„Ich kann fliegen und noch viel mehr“ von Job van Gelder

Das gereimte Bilderbuch „Ich kann fliegen und noch viel mehr“ von Job van Gelder auf einem Holzklettergerüst

„Die Lehrerin hat immer recht.
Du kannst alles werden, echt!
Tausend Ideen wirbeln im Kopf.
Eine packe ich gleich beim Schopf.“

Ich will ehrlich sein: Von der Aussage „Du kannst alles werden“ halte ich nicht viel. Zu viele wundervolle Menschen sah ich an diesem Mantra scheitern. Zu viele Erwartungen zerschellten schon daran. Doch so, wie dieses wundervolle Bilderbuch an diesen Satz herangeht, bin ich machtlos. Verfalle der Idee und begebe mich mit den kindlichen Helden und Heldinnen begeistert auf Fantasiereisen.

Brülle mit Rittern. Beobachte schräge Vögel. Fliege als Astronautin durchs All. Bin kellnernde Köchin in abgefahrendstem Gefährt. Tätowiere coolste Typen mit größten Herzen. Bin introvertierte Schauspielerin und erfinde schönstes Nutzlose. Trinke Tee auf des Meeres Grund. Wohn in einem Horrorhaus. Fahr als Piratin auf die See hinaus. Schreibe Liebesbriefe und mach mein eignes Ding – auch als Schatzgräberin.

Lyrisches Wimmelbuch und inspirierende Traumreise

Rückseite des poetischen Bilderbuchs „Ich kann fliegen und noch viel mehr“ von Job van Gelder

„Ich kann fliegen und noch viel mehr“ ist surreale Lyrik, fantastisches Wimmelbuch und inspirierende Traumreise. Jede Doppelseite widmet sich in herzenssatten Illustrationen einem Gedicht. Mal kurz, mal lang. Das eine klassisch anmutend und ordentlich gereimt. Das andere eher dadaistisch wild-chaotisch – Satzbau, Schriftart und Zeileneinheit durchbrechend. Jede Seite eine neue Welt. Ein neues Thema. Zum Drübernachdenken, zum Eintauchen oder Draufabfahren.

„Ich kann fliegen und noch viel mehr“ von Job van Gelder weiterlesen

„Leander Linnens Wunderladen“ Lena Hach und Friederike Ablang

Oha, am Freitag ist ja schon der 1. Dezember! Höchste Zeit eine kleine Auszeit in der nächsten Buchhandlung zu nehmen. Nur wenig wirkt im Vorweihnachtsgewusel entspannender. Und wenn man dann schon mal da ist, kann man auch gleich noch flott einen Adventskalender besorgen. Wie dieses Adventskalenderbuch zum Vorlesen. Und Kuscheln. Und glücklich sein. 😉
Das Adventskalenderbuch „Leander Linnens Wunderladen“ von Lena Hach und Friederike Ablang auf einer hyggeligen, blauen Decke liegend

„Es gibt da, in der schmalsten Gasse der Stadt, diesen zauberhaften kleinen Laden. Geführt wird er seit Jahrzehnten – wenn nicht noch länger – von Leander Linnen; einem stattlichen Mann mit Kugelbauch, struppigen weißen Haaren und Rauschebart.“

Durch seine immer leicht dreckige Brille – auf seiner zum Nordpol zeigenden Nase – schaut der alte Mann sehr wohlwollend in die Welt. Heißt alle Kunden Willkommen. Egal ob sie absichtlich oder zufällig in sein Reich stolpern. In seinem Laden findet jeder genau das Richtige. Genau das, was er oder sie braucht.

Weihnachtszauber, Weltoffenheit und Menschenliebe

Rückseite des Adventsbuches „Leander Linnens Wunderladen“ von Lena Hach und Friederike Ablang

„Leander Linnens Wunderladen“ erzählt in 25 winterlichen Episoden Geschichten voller Weihnachtswunder. An der Seite des betagten Ladenbesitzers erleben wir Kinder, die sich verloren fühlen. Die trauern. Die Probleme lösen müssen. Sich mit Geschwistern streiten. Oder ihre Träume verwirklichen möchten. Wir treffen Erwachsene, die durch die Tage hetzen. Dabei aber dringend Nähe bräuchten. Weihnachtsprofis, die Unterstützung benötigen. Scheue Verliebte; Väter, die ihre Kinder vermissen; Damen, die Wetten einlösen wollen.

