überraschend plazierten Mathelehrer und den menschlichen Geistlichen, der mich nach Ewigkeiten mal wieder zum Mirabellenschnapps greifen lies.
Augen-auf-Momente und Merk-ich-mir-Sätze
Ich liebte Haus und Dachboden und Hund von Frau Alba, sowie die alte Dame selbst. Genauso wie Monsieur Maison mit seiner Katze in seinem ganz speziellem Reich. Gedanklich, wie örtlich. Die Enten, die anderen Kinder; anwesende und abwesende Eltern; Teenager, Klassenrivalen, Fremde.
Überraschende Wendungen, kluge Worte, allumfassende Weisheiten – „Welt warte!“ quillt über vor Augen-auf-Momenten und Merk-ich-mir-Sätzen. Ist magisch und realistisch; wonnig und gruselig. Manchmal echt hart und unheimlich. Schreckt auch vor Waffengewalt, Schimpfwörtern und emotionaler Grausamkeit nicht zurück. Geht über Grenzen. Rutscht ins Glück.
„Welt, warte! Zumindest, bis Henry und ich eine andere finden.“ von Anna Schlutter weiterlesen