Halloween-Tipp: „Mortina“ – Die niedliche Zombie-Freundin von nebenan

Mortina – Ein Mädchen voller Überraschungen
Mortina – Ein Mädchen voller Überraschungen

Mortina ist ein nettes, kleines Mädchen, das gerne mit ihrem Hund spielt und sich nichts sehnlichster wünscht als Freunde. Doch ihre Tante Dipartita verbot ihr strengstens, die Villa Decadente zu verlassen. Auf gar keinen Fall dürfe sie den Kindern aus dem Dorf begegnen. Dann müssten sie ihr Zuhause vielleicht verlassen. Denn obwohl Mortina ein absolut liebenswertes Mädchen ist, normal ist sie nicht. Wie Tante, Katz und (wahrscheinlich) Hund, ist sie ein Zombie.

Aber als die kleine Untote zufällig von diesem Fest namens Halloween erfährt, hält sie nichts mehr. Sie schmiedet einen Plan und mischt sich unter die unheimlich verkleidete Kinderschar. Ein Monster unter vielen fällt doch nicht auf. Oder?

Schaurig-niedlich und gruselig-verspielt

„Mortina – Ein Mädchen voller Überraschungen“ der Italienerin Barbara Cantini ist eine nette, kleine Geschichte über ein nettes, kleines Mädchen. Die schaurig-niedlichen, gruselig-verspielten, detailreichen Bilder verwandeln diese kleine, nette Geschichte in etwas Besonderes. In die Bilder gekleckste Sätze Mortinas verleihen dem Ganzen einen frechen Comic-Style.

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„Oben schwimmt die Sonne davon“ – wenn Gedanken den Worten hinterherwuseln

Oben schwimmt die Sonne davon: Gedichte für Kinder
Oben schwimmt die Sonne davon: Gedichte für Kinder

„Schau mich an, schau zu mir her!
Sei wieder nett! Ich bitt dich sehr!
Sonst flieg ich fort. Weit übers Meer.
Du siehts mich nie und nimmermehr.“

Seite 15

Ich weiß gar nicht warum es mich überraschte, dass meine Kinder Gedichte mögen. Vielleicht weil meine Poesie im Deutsch-Leistungskurs verkopfte; mir die Leichtigkeit verloren ging. Mir der Spaß an luftigen Reimen, Dada-Quatsch und fliegenden Gedanken durch Überinterpretationen abhandenkam. Umso schöner ist es, all das mit meinen Jungs wiederzuentdecken.

Der frische Sammelband „Oben schwimmt die Sonne davon“ mit über 100 Gedichten für Kinder von der deutschen Lyrikerin Elisabeth Borchers (1926 – 2013) ist uns dabei ein Quell des Entzückens. Nun ja, ganz so sphärisch betrachten Chef und Vizechef das nicht, doch lauschen sie ergriffen – oder zumindest aufmerksam – wenn ich aus dem (wunderschön in Halbleinen gebundenen) Buch rezitiere.

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„Taumspringer“ von Alex Rühle: Gebt den Träumern das Kommando!

Alex Rühle: "Traumspringer"
Alex Rühle: „Traumspringer“

Leon ist ein Träumer. Zumindest nennen ihn seine Lehrer und seine Eltern so. Dabei guckt er nur gerne, was draußen passiert und denkt so gern an andere Sachen. Doch seine Lehrer und seine Eltern haben recht. Mehr als sie ahnen.

Denn Leon ist nicht nur ein Träumer – er ist ein Traumspinger! Er kann seine Träume steuern und die Träume von anderen Schlafenden betreten. Und genau wegen dieser Fähigkeit benötigt Morpheus dringend Leons Hilfe. Der Hüter der Nacht und Archivar all unserer Träume befürchtet, dass sein Bruder Krato Unheilvolles im Schilde führt. Krato verschwand aus der Unterwelt, ging zu den Menschen. Und als Krato das letzte Mal zu den Menschen ging, löste das die Pest aus… Nur Leon kann helfen.

Fiktionale Gefahren treffen Alltagstücken

Traumspringer von Alex Rühle ist ein fantastischer Abenteuerroman für Kids ab zehn Jahren. Rühle verwebt die fiktionale Gefahr durch Krato geschickt mit den ganz realen Tücken der Gegenwart und des Erwachsenwerdens. Die erste Schwärmerei gehört genauso dazu, wie das Unverstandenfühlen durch Erwachsene und der Mobbing-Alltag in der Schule.

Nebenbei wird unser Umgang mit Medien hinterfragt. Denn ein außergewöhnliches Browser-Game fesselt die Aufmerksamkeit von immer mehr Menschen aus Leons Umfeld. Nach und nach verfallen die meisten seiner Freunde dem Spiel. Und sogar sein Vater.
Was hier überzeichnet ein wichtiger Teil der Geschichte ist, hält dem ein oder anderen Jugendlichen (und Elternteil) bestimmt den Spiegel vor. Zumindest ich fühlte mich durchaus erwischt.

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Feinsinniges, psychologisches Kammerspiel

Dorothy Baker: Zwei Schwestern
Dorothy Baker: Zwei Schwestern

Die Lektüre von „Zwei Schwestern“ ist eine berauschende Erfahrung, wenigstens für Leser mit einem Sinn für vollkommende Erzählkunst.

Dieser treffenden Zusammenfassung aus Peter Camerons Nachwort zu Dorothy Bakers Roman schließe ich mich ohne Wenn und Aber an.

Die Geschichte der Zwei Schwestern ist sehr schnell erzählt: Cassandra und Judith sind eineiige Zwillinge, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts recht isoliert mit ihrer exzentrischen Familie auf einer Ranch aufwuchsen. Die temperamentvolle Mutter arbeitete als Schriftstellerin und Drehbuchautorin. Sie starb vor wenigen Jahren an Krebs. Der freigeistige Vater lehrte Philosophie an der Universität, bis er sich für einen frühen Ruhestand entschied und seither auf der Farm wichtige, Cognac getränkte Gedanken denkt. Die distinguierte, liebende Großmutter – Mrs. Abbott – rundet das Ensemble zusammen mit Hund und Katze ab. Während ihrer Zeit an der Uni versuchten die Mittzwanzigerinnen sich als Individuen zu definieren. Eigene Wege zu gehen. Judiths Weg führte sie nach New York. Und dort zu einem Mann. Cassandra blieb in Berkeley. Studierte unzufrieden auf ein Lehramt hin und versank in trüben Gedanken. Nun treffen sich die beiden auf der Ranch wieder. Zu Judys Hochzeit. Feinsinniges, psychologisches Kammerspiel weiterlesen