„Das war das schönste Geschenk der Welt und wir hatten es einfach so bekommen. Es war die Welt selbst. Eine Blechkugel, fußballgroß, mit allen Ländern drauf.“
Alice und ihre Geschwister halten die ganze Welt in den Händen. Eine süße, verheißungsvolle Welt voller Vorfreude. Voller Leben und Schönheit. In Flandern im Sommer 1914.
Tantanna aus Brüssel ist sicher: „Es wird keinen Krieg geben.“ Und in der Hauptstadt weiß man Bescheid! Auch der Vater meint: „Das ist die sicherste Ecke Belgiens. Wenn nicht auf der ganzen Welt.“ Mutters „Alles wird gut,“ besiegelt die Zuversicht. Dennoch bewegen sich die Erwachsenen langsamer. Tuscheln. Werden nervös.
„Natürlich kamen sie zu uns“
Wenig später ziehen die ersten Flüchtlinge durch die Stadt. „Sie kamen mit Wagen voller Töpfe und Pfannen, Decken und Matratzen. Männer, Frauen und Kinder. Sie kamen aus der Richtung des Krieges…Natürlich kamen sie zu uns.“ Zum sichersten Ort der Welt.
Doch im Krieg bleibt kein Ort sicher. Er kommt auch zu Alice. Ganz nah. Greift mit grausamen Fingern in ihr Leben. In ihre Familie. Wird alles gut? Kann alles gut werden, wenn die Welt aus den Fugen gerät? Das Zuhause verloren scheint? Nichts mehr sicher ist? Alice jedenfalls findet ihren Weg. Auf ihm auch immer wieder Hoffnung. Alles wird gut, immer! „Jedenfalls so gut wie.“
Schwerelos-poetische Sprache
Alice erzählt uns ihre Geschichte in leichten, kindlichen Sätzen. Fast unbeschwert berichtet sie von Kriegsgräueln und Flucht. Wenn wir mit ihr Giftgas und Granatenhagel durchleben, bleibt die Zuversicht. Die Hoffnung. Alice stellt gar nicht die Frage, ob es weitergeht. Es muss. Was sonst. Alles wird gut, immer!
Dabei legt Kathleen Vereecken ihrer Protagonistin eine bildreiche, schwerelos-poetische Sprache in den Mund. An der wir uns festhalten können. Die ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Trotz Gänsehaut, Schockmomenten und Tränen.
„Alles wird gut, immer“ von Kathleen Vereecken und Julie Völk weiterlesen