G. C. Roth: „Bestatten, mein Name ist Tod!“
Die beiden hochbetagten Bestatter außer Dienst – Olbers und Sieberts – treffen sich jeden Mittwoch auf „ihrem“ Friedhof. „Der eine war rundlich, breit und kurz gebaut, während der andere eher zu den schmaler und höher gewachsenen Menschen gehörte.“ Sie spazieren, frühstücken, kippen ihren Rum-Tee und erzählen sich morbide Geschichtchen aus ihrem Berufsleben. Dabei versuchen sie sich gegenseitig mit blutigen oder schockierenden Details zu überbieten, wie etwa: „Der blutverklebte Kopf Bongos klappte zur Seite. Der Schlag war von solcher Kraft, dass die Axt in den darunter liegenden Körper drang. Sie durchtrennte den Hals, sodass man die Halswirbel krachen hörte.“
Kritik
Er hat sich redlich bemüht. Diese Worte poltern durch meinen Schädel. Sich zu bemühen, das reicht einfach nicht, wie jeder Personaler der Welt weiß. Dabei sind die Geschichten der beiden greisen Bestatter gar nicht so schlecht. Zwar haben sie das Niveau von Gruselgeschichten, die sich Halbwüchsige im Schullandheim erzählen und es fehlt Originalität, Pfiff und Spannung. Doch ist das auf eine gewisse Weise schnuckelig nostalgisch. Hätte Roth es geschafft den Figuren Leben einzuhauchen, es wäre in Ordnung. Das hat sie nur nicht geschafft. Die beiden Opas bleiben trotz kleinteiligster Beschreibung seelenlos und spröde. Ohne Herz.
Langweilig und farblos
Der schwerwiegendste Mangel dieses Buches ist aber, dass es einfach richtig, richtig mies geschrieben ist. Die Sätze, die ich las, hat mein Kopf automatisch auseinander genommen und neu zusammengefügt. Bei schlecht geschriebenen Zeitungsartikeln passiert mir das regelmäßig, bei Büchern jedoch nur selten.
Titel und Untertitel („Friedhofsgeschichten aus dem Leben gerissen“) zeugen von einem Humor, der im Buch leider nur selten durchblitzt. Viele Sequenzen sind langweilig und farblos. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab.
Das Buch hat 92 groß bedruckte Seiten. Zeichnungen unterbrechen den Text nach jeder Geschichte. So habe ich es, trotz gedanklicher Satz-Umbauakrobatik und abgelenkten „Ich-müsste-den-Müll-rausbringen“-Eingebungen, in etwas unter zwei Stunden gelesen. Allein das zeugt davon, dass dies kein tiefschürfendes Werk ist.
Kurz funkelt Seele auf
Es ist eine Schande! Besonders, da in der letzten Geschichte all das aufblitzt, was ich in den vorherigen vermisste. Da funkelt plötzlich so etwas wie Seele und herzliche Kreativität auf, blendet mich so unerwartet, dass sich sogar ein Tränchen in eins meiner Augen verirrt. Schade nur, dass ein letztes Aufbäumen das Leseerlebnis dann auch nicht mehr retten kann.
Die Skizzen, welche die Geschichten begleiten, bereichern das Werk künstlerisch. Ein großes Manko ist allerdings der schiefe Satz. Der Text wirkt auf einigen Seiten wie schlampig kopiert. Das macht keinen sonderlich seriösen Eindruck.
Die 1 1/2 Stunden meiner kostbaren Lebenszeit die ich diesem Buch gewidmet habe, hätte ich mit interessanteren Dingen verbringen können. Hätte die Steuererklärung machen oder zum Zahnarzt gehen können. Es gibt Gründe dafür, warum sich Verlage gegen den Druck bestimmter Werke entscheiden. Das mag nicht immer fair und berechtigt sein, hier aber schon. Schlechter Schreibstil und eine uninspirierte Feder degradieren dieses Buch zu zeitfressendem Altpapier.
* Die Leseproben in meiner Inhaltsangabe stammen von Seite eins und Seite 16 des Buchs.