Ach, wie sehr wünsche ich mir eine App, mit der ich einfach ein Blümchen scanne und sie mir sagt, welches es ist, was es kann, ob ich es essen darf oder nicht. Bisher gibt der Markt da aber nur Enttäuschendes her. Und selbst wenn ich doch bald eine befriedigende Möglichkeit der Online-Bestimmung finden würde, dann gäbe es im tiefsten Westerwald oder im rauen Erzgebirge bestimmt nicht die nötige Netzverbindung. Damit bleibe ich ganz altmodisch auf ein analoges, auf Papier gedrucktes Buch angewiesen. Der Kosmos-Naturführer Fotoband Was blüht denn da? soll bei der Bestimmung von gut 550 Pflanzenarten helfen.
Nach Blütenfarben sortiert bieten über 1300 Zeichnungen und Fotos solide Anhaltspunkte, um welches Blümchen es sich bei dem vor mir wuchernden Kraut handeln könnte. Nur hat das Grünzeug noch gar keine offene Blüte, nur eine kleine Knospe. Tja, Pech gehabt. Dann muss ich wohl noch ein paar Tage warten, bis ich das Buch zu Rate ziehen kann. Damit wäre der größte Nachteil dieses Ratgebers auch schon aufgedeckt. Wirklich nützlich ist er nur zur Blütezeit des zu bestimmenden Gewächses. Ich persönlich lese solche Lexika aber auch gerne zu Hause. Einfach so. Oder ich nehme mir ungehobelter Weise eine Blüte mit, und schaue gemütlich bei einer Tasse Tee nach, welchem Strauch ich da seine Pracht gemopst habe. Da kommt dem dicken Nachschlagewerk sein hohes Gewicht (800 g) zugute. Denn ab und an mag ich es – wieder recht altmodisch – eine Blüte zu pressen. Und wo wäre das Presswerk passender aufgehoben, als zwischen den Seiten eines Blütenfotobandes?
Etwas schwierig fand ich es bei ein paar Pflanzen, die richtige Blütenfarbe zu bestimmen. So hätte ich Sonnentau eher unter den grünen Blüten vermutet, die Golddistel eher unter den weißen und Efeu eher unter den gelben. Auf die Aufführung der 40 Nutzpflanzen am Ende des Buches könnte ich gut verzichten. Die passt thematisch nicht in ein Buch mit dem Titel Was blüht denn da. Das gilt eigentlich auch für die 32 essbaren Beeren und Kräuter, die Interessierte inbändig auf der Broschur finden. Da diese übersichtliche kleine Sammlung beim Spaziergang aber durchaus nützlich sein kann, mag ich sie trotzdem.
Noch schöner fände ich es allerdings, wenn direkt beim ausführlichen Text Symbole erklären würden, ob das Pflänzchen genießbar ist und wenn ja, welche Teile. Aber leider entdecke ich nur hin und wieder einen kleinen Totenkopf, der giftige Pflanzen kennzeichnet (selbst, wenn diese Pflanze sowohl essbare als auch giftige Bestandteile besitzt). So sagt mir die Übersicht am Ende zwar, dass die Blätter der Taubnessel essbar sind, im Text auf Seite 206 steht dazu allerdings kein Sterbenswörtchen. Hier erfahre ich dagegen, dass Tee aus den Blüten der Nessel Atemwegskatarrhe lindern soll. Insgesamt würde ich gerne noch mehr über die vorgestellten Pflanzen erfahren.
Weil ich das Buch für unterwegs eigentlich als zu schwer empfinde, habe ich mir auch die Leseprobe der Kindle-Version angeschaut. Nun ja, ich habe einen Paperwhite und der ist in seiner Farbwiedergabe recht beschränkt. Rot, Weiß, Gelb, Blau, Grün – die strahlende Pracht reduziert mein eReader auf 16, recht langweilige Graustufen. Das ist dann doch recht suboptimal für die Definition einer Blütenfarbe. Auch fehlt es mir, dass ich einfach hin- und her blättern kann. Schnell ein Blümchen auf Seite 144 mit einem auf Seite 406 zu vergleichen, daran scheitert die digitale Version. So bleibe ich beim gedruckten Werk und werde es hin und wieder auch unterwegs nutzen. Vielleicht gelingt es mir ja, es in den Rucksack meines Mannes zu schmuggeln.