Die Lektüre von „Zwei Schwestern“ ist eine berauschende Erfahrung, wenigstens für Leser mit einem Sinn für vollkommende Erzählkunst.
Dieser treffenden Zusammenfassung aus Peter Camerons Nachwort zu Dorothy Bakers Roman schließe ich mich ohne Wenn und Aber an.
Die Geschichte der Zwei Schwestern ist sehr schnell erzählt: Cassandra und Judith sind eineiige Zwillinge, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts recht isoliert mit ihrer exzentrischen Familie auf einer Ranch aufwuchsen. Die temperamentvolle Mutter arbeitete als Schriftstellerin und Drehbuchautorin. Sie starb vor wenigen Jahren an Krebs. Der freigeistige Vater lehrte Philosophie an der Universität, bis er sich für einen frühen Ruhestand entschied und seither auf der Farm wichtige, Cognac getränkte Gedanken denkt. Die distinguierte, liebende Großmutter – Mrs. Abbott – rundet das Ensemble zusammen mit Hund und Katze ab. Während ihrer Zeit an der Uni versuchten die Mittzwanzigerinnen sich als Individuen zu definieren. Eigene Wege zu gehen. Judiths Weg führte sie nach New York. Und dort zu einem Mann. Cassandra blieb in Berkeley. Studierte unzufrieden auf ein Lehramt hin und versank in trüben Gedanken. Nun treffen sich die beiden auf der Ranch wieder. Zu Judys Hochzeit. Feinsinniges, psychologisches Kammerspiel weiterlesen
Lance Rubin ist Comedian und Podcast Humorist. Mit Bin mal kurz tot (Original: Denton Little’s Death Date) versucht sich der Berufskomiker an seinem ersten Roman. Das Jugendbuch weckte mit der Idee einer Zukunft, in der jeder weiß, wann er sterben wird, meine Neugierde.
Dentons Todesdatum liegt am Tag seiner Highschool-Abschlussfeier. Seit er fünf ist weiß er, dass er sterben wird, ehe er volljährig ist. Obwohl er damit einen Freibrief besaß, die Schule zu schwänzen, über die Stränge zu schlagen und aus der Reihe zu tanzen, war er stets bestrebt sein Leben dennoch ganz normal zu leben. Doch während seiner vermeintlich letzten Stunden bleibt ihm noch reichlich Zeit, sich daneben zu benehmen. Aber auch um Dinge zu klären und ehrlich zu sein. Was wäre, wenn Du wüsstest, wann Du sterben wirst? weiterlesen
Während der Schulferien unterstützt die 16-jährige Lily ihren Vater bei seiner Arbeit als Anwalt. Er vertritt eine illegal eingereiste Frau und die talentierte Teenie-Hackerin durchforstet das Internet nach Hinweisen auf Schlepperbanden und Passfälschern. Als sie sich die Aufnahmen von Überwachungskameras anschaut, fällt ihr etwas auf, dem sie auf den Grund gehen will. Doch anstatt einen stillen Briefkasten in einer Sackgasse zu finden, entdeckt sie ein geheimnisvolles Haus, wird von einem zweiköpfigen Hund fast umgebracht und fällt dem unglaublich attraktiven und mysteriösem Regan in die Arme. Mit dem 19-jährigen Weisen an ihrer Seite stolpert das Mädchen von einer Gefahr zur nächsten und lernt viel mehr vom übernatürlichen London kennen, als ihr lieb ist.
Die Idee des Jugendromans ist an sich wirklich nett und eigentlich sollte man mit dem Thema (Jugendliche verliebt sich in Unsterblichen und sie retten gemeinsam die Welt) momentan nichts falsch machen können. Dennoch gelingt es der Autorin. Also, das Falschmachen. Lucy Inglis: Zwischen Licht und Finsternis weiterlesen
Die Britin Kate Hamer (selbst Mutter zweier Kinder) behandelt in ihrem Debutroman ein sehr heikles, schwieriges, berührendes Thema.
Carmel ist acht Jahre alt als sie ihre Mutter (aus den Augen) verliert. Ein Mann sagt, er wäre ihr Großvater, ihre Mutter sei nach einem Unfall schwer verletzt, sie müsse bei ihm bleiben. Also bleibt das verträumte, phantasiereiche Mädchen bei ihm. Glaubt ihm, dass er ihr Großvater ist, dass ihre Mutter ihren Verletzungen erlegen ist, dass ihr Vater sie nicht haben will. Viele Jahre lang.
Carmels Mutter Beth wurde nicht verletzt. Doch der Verlust ihrer Tochter schmerzt viel stärker als Knochenbrüche schmerzen würden. Nur mühsam gelingt es ihr, weiter zu machen, weiter zu leben. Kate Hamer: Das Mädchen, das rückwärts ging weiterlesen
Die Rotzlöffel Boss und Hoss möchten Cowboys sein. Doch egal was sie versuchen, sie scheitern. Reiten, Lasso werfen, Feuer machen – nichts gelingt. Die coolen Schrecklichen Sechs lachen sie aus. Bis ein geheimnisvoller Fremder seine Gitarre zurück lässt. Hoss spielt eine Melodie, Boss singt dazu. Das kommt bei den alten, fiesen Cowboys prima an. Nun gehören die Pimpfe dazu, werden akzeptiert, sogar gefeiert. Ende. Oha!
Ich finde es höchst bedenklich, dass hier Kinder etwas versuchen, scheitern und dann von Erwachsenen – schlimmer noch: von ihren Idolen (den ollen Cowboys) – ausgelacht und ausgeschlossen werden. Um etwas richtig zu können, muss man doch gerade Dinge ausprobieren. Das Wenigste klappt beim ersten Versuch. Menschen lernen durch Fehler! Wo kämen wir hin, wenn wir einfach aufgeben würden, wenn etwas nicht sofort funktioniert? Wir könnten weder laufen noch sprechen. Die Botschaft, dass man nur Erfolg hat, wenn etwas von Anfang an klappt, finde ich sehr, sehr kurzsichtig, demotivieren, grundlegend falsch.The BossHoss: Kleine Cowboys ganz groß weiterlesen