Durch jede Geschichte weht Weihnachtszauber, warm umschmeichelnde Weltoffenheit und samtene Menschenliebe. Bei Leander dürfen alle sein, wer und wie sie sind. Hautfarbe und Kleidung sind ebenso egal, wie Alter oder Wohlstand der Kunden. Genauso wenig macht es für Leander einen Unterschied, ob seine Gäste Weihnachten oder Chanukka feiern. Er will nur, dass alle glücklich(er) sind. Denn: Das Glück liegt oft im Kleinen. In uns selbst. Und dem Leuchten in den Augen der anderen.

Ihr merkt, ich bin begeistert. Möchte Euch dringend zur täglichen Lektüre in „Leander Linnens Wunderladen“ raten. Es eignet sich ganz wunderbar für hyggelige Vorlesestunden. Zusammen unter einer Decke steckend. Was gibt es Schöneres an üsseligen Dezembertagen?

Ausschnitt einer Innenseite des Weihnachtsbuches „Leander Linnens Wunderladen“ von Lena Hach und Friederike Ablang
„Leander Linnens Wunderladen“ Lena Hach und Friederike Ablang weiterlesen

„Abbys Traum“ von Laurel Snyder und Kaleidoscube

Das Bilderbuch „Abbys Traum“ von Laurel Snyder und Kaleidoscube vor einer Backsteinmauer stehend, von Schnüren gehalten.

Im Zirkus wirbelt Abby durch die Manege. Jongliert seidene Bälle. Wirkt frei und wild. Während der Puppenspieler ihre Schnüren zieht. Niemand hier ist frei. Nach der Show landet das Mädchen im Käfig. Aber eines nachts gelangt sie an Schlüssel. Gelingt ihr die Flucht.

Sie streift durch das Land. Genießt ihre Freiheit. Aber immer noch halten sie Fäden. Fesseln sie Bande. Zwar geben sie Halt – schützen bisweilen auch – doch hindern sie Abby auch daran wirklich frei zu sein. Volle Verantwortung für ihr Handeln zu tragen. Ihren Weg unbeeinflusst zu nehmen.

Ausschnitt einer Innenseite des Bilderbuches „Abbys Traum“ von Laurel Snyder und Kaleidoscube

Sie will mehr. Entscheidet sich, immer weiter zu gehen. Mit den Jägern des Puppenspielers auf den Fersen. Die sie schließlich erwischen. Sie zurück in den Zirkus schaffen. In den Käfig. Der sie nicht länger halten kann.

„Sie bricht aus, […] und setzt die Welt in Flammen!“

Ohne den gewohnten Halt noch zittrig – doch nun wirklich frei – beginnt sie ein neues Leben. Voller Möglichkeiten.

Philosophische Traumbilder

Die Rückseite des Kinderbuches „Abbys Traum“ von Laurel Snyder und Kaleidoscube

Von der ersten Seite an stimmen Illustrationen und Text nachdenklich. Die kleine Marionette jongliert an Fäden hängend ihre Bälle. Doch auch Publikum und Zirkusdirektor binden Fäden. Selbst flüchtend halten sie Abby und ihre Häscher. Wer zieht sie? Was steckt dahinter? Wie sehr hängt Abby von ihnen ab?

„Abbys Traum“ ist mit seinem philosophischen Traumbildern kein Kinderbuch. Es ist Augenöffner und Gedanken-Trainer. Ich liebe Bücher, die Fragen stellen. Die unseren Geist fordern. Genau solch ein Buch ist „Abbys Traum“.

Ausschnitt einer Innenseite des Kinderbuches „Abbys Traum“ von Laurel Snyder und Kaleidoscube

Dennoch mögen es natürlich auch Kinder. Mein Vize (6) mag die Illustrationen. Er freut sich mit der kleinen Puppe über ihre Freiheit. Findet die Flucht aufregend und spannend. Die tiefgreifenden Fragen fasst er noch nicht. Anders dagegen mein Neunjähriger. Der blätterte das Bilderbuch mehrfach durch und machte sich so seine Gedanken.

Sehr gut könnte ich mir das Buch im Philosophie-Unterricht von höheren Klassen vorstellen. Besonders auch wegen der Hintergründe des Buches. Welche Teenies stark ansprechen dürfte.

Vom Game zum Buch

Denn mit „Abbys Traum“ erfüllte sich der Medien-übergreifende Verlag mixtvision selbst einen Traum. Nämlich die Geschichte eines Computerspiels in einem Bilderbuch zu erzählen.

„Abbys Traum“ von Laurel Snyder und Kaleidoscube weiterlesen