In Paradies erzählt die Bestseller-Autorin Amelie Fried (Traumfrau mit Nebenwirkungen, Rosannas Tochter) die Geschichte einer Reisegruppe. Die Teilnehmer könnten nicht unterschiedlicher sein. Die seit langem glücklich verheiratete Grundschullehrerin (Mutter von drei Kindern), die junge Sozialarbeiterin mit Burnout, die ältere Kioskbesitzerin (und Ex-Hure), die wunderschöne und sehr oberflächliche Schickse, die durchgeknallte Esoterik-Verherrlichende, der trauernde Witwer, der gutmütige Geschiedene, der „Ich-hab-nichts-gegen-Ausländer,-aber…“-Außenseiter und, und, und. Allein das Ziel, eine Woche im Paradies zu verbringen, sich zu entspannen und sich etwas Gutes zu tun vereint sie. Meer und Sonne, gutes Essen, Meditation und Yoga, Selbsterfahrung und Körperarbeit stehen auf dem Plan. Doch dann kommt alles anders.
Fried behandelt in Paradies große Themen: Liebe, Treue, Offenheit, Vertrauen. Sie streift politische Ansichten, globale Ungerechtigkeiten, philosophische Fragen. Leicht (vielleicht sogar seicht) streift sie all diese großen Themen, ohne auf eines besonders einzugehen. Alles bleibt eher oberflächlich. Alles wird maximal angerissen. Das führt dazu, dass die Lektüre immer fluffig bleibt, nie anstrengt oder abschreckt.
Gutmensch, Zicke, Frauenversteher, Betrogene, Geliebte, Rechte, Linke, Borderliner, Ex-Hure und ewig Verheiratete, Yoga-Gurus und Tantra-Neulinge…. Die Charaktere und ihre Handlungen sind klischeeüberladene, sexistische Stereotypen – alle Figuren könnten einem Literarischen Lexikon entsprungen sein. Allerdings setzt Fried das so konsequent und überspitzt um, dass es irgendwie stimmig ist. Und so schafft sie es vielleicht, dass der ein oder andere Leser seine eigene Engstirnigkeit überdenkt. Bei mir löste es dagegen die erstaunte Überlegung aus, ob Menschen wirklich immer noch so schwarz-weiß-gestrickt sind.
Paradies ist kein Krimi! Es ist ein Frauenroman, vielleicht noch ein Sozialkrimi oder Gesellschaftsdrama. Der Roman ist ein wenig politisch und auch durchaus gesellschaftskritisch, aber nicht tiefgründig. Ich fand ihn kurzweilig und habe ihn flott durchlesen können. Von den gut 400 Seiten sollte man sich nicht beeindrucken lassen. Der Text ist großzügig auf ihnen verteilt. ;-)
Amelie Fried: Paradies Taschenbuch: 17 € 432 Seiten Heyne Verlag Veröffentlicht: 1. Oktober 2018 ISBN-10: 9783453270473