„Das Pferd ist ein Hund“ von Tamara Bach

Der Roman „Das Pferd ist ein Hund“ von Tamara Bach auf einer Treppenstufe stehend

Was für ein Winter! Es ist so kalt, dass die Politiker entscheiden: Schulen und KiTas bleiben geschlossen. Alte und Kinder sollen zu Hause bleiben. Auch Clara und ihre kleine Schwester Luze trifft dieser behördlich angeordnete Hausarrest. Was anfangs ganz nett ist. Wie Wochenende. Doch per Online-Unterricht muss natürlich trotzdem gelernt werden. Sowieso, den Kindern fällt schnell die Decke auf den Kopf.

Die Erwachsenen zerreißen sich zwischen Heimarbeit und Kinderbetreuung. Laufen gereizt durch die Gegend. Wollen nicht gestört werden. Denn Erwachsensein ist auch echt nicht so lustig, wie man so denkt.

Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, zog Luzes bester Freund weg. Der wohnte in der Wohnung direkt gegenüber. Seit er fort ist, redet sie kaum noch. Dabei plappert und singt sie sonst ununterbrochen.

Mit dem Pferd durch die Kälte

Auch Clara hat’s schwer. Sie scheitert daran den schönsten Jungen der Welt zum Lachen zu bringen. Der heiß Vincent, ist etwas älter als sie und lebt mit seinem Vater in der Wohnung über ihnen.

Naja, immerhin hat Luze ja ihren Hund. Also: Das Pferd. So heißt der nämlich. Und der ist unsichtbar. Und kann auch ganz schön viel. Welch Glück! Durch das Pferd und die famose Idee ein Video zu drehen, kommen sich die Kinder des alten Mietshauses näher. Wodurch irgendwie alle Bewohner ein wenig mehr zusammenrücken. Und durch Nähe wird es wärmer. Soviel ist klar.

Clara schüttet ihre Gedanken aus

Der Rücken des Kinderbuches „Das Pferd ist ein Hund“ von Tamara Bach

„Sankt Irgendwas“ war mein erstes Buch von Tamara Bach. Und es begeisterte mich sehr. Deswegen hatte ich hohe Erwartungen an „Das Pferd ist ein Hund“. Was ja eher nicht so gut ist. Weswegen ich mich ein wenig vor der Lektüre drückte. Was vollkommen unnötig war! Denn Bachs neues Buch lässt sich mal so gar nicht dem vorherigen vergleichen. Wieder war ich sehr begeistert. Sowas von!

Ich las den Roman in einem Rutsch. Stolperte ich anfangs noch ein wenig über Claras Erzählstil, glitt ich schnell flüssig durch ihre Worte. Lauschte der Schülerin wie sie ihre Gedanken ausschüttet. Wie sie von ihrer kleinen Schwester und deren unsichtbaren Freund erzählte. Von ihrem Schwarm Vincent, der einfach nie lächelt. Den sie so unbedingt zum Lachen bringen will. Sie erzählt von ihrer Mutter, von ihrem Vater und von Luzes Vater. Und von ihren Nachbarn.

Alle haben hier ihr Zuhause

Welche die unterschiedlichsten Lebenswege hinter sich haben. Aus verschiedensten Biographien plaudern. Und doch alle in diesem Haus gelandet sind. Ob Patchwork-Familie, Alleinerziehende, junges Paar, altes Ehepaar, Single-Ladys oder Langzeitjunggeselle – alle haben hier ihr Zuhause. Alle gehören genau hier hin.

Mit welch feinen Blick Tamara Bach auf die Lebenswelt der Kinder schaut, beeindruckt mich sehr. Ihre Charaktere sind unglaublich authentisch. Ihre Sätze so echt. Die Kinder so weise. Wie Kinder eben sind. Die glauben noch, dass man alles reparieren kann. Nein – sie wissen es! Und machen‘s dann einfach.

Wir Großen sollten ihnen viel öfter viel aufmerksamer zuhören. Tamara Bach scheint es zu tun. Ich wünsche ihrem Roman (empfohlen für Kinder ab zehn Jahren) ganz viele erwachsene Leser. Denn die haben es oft ganz schön nötig, durch Kinderaugen zu schauen. Um vieles (neu) zu lernen. Von mir gibt’s deswegen eine dringende Leseempfehlung für alle Menschen. Besonders vielleicht für die Älteren.

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„Mein Papa – der Alleskönner“ von Barroux

Das Bilderbuch „Mein Papa - der Alleskönner“ von Barroux als Flatley mit Werkzeug, Schrauben und Co.

Papa arbeitet im Büro. Jeden Tag trägt er da Anzug und Krawatte. Aber am Wochenende passiert es. Da verwandelt sich. In einen Superhandwerker. Einem echten Alleskönner. Mit Superhelferin. Denn seine Tochter ist immer mit dabei. Zusammen verbringen die beiden viel Zeit im Geheimversteck. Der Höhle!

Dort wimmelt es vor Werkzeug. Vor Schachteln mit Nägeln und Dosen mit Schrauben. Und was noch alles mehr. Dass Papa der beste Handwerker überhaupt ist, das wissen auch alle Nachbarn. Er ist ein wahrer Held. Doch was er da in letzter Zeit zusammenschustert, dass erkennt die Kleine nicht. Bis ihr Papa sie mit dem Ergebnis überrascht.

