In den Bäumen hüpfen die Zugvögel von Ast zu Ast. Saftiges Gras weht im Dezemberwind. Wie ärgerlich! Es ist viel zu warm für Lydias heiß ersehnten Schnee. Sie öffnet Türchen um Türchen ihres Adventskalenders. Der ihr Tag für Tag winterliche Bilder präsentiert. Aber vor ihrem Fenster tut sich nichts.
Nach dem elften Türchen entdeckt Lydia in einer Zimmerecke eine Spinne. Der ungebetene Gast scheint sich wohlzufühlen. Doch Lydia mag keine Spinnen. Hat Angst vor dem achtbeinigen Gast. Sie beschwört die Spinne, weg zu gehen. Doch die spinnt einfach weiter. Immerhin, eine gute Zuhörerin ist sie. Und als Lydia am Heiligabend aufwacht, da wartet eine glitzernde Überraschung auf sie.
Plötzlich verliert das Spinnentier den Schrecken
Puh, Leute! Wenn man – wie ich – eine nicht gerade kleine Arachnophobie zu seinen Eigenheiten zählt, fällt es nicht ganz leicht sich auf „Die Sternenspinne“ einzulassen. Besonders, da die Spinne nicht verniedlicht wird. Sie ist eins dieser fiesen, langbeinigen Exemplare. Mit dickem Hinterleib und deutlichen Kieferklauen. Da bekomm ich schon vom Beschreiben Gänsehaut. Mit vermenschlichten, verhärmten Zügen schaut sie grimmig auf Lydia hinunter. So grimmig wie das Mädchen zu ihr.
Nach und nach wird der Achtbeiner vertrauter. Wird zum Vertrauten. Dem Lydia ihre Wünsche anvertraut. Der still webend zuhört. Dabei seine Schrecken verliert. Plötzlich gar nicht mehr gruselig ist.
Ich wünschte, ich wäre schon so weit wie Lydia. Doch leider verfalle ich immer noch in Schockstarre, wenn ich ähnliche Exemplare in freier Wildbahn erblicke. Ganz ehrlich? Ich bekomme tatsächlich Herpes vom Anblick großer Spinnen. Total bekloppt. Ich weiß! Hilft nur nicht.
Der Traum von weißer Winterwunderzeit
Aber: Es wird besser. Mittlerweile kann ich mit den meisten Spinnen leben. Wenn sie locker unter ein normales Glas passen, komm ich klar. Ein Fortschritt. „Die Sternenspinne“ trägt vielleicht auch dazu bei, dass ich bei der nächsten Begegnung der achtbeinigen Art weniger panisch reagiere. Durch Gewöhnung.
Denn dem Vizechef (5) hat es Lydias Geschichte angetan. Wie sie kann er sich kaum noch an Schnee erinnern. Einen Tag lang gab es mal welchen hier in Köln. Vor drei Jahren. Gerade mal lang genug lag das Wunder, um einen Schneemann zu bauen. Seitdem träumt der Vize von weißer Winterzeit. Und auch wenn am Ende kein klirrendkalter, verschneiter Wintertag auf Lydia wartet, die verwobene Auflösung der Weihnachtsgeschichte mag mein Fünfjähriger sehr.
„Die Sternenspinne“ vermittelt, dass Spinnen in Ordnung sind. Ohne plakativ zu sagen, dass Angst vor ihnen unnötig und doof ist. Angst ist ok. Aber es gibt eben auch schöne Seiten an diesen Tieren. Auf die dieses leise, sanfte Adventsbuch unsere Aufmerksamkeit lenkt. 😊
Mit Literatur Ängste besiegen
Übrigens leidet Autorin Stefanie Christ selbst unter ausgeprägter Spinnenangst. Dennoch – oder gerade deswegen – faszinieren sie die Tiere. Wie ich, möchte auch sie ihre Angst überwinden. Unter anderem bei einer Lesung mit Christian Kropf vom Naturhistorischen Museum Bern. Zu der der Arachnologe eine eingelegte Vogelspinne mitbrachte. Über ihre Angst berichtet die Bernerin auch in ihrem Blogbeitrag: „Ängste überwinden mit Literatur“.
Ich danke der Autorin für unser kostenloses Rezensionsexemplar.
Titel: Die Sternenspinne
Geschrieben von: Stefanie Christ
Illustriert von: Karin Widmer
Genre: Kinderbuch, Bilderbuch, Bücher für Kindergartenkinder
Themen: Spinnenangst, Arachnophobie, Ängste überwinden, Weihnachten
Format: Hardcover, 36 Seiten
Verlag: Simowa
Erscheinungstermin: 7. Dezember 2020
ISBN: 978-3-9081-5258-3
Preis: 29 €
Altersempfehlung des Verlags: ab 4 Jahren
„Die Sternenspinne“ bei der Autorin: Zum Buch
Karin Widmer im Netz: Besuch die Illustratorin
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