„Klaus muss raus“ von Maiken Brathe

Der Roman „Klaus muss raus“ von Maiken Brathe

„All das ist Heinz. Praktisch überall ist er im Haus. Er ist das Haus… Und was bin ich? …
Wann war ich mal ich selbst? Nur bei den Pusteblumen, wenn ich zusah, wie die Samen durch die Luft getragen wurden und Frau Reineke rote Flecken im Gesicht bekam, wenn sie mich am Gartenzaun beim Pusten erwischte.“

Seit 40 Jahren lebt Edith im Haus ihres Mannes. Nach einer verhängnisvollen Nacht, in welcher der weit ältere Mann das 19-jährige Mädchen schwängerte. Nun ist Heinz tot. Und Edith frei. Doch so einfach ist das nicht. Nach all den Jahren unter der Knute ihres bevormundenden, herablassenden Ehemannes. Unter dem strengen Blick der übergriffigen Nachbarin. Mit dem Langzeit-Stubenhocker Klaus an der Backe. Wer ist sie denn überhaupt?

Mit Pudel Paulchen bahnt sich Edith ihren Weg. Aus dem Haus. Durch den Wald. Ins Leben. Denn auf ihren Streifzügen mit dem betagten Hund begegnet sie Kim. Kim, die alle lokalen Hundemenschen kennt. Kim mit dem wippenden Mantel. Die Frauen mag. Kim ohne Angst.

„Ist nichtvorhandene Angst automatisch Mut? Ich denke nicht. Ich will nicht mutig sein. Ich will nur einfach keine Angst mehr haben, etwas falsch zu machen. Falsch zu sein.“

Ach, Edith!

Rücken des Romans „Klaus muss raus“ von Maiken Brathe

Maiken Brathe gibt Ediths leiser Stimme Raum. Lässt sie wachsen. Langsam, einfühlsam; mit viel Witz und Verständnis. Ediths Geschichte, ihr Verhalten wirken aus einer anderen Zeit. Doch gibt es sie noch. Die Frauen, denen nie eine eigene Meinung zugesprochen wurde. Die nie lernten, eigenständig denken zu dürfen. Denen immer wieder sämtliche Türen vor der Nase zugeknallt wurden. Die schlussendlich daran glauben, dass sie nichts können. Nichts sind. Und es gibt deren Kinder, die das Weltbild weiter in sich tragen. So wie Klaus.

Klaus! Was verabscheute ich ihn. Diesen Unsympath. Diesen grobschlächtigen Idioten. Dieses Abziehbild seines Vaters. Wie sehr wollte ich Edith ihre Muttergefühle aus dem Leib schütteln. Ihr die Augen öffnen. Nur um wenige Stunden später verklärt auf meine Kinder zu blicken. Und Edith plötzlich zu verstehen. All ihre Schuldgefühle. All ihr Nachgeben. Sämtliche Versuche ihre Brut zu schützen. Selbst die Scham, an und mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu scheiten. Ach, Edith!

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