Im Oktober durfte ich den norwegischen Künstler Matias Faldbakken live bei einer Openbooks-Lesung während der Frankfurter Buchmesse erleben. Er stellte seinen aktuellen Roman The Hills vor und weckte meine Neugier.
Im Hills läuft alles wie ein Uhrwerk. Von morgens bis abends; jahrein, jahraus. Das gehobene Osloer Traditionsrestaurant bietet seinen Kunden exzellente Gerichte, erlesene Getränke und einen ausgezeichneten Service. Der Pianist begleitet die Mahlzeiten mit leisem Geklimper passend zur Tageszeit und Stimmung. Die Kellner lesen den Gästen die Wünsche von den Augen. Besonders der namenslose Erzähler. Ein älteres, hochgebildetes Faktotum. Vernarrt in das Schöne, Regelmäßige, Strukturierte. Dessen Welt im Laufe weniger Tage auseinanderdriftet. Implodiert.
Intensiv. Grausam. Anarchisch?
Das Hills existiert wie in einer Zeitblase. Vakuumierte Vergangenheit im Universum unserer Gegenwart. Bis das Jetzt die Blase piekst; moderne Menschen und Medien in die geschützte Atmosphäre eindringen.
The Hills ist ein dichtes Kammerspiel, dessen Protagonist den Halt verliert und ins Taumeln gerät. Der gediegene Ton, die präzise Sprache und die ruhige Erzählweise sensibilisieren den Leser für den Umbruch, die Panik des Protagonisten. Intensiv. Grausam. Anarchisch? In leisen Tönen bricht Kritik an der Gesellschaft, Kritik an den Medien, Kritik an jedem Einzelnen dezent und (dadurch) brachial nach außen.
Eine Ohrfeige für die Welt.
Eine Liebeserklärung an die Welt
So wie der Kellner einfach anfängt zu erzählen, so hört er auch einfach wieder auf. An einer Stelle, an der alles friedlich weiterlaufen oder alles zerstört werden könnte. Faldbakken schweigt. Der Kellner verstummt. Der Leser bleibt sich selbst überlassen.
Ich hasse das ja.
Und ich liebe es sehr.
Titel: The Hills
Autor: Matias Faldbakken
Gebundenes Buch: 22 €
Erscheinungstermin: 10. September 2018
Verlag: Heyne Encore Verlag
Verlagsgruppe Random House
ISBN-10: 3453271904