Ein mitreißend melodisches Kinderbuch

Thomas Müller: Der Traktor und der Esel
Thomas Müller: Der Traktor und der Esel

Der Kuckuck und der Esel – das Kinderlied von Hoffmann von Fallerleben kennt wahrscheinlich jeder. Der Leipziger Illustrator Thomas M. Müller lieh sich Streitidee und Rhythmus des Klassikers und verpasste ihm einen frischen Anstrich. Mit frechem Ton und einprägsamen Bildern weckte Der Traktor und der Esel des Frankfurter Moritz Verlags die Leselust in meinem kleinen Traktor-Fan. Ein mitreißend melodisches Kinderbuch weiterlesen

Realistisch und berührend: „Das Schicksal der Sterne“

Daniel Höra: Das Schicksal der Sterne
Daniel Höra: Das Schicksal der Sterne

Der 15-jährige Adib flüchtete mit seiner Familie aus Afghanistan. Nach einer traumatischen Odyssee gelangte er nach Berlin. Dort lernt er den 70 Jahre älteren Karl kennen. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern und Zeiten und doch verbindet sie etwas. Denn auch Karl war ein Flüchtling. Als er so alt war wie Adib vertrieben ihn die Besatzungskräfte aus seiner schlesischen Heimat. Nach seiner eigenen Odyssee landete er – wie Adib – in Berlin. Dieses Band (und die Faszination für die Sterne) verbindet den alten Mann und den Jungen.

Das Schicksal der Sterne des Wahlberliners Daniel Höra ist ein unglaublich aktuelles wie zeitloses Buch. Es packte mich auf den ersten Seiten und hielt mich bis zur letzten gefangen. Realistisch und berührend: „Das Schicksal der Sterne“ weiterlesen

Feinsinniges, psychologisches Kammerspiel

Dorothy Baker: Zwei Schwestern
Dorothy Baker: Zwei Schwestern

Die Lektüre von „Zwei Schwestern“ ist eine berauschende Erfahrung, wenigstens für Leser mit einem Sinn für vollkommende Erzählkunst.

Dieser treffenden Zusammenfassung aus Peter Camerons Nachwort zu Dorothy Bakers Roman schließe ich mich ohne Wenn und Aber an.

Die Geschichte der Zwei Schwestern ist sehr schnell erzählt: Cassandra und Judith sind eineiige Zwillinge, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts recht isoliert mit ihrer exzentrischen Familie auf einer Ranch aufwuchsen. Die temperamentvolle Mutter arbeitete als Schriftstellerin und Drehbuchautorin. Sie starb vor wenigen Jahren an Krebs. Der freigeistige Vater lehrte Philosophie an der Universität, bis er sich für einen frühen Ruhestand entschied und seither auf der Farm wichtige, Cognac getränkte Gedanken denkt. Die distinguierte, liebende Großmutter – Mrs. Abbott – rundet das Ensemble zusammen mit Hund und Katze ab. Während ihrer Zeit an der Uni versuchten die Mittzwanzigerinnen sich als Individuen zu definieren. Eigene Wege zu gehen. Judiths Weg führte sie nach New York. Und dort zu einem Mann. Cassandra blieb in Berkeley. Studierte unzufrieden auf ein Lehramt hin und versank in trüben Gedanken. Nun treffen sich die beiden auf der Ranch wieder. Zu Judys Hochzeit. Feinsinniges, psychologisches Kammerspiel weiterlesen

Ein episches Gesamtwerk von beeindruckendem Ausmaß

James Lee Burke: Glut und Asche
James Lee Burke: Glut und Asche

Mit dem Thriller Regengötter gelang Krimi-Altmeister James Lee Burke ein aufsehenerregendes Comeback auf dem deutschen Buchmarkt. Das Bochumer Krimi Archiv zeichnete ihn mit dem Deutschen Krimi Preis 2015 aus und lobte die „pure erzählerische Wucht“ des fast 80 jährigen Texaners. Nun brachte Heyne im September den nächsten Band um den alternden Sheriff Holland heraus. Und auch dieser 704 Seiten dicke Hardboiled-Thriller überzeugt mit atmosphärischer Dichte und epischer Erzählkunst. Ein episches Gesamtwerk von beeindruckendem Ausmaß weiterlesen

Was wäre, wenn Du wüsstest, wann Du sterben wirst?

Lance Rubin: Bin mal kurz tot
Lance Rubin: Bin mal kurz tot

Lance Rubin ist Comedian und Podcast Humorist. Mit Bin mal kurz tot (Original: Denton Little’s Death Date) versucht sich der Berufskomiker an seinem ersten Roman. Das Jugendbuch weckte mit der Idee einer Zukunft, in der jeder weiß, wann er sterben wird, meine Neugierde.

Dentons Todesdatum liegt am Tag seiner Highschool-Abschlussfeier. Seit er fünf ist weiß er, dass er sterben wird, ehe er volljährig ist. Obwohl er damit einen Freibrief besaß, die Schule zu schwänzen, über die Stränge zu schlagen und aus der Reihe zu tanzen, war er stets bestrebt sein Leben dennoch ganz normal zu leben. Doch während seiner vermeintlich letzten Stunden bleibt ihm noch reichlich Zeit, sich daneben zu benehmen. Aber auch um Dinge zu klären und ehrlich zu sein. Was wäre, wenn Du wüsstest, wann Du sterben wirst? weiterlesen

Bezauberndes Liederbuch zum Singen, Staunen und Kichern

Alle Jahre wieder - Weihnachtslieder für die ganze Familie
Alle Jahre wieder – Weihnachtslieder für die ganze Familie

