Wow! Da erbt Willow doch glatt einen Wald von ihrer Großtante. Einen echten, kleinen Wald. Ok, erst findet die Elfjährige das ziemlich öde, doch schnell beginnt sie ihn zu lieben. Und als sie die kleine Hütte entdeckt und herausfindet, was sie neben dem Wald noch geerbt hat, verändert sich ihr Leben für immer.
Denn Willows Großtante war eine Hexe. Neben Wald und Hexenhütte hinterließ sie ihrer Nichte auch ihre Hexenkraft. Doch erst zusammen mit drei weiteren Junghexen soll sich die Macht voll entfalten können.
Willow macht sich auf die Suche nach den anderen Hexenanwärterinnen. Dabei drängt die Zeit. Denn zwei windige Immobilienmakler haben ein Auge auf den Wald des Mädchens geworfen.
Hexenwelt zum Wohlfühlen
Hach, was hätte ich dieses Buch als Kind geliebt. Sofort hätte ich eine Hexenbande gegründet. Im Grünstreifen am Militärring hätten wir Baumhütten gebaut, unsere Kuscheltiere wären magische Begleiter gewesen. Ein altes Buch meiner Oma unser plaudernder Almanach. Wir hätten unseren Wald gegen Stürme, Geier und was sonst so kommen würde wild verteidigt. Und ich wette, dass es Kinder heute noch genauso machen werden.
Sabine Bohlmann („Frau Honig“, „Der kleine Siebenschläfer“) entwirft eine überschaubare, magische Hexenwelt zum Wohlfühlen. Der Wald wirkt freundlich, magische Tierbegleiter beschützen, ein weises Buch gibt Rat. Die Hexenmädchen sind liebenswert, herzenzgut, fröhlich und verspielt. Trotz Superkraft echte, tolle Kinder. Da will man sofort mitmachen. Jedes Mädchen ist besonders, hat Stärken und Schwächen.
So magisch, so stimmungsvoll
Dabei versteht es Bohlmann auch erwachsenen Vorlesern ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern. Die Idee der Farinaria (Menschen, die kein Mehl essen um Getreidekörner zu schützen) ist einfach zu absurd. Mir persönlich bereitete die Bieberohrmütze von Junghexe Gretchen große Freude. Erinnerte sie mich doch sehr an die Mützen, welche Bohlmann bei ihren Siebenschläfer-Lesungen trägt.
Die atmosphärischen Illustrationen von Simona Ceccarelli und die abwechslungsreiche Typografie von Silke Langanki verleihen dem Buch etwas ganz besonders Zauberhaftes. Um ehrlich zu sein, war es das wunderschöne Cover, welches mich nicht an „Ein Mädchen namens Willow“ vorbeigehen lies. Es ist so magisch, so stimmungsvoll – märchenhaft!
Warum kann ein Junge keine Hexe sein?
Das Einzige, was ich wirklich, wirklich schade (und unnötig) fand: Warum schließt Willow sofort aus, dass ein Junge eine Hexe sein könnte? Mein Sechsjähriger wäre super gerne Teil der Gruppe. Dass ihm hier quasi die Tür vor der Nase zugeknallt wird, machte mich traurig. Tut mir weh. Mein Mann wurde sogar richtig wütend. Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr ärgere ich mich. Jungs werden sich ausgeschlossen fühlen. Kinder bekommen wieder einmal vermittelt, dass es Bereiche gibt, die geschlechtsabhängig sind.
Erst kürzlich gab ein Junge aus der Klasse meines Sohnes nach einer Schnupperstunde die Tanz-AG auf. Weil die Mädchen ihn sehr deutlich wissen ließen, dass Jungs nicht tanzen! Das kann doch nicht wahr sein! Meine Jungs dürfen tanzen, Puppen-Papas sein, pinke T-Shirts tragen. Und wir plädieren ganz laut dafür, dass Jungs Hexen sein dürfen und Mädchen Zauberer. Ganz wie’s gefällt. Oder die Begabung es hergibt.
Das Thema beschäftigt mich anscheinend sehr. Denn ich träumte schon von einer Verfilmung. Und bei dieser war die vierte Junghexe – für alle überraschend – ein Junge…
Nun denn, vielleicht geht die Tür für Jungs im nächsten Band ja auf. Zwar ist „Ein Mädchen namens Willow“ eine abgeschlossene Geschichte. Doch haben die Abenteuer der frisch vereinten Hexen-Clique ja eigentlich erst begonnen. ?
Ich danke dem Thienemann-Esslinger Verlag für unser kostenloses Rezensionsexemplar.
Titel: Ein Mädchen namens Willow
Geschrieben von: Sabine Bohlmann
Illustriert und gestaltet von: Simona Ceccarelli
Innentypografie von: Silke Langanki
Genre: Kinderbuch, Vorlesebuch, Abenteuer, Freundschaft, Bücher für Grundschüler, Hexen, Natur, Fantasy
Format: Hardcover, 256 Seiten
Verlag: Planet! (Thienemann-Esslinger)
Erscheinungstermin: 18. Januar 2020
ISBN: 978-3-5225-0664-9
Preis: 13 €
Altersempfehlung des Verlags: ab 10 Jahren
Meine Altersempfehlung: Ab 8 Jahren (zum Vorlesen ab 5 Jahren)
„Ein Mädchen namens Willow“ beim Verlag: Zum Buch
Sabine Bohlmann im Netz: Besuch die Autorin
Simona Ceccarelli im Netz: Besuch die Illustratorin
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Danke für die Rezension!
Klang super! Bis zu der Sache mit den Jungs. Genau deshalb werde ich das Buch nicht holen.
Unser Sohn ist vier Jahre alt. Er liebt mal es Hexe, mal Bär oder Pippi Langstrumpf zu sein. Und das darf er. Er darf Röcke tragen und sich ausprobieren. Leider gibt es viele verbohrte Köpfe, die da nur schlecht mit umgehen können. Schade.
Dann lieber ein anderes Hexenbuch…
Das sehe ich ganz genauso, liebe Jasna!
Ich sehe das Ganze locker, schließlich gibt es immernoch viele Jungs, die Mädchen nicht mitmachen lassen. Da regt sich auch niemand auf. In diesem Buch ist es nunmal so…Meine,Kinder, Enkel und Kitakinder dürfen alles sein, das ist ja auch die Realität.
Im Buch ist es eben mal anders.
Liebe Kerstin,
dank Dir für Deine spannende Rückmeldung!
Hm, bei uns ist es durchaus ein Thema, wenn Jungs Mädchen nicht mitmachen lassen. Überhaupt, wenn Kinder andere Kinder nicht mitmachen lassen. Egal ob aus Gründen des Geschlechts, der Hautfarbe, der Größe, des Alters oder der Herkunft.
Da mein Großer aber tatsächlich nur Mädchenfreunde hat, ist das Buch-Szenario einfach weit weg von unserer Lebensrealität.
Aber ich habe es durchaus schon weiter empfohlen. Denn natürlich entspricht es durchaus der Lebensrealität anderer Familien. :)
Sonnigst
Simone
PS: Ich werde mir das Buch kaufen und das Mädchen als Handpuppe oder Stabpuppe anfertigen und das Buch den Kindern vorlesen. Mal sehen, wie die Kinder es sehen. Tolles Thema…
Da bin ich aber gespannt. Erzähl gerne mal, wie es war. :)