Du wachst auf einem Bahngleis in Los Angeles auf. Du weißt nicht wie Du hierher kamst und wer Du bist. Du merkst allerdings schnell, dass Du verfolgt, nein, gejagt wirst. Du kannst niemandem trauen und auch nicht zur Polizei. Du bist die Protagonistin aus Anna Careys Blackbird und dies ist erst der erste Band.
Ich mag Jugendbücher. Derzeit noch mehr als sonst, weil sie meist herrlich leicht zu verdauen sind. Lehrreich zwar, aber flott zu lesen und unterhaltsam. Die Geschichte um das gedächtnislose, um ihr Leben laufende Mädchen, mit dem Vogeltattoo auf seinem Handgelenk, machte mich neugierig. Es versprach eine surrende Grundspannung. Doch dieses Versprechen hielt der Roman leider nicht.
Allein schon die Schreibweise in der zweiten Person nervte mich extrem. Meine anfängliche Hoffnung, Du und Dir würden nur den Prolog überleben, zerschlug sich schnell. Der Hoffnung, dass ich mich dran gewöhnen würde, ging es genauso. Ja, ich könnte mir vorstellen, dass es bei jüngeren Lesern die Identifikation mit der Protagonistin verstärkt. Sie tiefer eintauchen. Das Experiment in allen Ehren. Aber mich überzeugte es nicht.
An der Story an sich habe ich nichts auszusetzen. Thriller dürfen für mich durchaus etwas unrealistisch sein. Die Hauptfiguren dürfen übermenschlich viel Glück haben. Das daraus aber unbedingt wieder ein Mehrteiler gehäkelt wird, daran habe ich so einiges auszusetzen. Ich wage jetzt mal zu behaupten, dass die Geschichte sehr gut in ein Buch gepasst hätte. Zwar hat dieser erste Teil schon 352 Seiten, die sind allerdings mit nicht wirklich viel Text gefüllt. Große Buchstaben, viel Platz zwischen den Reihen, Leerseiten nach den Kapiteln. Da überfällt mich schon das Gefühl, dass hier gestreckt wurde. Genauso wie bei der Geschichte. Da hätte Carey einiges flotter erzählen können.
Insgesamt unterhält Blackbird recht kurzweilig, lässt sich flott lesen und überanstrengt den Leser nicht mit einer zu komplexen Handlung. Der Schreibstil in der zweiten Person ist Geschmackssache, mein’s war’s nicht. Ausnahmsweise stimme ich hier dem Verlag bei seiner Altersempfehlung zu: Teenie-Mädels ab 14 finden in der smarten Protagonistin bestimmt eine Identifikationsfigur und werden auch die Hals-über-Kopf-Lovestory lieben.