Mit herrlich kindlichem Blick erzählt

Die Rückseite des Bilderbuchs „Mein Papa - der Alleskönner“ von Barroux

Barroux blickt in seinem Bilderbuch „Mein Papa – der Alleskönner“ mit herrlich kindlichem Auge auf eine rührende Papa-Kind-Beziehung. Ganz selbstverständlich hilft die Tochter von klein an im Werkraum von Papa. Füllt die Räume magisch auf. Genießt die Zeit in seiner Nähe. Wundert sich über seine Werke. Staunt. Himmelt Papa an, selbst wenn etwas schief geht. Wenn er den Kampf mit dem Werkzeug verliert. Wie kostbar solche Momente sind!

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„Das alles ist Familie“ von Michael Engler und Julianna Swaney

„Das alles ist Familie“ von Michael Engler und Julianna Swaney

Als Lars mit seiner Mama nach Hause kommt, entdeckt er ein Päckchen vor dem Haus. Doch leider kann er nicht lesen, für wen das Paket sein soll. Nur noch ein paar Worte entziffert Lars: „An Familie…“

Kurzerhand macht er sich auf die Suche nach der Familie. Beginnt alle Häuser der Nachbarschaft abzuklappern. Denn da wartet schließlich irgendeine Familie auf Post. Bald gesellt sich Lina dazu. Zusammen besuchen sie ihre Nachbarn.

Dabei finden sie heraus, wie unterschiedlich Familien sein können. Neben Vater-Mutter-Kind gibt es da zum Beispiel Mama und Mami von Sarah. Ebenso die Patchwork-Familie von Paul. Oder die wuselige Großfamilie im Dreigenerationenhaus der Jakobs. Das unverheiratete Paar mit den Zwillingen bildet eine Familie. Genauso wie das Ehepaar mit der adoptierten Tochter. Sowie der Witwer mit seiner Tochter. Besonders Lars findet bei dieser Suche viel mehr, als er erwartet hätte.

All das ist Familie

„Das alles ist Familie“ von Michael Engler und Julianna Swaney

„Das alles ist Familie“ zeigt die bunte Vielfalt moderner Familien. Ja, all das ist Familie. Egal ob sie aus elf Menschen oder nur aus zweien besteht. Ob es einen Trauschein gibt oder nicht. Mit Bauchkindern, Herzkindern, Enkelkindern oder auch gar keinen Kindern. Es gibt hellhäutige Eltern mit dunkelhäutigen Kindern. Rothaarige Enkel mit grauhaarigen Großeltern. Denn Lina hat ganz recht, wenn sie sagt: „Vielleicht ist Familie sein einfach nur, wenn man sich liebt.“

Da ist es auch egal, wenn man sich mal streitet. Oder auch mal öfter. Es ist vollkommen egal, wenn die Mama eine andere Muttersprache hat als der Papa. Oder wenn das Kind von einer anderen Mama zur Welt gebracht wurde.

Ein herzerwärmendes Plädoyer für alle Familien

Die Illustrationen von Julianna Swaney füllen die Diversität des Textes mit reichlich zusätzlicher Vielfalt. Auf den Seiten entdecken wir Babys und Schwangere; Brillenträger und Rollstuhlfahrer; Hautfarben und Haarfarben aller Couleur; Bartträger und Glattrasierte; Hunde und Katzen; Männer, die Care-Arbeit leisten sowie Paare, die sich die Arbeit teilen.

„Das alles ist Familie“ ist ein herzerwärmendes Plädoyer für alle Familien. Divers oder traditionell. Ganz egal. Es ist ein Plädoyer für Liebe und Vielfalt; für Neugier und Offenheit.

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„Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat“

„Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat“ von Marc-Uwe Kling und Astrid Henn

Mit „Der Tag, an dem Oma das Internet kaputt gemacht hat“ gelang Känguru-Schöpfer Marc-Uwe Kling ein brillantes, knackiges, anarchisch-ironisches Kinderbuch über unser digitalisiertes Familienleben. „Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat“ schließt an die Geschichte an. Diesmal stellt sich Opa schusselig an.

„Es waren Sommerferien. Deshalb waren wieder Oma und Opa da. Zum Aufpassen. Und inzwischen war […] klar, wer hier auf wen aufpassen musste“

Persönliche Schussel-Momente

Opa will der Oma Tee machen. Tja, und da stellt er den schicken neuen Retro-Wasserkocher eben auf den Herd. Der sieht nun mal genauso aus, wie die Wasserkessel aus Opas Kindheit. Doch leider ist es ein moderner Elektrokocher. Dessen Plastik schmilzt, wenn man ihn auf den Herd stellt. Und das qualmt dann. Und stinkt.

So flüchten Kinder und Großeltern in den Garten. Stellen sich den Eltern. Erzählen vom Missgeschick. Nach und nach fällt jedem ein persönlicher Schussel-Moment ein. Zum Beispiel Mama. Die packte den Wasserkocher mal in die Spülmaschine. Papa kochte mal Milch in ihm. Dafür eignet der sich nicht. Für Würstchen übrigens auch nicht!

Während das Haus lüftet verbringt die Familie einen wunderbaren Tag im Garten. Alle zusammen genießen sie die geschenkte Zeit an der frischen Luft. Bis in die Nacht hinein.

Streichelt meine vergessliche Mama-Seele

„Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat“ von Marc-Uwe Kling und Astrid Henn
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„Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat“ ist ein gelungener zweiter Band. Kling schafft es Verständnis für vergesslich werdende Großeltern zu wecken. Und für unser aller Alltagsachtlosigkeiten. Das streichelt vergessliche Mama-Seelen. Und es beruhigt ein wenig. Vielleicht auch Großeltern, die das Buch vorlesen. Denn: Auch junge Menschen sind vergesslich. Nicht jede Unbesonnenheit muss ein Zeichen von Demenz sein. Denn auch wenn Opa immer wieder mal etwas verdaddelt, den anderen geht es ähnlich.

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