Seit gut vier Wochen benutze ich nun den Extreme Lash Booster XXL. Das Wimpernverlängerungsserum von Black Diamond Cosmetics (BDC) by NBM soll für einen „einzigartigen Augenaufschlag mit langen und voluminösen Wimpern“ in nur vier bis sechs Wochen sorgen. Für diesen Augenaufschlag darf frau (oder auch man) tief in die Tasche greifen. Auf amazon.de müssen Beauty-Victims derzeit 42,67 € für ein 5 ml-Fläschchen an den Versandriesen überweisen. Ganz schön happig.
Gut, dafür soll der speziell abgestimmte Wirkstoffkomplex die Keratinbildung in der Haarwurzel fördern, damit die Verankerung des Haares stärken und so den Wimpern (und Augenbrauen) Volumen, Länge und Flexibilität verleihen. Biotinoyl Tripeptide-I soll das Zellwachstum fördern und für längere und kräftigere Wimpern sorgen. Hyaluronsäure soll leere Feuchtigkeitsdepots auffüllen und die Wimpern flexibler machen um zu vermeiden, dass sie abbrechen. Biotin (Vitamin B7) soll die Wimpern von innen kräftigen und die Wachstumszeit verlängern. BDC verspricht „echte Wirkstoffkosmetik, ohne Medikamente“.
Um dieses Ergebnis zu erreichen, soll der nach traumhaften Wimpern Strebende das Serum täglich morgens und abends auf deren Wurzelbereich auftragen – wie einen Eyeliner.
Am Abend des 11. Februar 2014 begann mein Test. Voll kritischer Vorfreude öffnete ich die Pappschachtel und entnahm das kleine Fläschchen. Es sieht wirklich wie eine Eyeliner-Flasche aus und wird auch genauso verwendet. Das kenne ich, das kann ich. Also aufgeschraubt und auf den Haarwurzelbereich meines Oberlides aufgetragen.
Autsch! Verdammte Hacke, das brennt! Nicht leicht, nicht ein bisschen. Nein, ziemlich fies. Bestimmt zehn Minuten lang. Dann wurde es besser. Na super. Das selbe Spiel am nächsten Morgen. Und am nächsten Abend. Am übernächsten Morgen und Abend genauso. Wenn ich das Zeug nicht hätte testen sollen, dann hätte ich es spätestens jetzt in die Tonne geschmissen. Aber vielleicht auch nicht, denn wenn ich so viel Geld für dieses winzige Fläschchen ausgegeben hätte, dann hätte ich wahrscheinlich auch weiter die Zähne zusammen gebissen.
Nach einer Woche brannte es weniger, vielleicht hatte ich mich aber auch nur langsam daran gewöhnt. Nach drei Wochen brannte es kaum noch und nach der vierten hinterlässt das Gel nur noch ein kühles Gefühl. Ich weiß nun nicht, ob das gesundheitlich ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, angenehmer ist es auf jeden Fall.
Eine weitere unangenehme Nebenwirkung trat nach zehn Tagen auf. Am Wimpernansatz bildete sich ein heller Schorf. Es sah wie festgebackener Schlaf aus (dieser Schmodder, den man morgens halt in den Augen hat). Das Zeug haftete so hartnäckig am Rand des Lides, dass ich es weder mit der normalen Gesichtsreinigung noch bei einer ausgedehnten Dusche entfernen konnte. Weder Seife, noch Öl, noch Duschgel half. Es gelang mir das Gröbste abzupiddeln, was ziemlich unangenehm war. Immerhin fiel es meiner Umwelt nicht auf. Erst auf Nachfrage und nach genauem Hinsehen, erkannten zwei Freundinnen die hellen Schuppen am Lid. Ab der dritten Woche stellte sich der Schorf ein. Bis heute trat keiner mehr auf.
Bisher nur Negatives. Doch ich will nicht so sein. Nach einer Woche fielen mir kaum noch Wimpern aus. Wenn ich mir sonst die Augen reibe, bleibt meist ein Härchen an meinen Fingern hängen. Nun nicht mehr. Zwar zog ich mir ein paar Wimpern, als ich versuchte den Schorf zu entfernen, mit zwei, drei anderen waren das aber die einzig verlorenen Wimpern die mir seit über drei Wochen aufgefallen sind.
Nun müsste es ja so sein, dass weniger verlorene Wimpern zur Folge haben, dass meine Wimpern insgesamt dichter wirken. Ein kleines bisschen bilde ich mir das auch ein. Schaue ich mir aber die Fotos an, die ich am ersten Tag und am 28. gemacht habe, fällt mir kein Unterschied auf. Das mag an der mangelnden Bildqualität liegen, aber…nein, da fand einfach keine bemerkenswerte Verwandlung statt. Enttäuschend!
Schaue ich mir die 33 Zutaten des Extreme Lash Booster XXL an, bin ich nicht nur enttäuscht. Schockiert trifft eher zu. Da finden wir etwa das PEG-basierte C12-15 Pareth-12, welches die Haut laut Codecheck pflegen und geschmeidig machen soll. Allerdings stehen PEG-haltige Stoffe im Ruf die Haut durchlässiger und den Körper so angreifbar für Schadstoffe zu machen.
Außerdem enthält der Booster das augenreizende Konservierungsmittel Phenoxyethanol. Ja, kein Wunder, dass das Zeug brennt wie die Hölle. Zwar wird Phenoxyethanol bei Codecheck als empfehlenswert eingestuft, andere Quellen erklären diesen Zusatzstoff jedoch zur „Top-Ten Substanz der häufigsten Auslöser für allergische Kontaktekzeme“. Diesen reizenden Allergieauslöser will ich mir wirklich nicht auf’s Auge drücken.
Weiterführende Infos: focus.de und haut.de.
Dann hätten wir noch Disodium Phosphate, die selbst Codecheck als weniger empfehlenswert einstuft. Dabei handelt es sich um das Dinatriumsalz der Phosphorsäure. Klingt schon gruselig. Es stabilisiert den pH-Wert, reizt aber auch die Augen und die Haut und steht im Verdacht Allergien auszulösen. => impfkritik.de
Auch die Zutat Benzoic Acid gilt als Allergieauslöser.
Tja, Alles in Allem muss ich leider sagen, dass ich vom Produkt komplett enttäuscht bin. Nach über vier Wochen keine bemerkenswert dichteren Wimpern, es brennt, verursachte eine Kruste am Wimpernansatz und beinhaltet echt fiese Zutaten. Zusätzlich löste sich die Schrift von dem Fläschchen. Heute kann ich die Aufschrift schon nicht mehr entziffern. Das wirkt nicht sehr hochwertig. Für hochgerechnet 853,40 € je 100 ml erwarte ich aber, dass das Produkt hochwertig ist und wirkt. Als einziges Plus kann ich sagen, dass der Booster wirklich leicht aufzutragen ist. Aber das zieht den Karren nun wirklich nicht aus dem Dreck.