Vor gut einem Jahr eröffnete Tereza Berger ihr „DEJALU“. Im beschaulichen Camaret-sur-Mer. Und noch immer prangen regelmäßig Schmierereien am Schaufenster ihrer deutsch-englischen Buchhandlung. Doch mit den meisten Bewohnern des bretonischen Städtchens ist die Schweizerin inzwischen befreundet. Kennt dank ihrer Neugier und Distanzlosigkeit schon halb Crozon.
Was nützlich ist. Denn schon wieder taucht eine Leiche auf. Diesmal unter Verdacht: Soeur Nominoë. Die Äbtissin eines Laienschwesterordens. Hat sie den betagten Wohltäter und Helden der Region von der Klippe gestoßen? Was hat dessen Sohn zu verbergen?
Es ist kompliziert
„Bretonisch mit Aussicht“ ist der zweite Band um Wahlbretonin Tereza. Die – in meinen Augen – in einer schweren Midlife-Krise steckt. Die Kasse der Buchhandlung bleibt leer. Das geerbte Häuschen steckt voller Tücken. Das Französisch sitzt noch nicht perfekt. Mit dem Sohn ist es kompliziert. Mit der Tochter noch viel mehr. Tereza wuselt sich schusselig mehr schlecht als recht durch die Tage. Wenn sie sich nicht an ihrer geliebten Tragetasche festhalten könnte, sie würde wahrscheinlich sämtlichen Halt verlieren.
Immerhin ist sie gut im bretonischen Leben angekommen. Kennt Gott und die Welt. Was in meinen Augen absolut realistisch ist. Bretonen (und alle die es sein wollen) sind herzerwärmend zutraulich. Zugezogene werden mit offenen Armen aufgenommen. Gerade die Frauen reden gerne und nehmen distanzlos am Leben anderer Anteil. Ich weiß, wovon ich rede. Wir renovieren gerade ein Haus im Norden Morbihans. Ganz kurz vorm Finistère. Wo Terezas Crozon liegt. Und auch wir kommen schon in den fantastischen Genuss nachbarschaftlicher Hilfsbereitschaft.
Bretonisches Lokalkolorit
Damit wäre ich auch schon mittendrin in meiner Bretagne-Liebe. Wegen ihr lese ich Bücher wie dieses. Schwelge in Landschaftsbeschreibungen und Lokalkolorit. Und davon bietet diese Detektivgeschichte reichlich. Vielleicht gar etwas zu reichlich. Mir waren es nämlich tatsächlich zu viele Personen; zu viele Schauplätze; zu viele Andeutungen und Verstrickungen.
Zusätzlich kam ich mit Tereza nicht klar. Ihre Recherchen verliefen wahllos, hektisch und Zufall gesteuert. Ich konnte ihr nicht folgen. Verstand sie in nicht. Rieb mich an ihrer Unzuverlässigkeit und Unachtsamkeit. Außerdem störte mich ihr Geplänkel mit dem griesgrämigen Commissaire Mahon. Es wirkte unnatürlich gestelzt.
Bis zum Schluss verstand ich nicht, warum Französischfetzen durch den Text mäandern. Sprechen die Protagonisten Englisch oder Deutsch? Sind es Fachbegriffe, für die ihnen die Übersetzungen fehlen? Ist es Stilmittel? Es verwirrte mich.
Genauso wie die ständige Erwähnung der großartigen Handtasche. Weniger wäre mehr gewesen. Irgendwann nervte auch die Dauerwerbung für meine eigenen Lieblingsschokolade. Wobei ich da immerhin die Begeisterung nachempfinden kann. 😊
Ich genoss Gegend, Menschen und Geschichte
Ach herrje. Das klingt jetzt schlimmer als ich das Buch fand. Eigentlich las ich es größtenteils mit Freude. Genoss Gegend, Menschen und Geschichte. Las mich flott durch die fast 300 Seiten. Während der Atlantik 200 Meter entfernt ans Ufer brandete. Schlussendlich würde ich Tereza eine zweite Chance geben und durchaus auch die anderen Bände der Reihe lesen.
Ich danke meiner Losfee und der Autorin, die das Buch auf ihrem Instagram-Account verloste.
Titel: Bretonisch mit Aussicht
Geschrieben von: Gabriela Kasperski
Genre: Roman, Kriminalroman, Cosy Crime, Regionalkrimi, Unterhaltungsliteratur
Themen: Detektivinnen, Schweizer Autorinnen, Bretagne
Format: Taschenbuch; 288 Seiten
Verlag: Emons
Erscheinungsdatum: 22. April 2021
ISBN: 978-3-7408-1158-7
Preis: 13 €
„Bretonisch mit Aussicht“ beim Verlag: Zum Buch
Gabriela Kasperski im Netz: Besuch die Autorin
Gabriela Kasperski auf Instagram: @kasperskigabriela
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