Am Montag eröffneten vielerorts die Weihnachtsmärkte. Die ersten Schneeflocken verzieren Bäume und Autos und in den Geschäften warten schon längst Lebkuchen und Spekulatius auf uns. Ja, es weihnachtet. So lernt der Chef im Kindergarten auch fleißig winterliche Lieder für die Adventszeit. Und auch wenn es mit dem Sprechen noch nicht ganz klappt, das Singen beherrscht der Krümel laut und leidenschaftlich. Das zauberhafte Buch Alle Jahre wieder – Weihnachtslieder für die ganze Familie des Carlsen Verlags hilft mir dabei, mit ihm mitzuhalten. Bezauberndes Liederbuch zum Singen, Staunen und Kichern weiterlesen

Begeistert kleine Bagger-Fans: Schau, der große Bagger

Schau, der große Bagger
Schau, der große Bagger

Unser kleiner Chef liebt Bagger. Seit er 15, 16 Monate alt ist, kann er gar nicht genug von den mächtigen Fahrzeugen bekommen. Mittlerweile interessieren ihn auch Traktoren, Betonmischer und Flugzeuge, doch bleibt er auch als Zweijähriger den grabenden Riesen treu. Als ich das Bilderbuch Schau, der große Bagger aus der BUNT + Filzfederleicht®-Serie des Carlsen Verlags erblickte, wusste ich, dass ich dem Krümel damit eine Riesenfreude bereiten könnte. Begeistert kleine Bagger-Fans: Schau, der große Bagger weiterlesen

Lucy Inglis: Zwischen Licht und Finsternis

Lucy Inglis: Zwischen Licht und Finsternis
Lucy Inglis: Zwischen Licht und Finsternis

Während der Schulferien unterstützt die 16-jährige Lily ihren Vater bei seiner Arbeit als Anwalt. Er vertritt eine illegal eingereiste Frau und die talentierte Teenie-Hackerin durchforstet das Internet nach Hinweisen auf Schlepperbanden und Passfälschern. Als sie sich die Aufnahmen von Überwachungskameras anschaut, fällt ihr etwas auf, dem sie auf den Grund gehen will. Doch anstatt einen stillen Briefkasten in einer Sackgasse zu finden, entdeckt sie ein geheimnisvolles Haus, wird von einem zweiköpfigen Hund fast umgebracht und fällt dem unglaublich attraktiven und mysteriösem Regan in die Arme. Mit dem 19-jährigen Weisen an ihrer Seite stolpert das Mädchen von einer Gefahr zur nächsten und lernt viel mehr vom übernatürlichen London kennen, als ihr lieb ist.

Die Idee des Jugendromans ist an sich wirklich nett und eigentlich sollte man mit dem Thema (Jugendliche verliebt sich in Unsterblichen und sie retten gemeinsam die Welt) momentan nichts falsch machen können. Dennoch gelingt es der Autorin. Also, das Falschmachen. Lucy Inglis: Zwischen Licht und Finsternis weiterlesen

Kate Hamer: Das Mädchen, das rückwärts ging

Kate Hamer: Das Mädchen, das rückwärts ging
Kate Hamer: Das Mädchen, das rückwärts ging

Die Britin Kate Hamer (selbst Mutter zweier Kinder) behandelt in ihrem Debutroman ein sehr heikles, schwieriges, berührendes Thema.

Carmel ist acht Jahre alt als sie ihre Mutter (aus den Augen) verliert. Ein Mann sagt, er wäre ihr Großvater, ihre Mutter sei nach einem Unfall schwer verletzt, sie müsse bei ihm bleiben. Also bleibt das verträumte, phantasiereiche Mädchen bei ihm. Glaubt ihm, dass er ihr Großvater ist, dass ihre Mutter ihren Verletzungen erlegen ist, dass ihr Vater sie nicht haben will. Viele Jahre lang.

Carmels Mutter Beth wurde nicht verletzt. Doch der Verlust ihrer Tochter schmerzt viel stärker als Knochenbrüche schmerzen würden. Nur mühsam gelingt es ihr, weiter zu machen, weiter zu leben. Kate Hamer: Das Mädchen, das rückwärts ging weiterlesen

The BossHoss: Kleine Cowboys ganz groß

The BossHoss: Kleine Cowboys ganz groß
The BossHoss: Kleine Cowboys ganz groß

Die Rotzlöffel Boss und Hoss möchten Cowboys sein. Doch egal was sie versuchen, sie scheitern. Reiten, Lasso werfen, Feuer machen – nichts gelingt. Die coolen Schrecklichen Sechs lachen sie aus. Bis ein geheimnisvoller Fremder seine Gitarre zurück lässt. Hoss spielt eine Melodie, Boss singt dazu. Das kommt bei den alten, fiesen Cowboys prima an. Nun gehören die Pimpfe dazu, werden akzeptiert, sogar gefeiert. Ende. Oha!

Ich finde es höchst bedenklich, dass hier Kinder etwas versuchen, scheitern und dann von Erwachsenen – schlimmer noch: von ihren Idolen (den ollen Cowboys) – ausgelacht und ausgeschlossen werden. Um etwas richtig zu können, muss man doch gerade Dinge ausprobieren. Das Wenigste klappt beim ersten Versuch. Menschen lernen durch Fehler! Wo kämen wir hin, wenn wir einfach aufgeben würden, wenn etwas nicht sofort funktioniert? Wir könnten weder laufen noch sprechen. Die Botschaft, dass man nur Erfolg hat, wenn etwas von Anfang an klappt, finde ich sehr, sehr kurzsichtig, demotivieren, grundlegend falsch. The BossHoss: Kleine Cowboys ganz groß weiterlesen