„Ich bin Circe“ von Madeline Miller (Hörbuch)

„Ich bin Circe“ von Madeline Miller (Hörbuch)

Der Name des Buches ist Programm. Circe – Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios – erzählt dem geneigten Leser ihr Leben. Davon, wie schwer es für sie war als ungeliebte Tochter der schönen Nymphe Perse aufzuwachsen. Davon, wie schwer es war, anders zu sein. Von ihrer Neugier und ihrer Liebe zu den Sterblichen. Von ihrem ganz eigenen Weg und wem sie auf diesem begegnete.

Ach, was liebte ich die griechischen Mythen. Als Teen und in meinen Zwanzigern lernte ich Götterstammbäume und Heldengesänge auswendig. War fasziniert von Umfang und Tiefe der alten Epen. Besonders beeindruckte mich die einsame Zauberin Circe. Welch fesselnde Geschichte! Als letztes Jahr Madeline Millers Wälzer „Ich bin Circe“ erschien, war ich Feuer und Flamme.

Doch in meinem Leben war und ist derzeit einfach kein Platz für einen 500-Seiter. Die Lösung: Das Hörbuch. Dem kann ich ganz wunderbar lauschen, während ich unsere Wäscheberge falte.

Zickige Göttertochter

„Ich bin Circe“ von Madeline Miller (Hörbuch)

Nun hat das Hörbuch aber auch eine Laufzeit von über 12 Stunden. Selbst ich falte nicht so lange Wäsche. Es gab also viele, viele Wäschedates mit Circe. Und nach und nach schaltete ich den CD-Spieler immer seltener ein. Quälte mich nicht mehr durch die unzähligen Kapitel zur zuletzt gehörten Szene. Zog das Radio den monotonen Erzählungen der zickigen Göttertochter vor.

Denn sympathisch war mir diese Circe nicht. Was zum Großteil an Ann Vielhabens weinerlich-hysterischen Vortrag lag. Selten empfand ich eine Stimme als so unerträglich.

Circe, eine leidend, arrogante Besserwisserin?

Ich gab dem Buch wirklich viele, viele Chancen. Doch nach wenigen Sätzen war ich jedes Mal genervt. Irgendwann gab ich auf. Da war ich eigentlich schon recht weit. Irgendwo in der Mitte der zweiten, ewig langen MP3-CD. Weder Schreibstil noch Erzählung kamen mir „modern und fesselnd“ vor. Da fesselten mich die klassischen Epen weit mehr.

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„Willow in Deutschland“ – Überirdische Satire mit Herz (Hörbuch)

Hörbuch "Willow in Deutschland"
Hörbuch: „Willow in Deutschland“

Bald ist es soweit. Bald schon schaffen wir den Sprung zur Intelligenz. Zumindest haben wir die Aufmerksamkeit hochentwickelter Wesen aus dem All geweckt. Seit Kurzem sind wir gerade interessant genug, dass sie uns einen Abgesandten senden. Einen entschlossenen, beharrlichen und mutigen Pionier, der uns und unsere Eigenarten erforschen soll: Willow!

Aber wir machen es dem tapferen Außerterrestrischen nicht leicht. Denn zu seltsam sind viele unserer Eigenheiten, Körperfunktionen und Gewohnheiten. Verrückt geradezu unser Individualismus. Doch Willow steht tapfer sein Jahr in Deutschland durch. Berichtet in seinem Tagebuch detailliert von unseren putzigen Stärken und lustigen Schwächen.

Stricht ins Wespennest bornierter Hippster-Muffeligkeit

Das Hörbuch "Willow in Deutschland" gelesen von Christian Ulmen
Hörbuch „Willow in Deutschland“

Stefan Rensch sticht mit seinen Beobachtungen ins Wespennest kleinbürgerlicher Spießigkeit, krampfmoderner Marketingmentalität, krass-normaler Randkulturen und borniert-sarkastischer Hippster-Muffeligkeit. Da kann man sich schonmal ertappt fühlen. Das kann dann schon ein wenig weh tun. Aber es ist vor allem eins: Urkomisch!

Vorleser Christian Ulmen: Sooo eine Idealbesetzung! Was hatte ich einen Spaß. Das Allroundtalent schafft es den hochintelligenten (arroganten), hochmotivierten (begriffsstutzigen), neugierigen (naiven) Außeririschen tatsächlich liebenswert und charmant wirken zu lassen. Pointiert, sensibel betont, herrlich nahbar. Er verleiht der bissigen Satire Herz und Seele; schleift Kanten und rundet Spitzen.

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