„Die Lesereise“ von Andi Watson

Diese grandiose Graphik Novel wartet schon viel zu lange auf ihre Vorstellung. Immer wieder scheiterte ich an den richtigen Worten, um die ausgeklügelt hintersinnige Geschichte zu beschreiben. Doch will ich, dass Ihr sie beachtet. Also haue ich sie jetzt einfach raus: Meine Vorstellung und Lobhudelei zu „Die Lesereise“.
Die Graphic Novel „Die Lesereise“ von Andi Watson vor einer alten Bruchsteinmauer

Autor G.H. Fretwell begibt sich auf Lesereise, um seinen Roman „Ohne K“ zu bewerben. Doch der Koffer mit all seinen Büchern wird ihm am Bahnhof entwendet. Ein verständnisloser Polizist nimmt den Fall genervt auf.

„Bücher? Keine Wertsachen?“

Auch seine Signierstunden laufen nicht wie erhofft. Ein anderer Autor kommt ihm immer zuvor. F.P. Guise ist mit seinem neuen Buch „Sierra Umbra“ in aller Munde. In jedem literarischen Feuilleton. Scheint allgegenwärtig begehrt.

Für Fretwell interessiert sich dagegen niemand. Zwischen wohlwollend und fahrig ignorant empfangen ihn die Buchhändler und Buchhändlerinnen. Bei den Hotelbuchungen scheint so einiges schief gelaufen zu sein. Sein Verleger lässt sich verleugnen. Und seine Frau bleibt bei ihren Telefonaten spröde und wortkarg. Als eine Buchhändlerin ermordet aufgefunden wird, verwandelt sich die Lesereise für den feinfühligen Schriftsteller immer mehr zum Albtraum.

Kafkaeske Graphic Noir

Rückseite des Comic Romans „Die Lesereise“ von Andi Watson

Ich las die Graphic Novel inzwischen zwei Mal. Zwischendrin durfte auch mein Mann ran. Der ebenfalls voll des Lobes war. Und ich kann mir durchaus vorstellen auch noch ein drittes oder viertes Mal zu diesem abgefahrenen Krimi Noir der Verlagswelt zu greifen.

Andi Watson begeisterte mich mit seiner raffinierten Lesereise vollumfänglich. In sparsamen Strichen bilden schlichte schwarzweiß Szenen eine kafkaeske Groteske, welche die Irrungen und Wirrungen des Menschlichen schmerzhaft treffend aufs Papier bringt. Das Comicbuch ist stimmungsvoller Krimi Noir und bissige Sartire.

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„Willow in Deutschland“ – Überirdische Satire mit Herz (Hörbuch)

Hörbuch "Willow in Deutschland"
Hörbuch: „Willow in Deutschland“

Bald ist es soweit. Bald schon schaffen wir den Sprung zur Intelligenz. Zumindest haben wir die Aufmerksamkeit hochentwickelter Wesen aus dem All geweckt. Seit Kurzem sind wir gerade interessant genug, dass sie uns einen Abgesandten senden. Einen entschlossenen, beharrlichen und mutigen Pionier, der uns und unsere Eigenarten erforschen soll: Willow!

Aber wir machen es dem tapferen Außerterrestrischen nicht leicht. Denn zu seltsam sind viele unserer Eigenheiten, Körperfunktionen und Gewohnheiten. Verrückt geradezu unser Individualismus. Doch Willow steht tapfer sein Jahr in Deutschland durch. Berichtet in seinem Tagebuch detailliert von unseren putzigen Stärken und lustigen Schwächen.

Stricht ins Wespennest bornierter Hippster-Muffeligkeit

Das Hörbuch "Willow in Deutschland" gelesen von Christian Ulmen
Hörbuch „Willow in Deutschland“

Stefan Rensch sticht mit seinen Beobachtungen ins Wespennest kleinbürgerlicher Spießigkeit, krampfmoderner Marketingmentalität, krass-normaler Randkulturen und borniert-sarkastischer Hippster-Muffeligkeit. Da kann man sich schonmal ertappt fühlen. Das kann dann schon ein wenig weh tun. Aber es ist vor allem eins: Urkomisch!

Vorleser Christian Ulmen: Sooo eine Idealbesetzung! Was hatte ich einen Spaß. Das Allroundtalent schafft es den hochintelligenten (arroganten), hochmotivierten (begriffsstutzigen), neugierigen (naiven) Außeririschen tatsächlich liebenswert und charmant wirken zu lassen. Pointiert, sensibel betont, herrlich nahbar. Er verleiht der bissigen Satire Herz und Seele; schleift Kanten und rundet Spitzen.

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Tuomas Kyrö: Bettler und Hase

Tuomas Kyrö: Bettler und Hase
Tuomas Kyrö: Bettler und Hase

Als „scharfsinnig, schräg und zum Schreien komisch“ beschreibt der Verlag Hoffmann und Campe den bei ihm erschienenen Roman Bettler und Hase. Der 1974 in Helsinki geborene Tuomas Kyrö stand mit seiner Gesellschaftssatire wochenlang auf der finnischen Bestsellerliste. Das klang doch alles vielversprechend, weshalb das 317-seitendicke gebundene Buch auch flott in meinem Regal landete. Tuomas Kyrö: Bettler und Hase weiterlesen

Will Wiles: Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Will Wiles: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Will Wiles: Die nachhaltige Pflege von Holzböden

„Britischer Humor par excellence: sehr skurril, höchst originell“, dieses Versprechen, der vielversprechende Titel und das hübsche Cover verlockten mich dazu, dem 288-seitigem Erstlingswerk des britischen Journalisten Will Wiles eine Chance zu geben.

Doch leider bestätigte „Die nachhaltige Pflege von Holzböden“ einmal mehr, dass man Werbetexten und einem hübschen Äußerem nicht trauen darf.  Will Wiles: Die nachhaltige Pflege von Holzböden weiterlesen

Jasper Fforde: „Grau“

Jasper Fforde: "Grau"
Jasper Fforde: "Grau"

Ich liebe Jasper Fforde seit seinem ersten kuriosen Thursday Next-Roman, in dem SpecOps-Lit.Agentin Thursday Next die Buchwelt vor diversen Schurken schützt. Der 51-jährige Waliser vermag es wie kaum ein anderer sarkastische, skurrile und (gesellschafts)kritischeFantasiewelten zu entwerfen. In seinem neuen Roman Grau entwirft er eine ganz neue, faszinierende Welt, in der sich Protagonist Eddie Russett zurechtfinden muss. Jasper Fforde: „Grau“ weiterlesen

Alltagswahnsinn einer Servicekraft

Christoph Strasser: "Warum. Frankenfish?"
Christoph Strasser: „Warum. Frankenfish?“

Christoph Strasser: „Warum. Frankenfish?“

Jeder, der in irgendeiner Form jemals im Service gearbeitet hat, kennt sie: Die Verlorenen und die Redebedürftigen, die Hirnlosen und die Neunmalklugen, die Trotteligen, die Verplanten, die Vagabunden, die Hysteriker und all die anderen, aus denen die ganz normale Kundenmeute besteht. Egal ob in einer Kneipe, einem Kiosk, einem Café oder in einer Videothek… Alltagswahnsinn einer Servicekraft weiterlesen