Eoin McLaughlin und Polly Dunbar: „Umarmst du mich mal?“

Eoin McLaughlin und Polly Dunbar: „Umarmst du mich mal?“
„Umarmst du mich mal?“

Das Wetter graut vor sich hin. Die Brötchenarbeit lauert mit der Drohung ernsten Kopfzerbrechens. Die Nachrichten … ach, wisst Ihr ja selbst. Ich brauchte heute Morgen ganz dringend eine Umarmung. Zum Glück bekam ich die recht flott. Inklusive dicker Schmatzer vom Vizechef. Der kleine Igel in „Umarmst du mich mal?“ von Eoin McLaughlin und Polly Dunbar hat da leider (erst einmal) nicht so viel Glück wie ich.

Denn „Der Igel war traurig. So traurig, wie ein Igel nur sein kann. Da half nur ein…“ – eine Umarmung! Er fragt den Fuchs, das Eichhörnchen, die Elster. Doch keiner hat Zeit. Sie müssen Tonnen umwerfen, Nüsse zählen, Lieder singen. Die Eule gibt zu bedenken, dass die Stacheln eine Herausforderung sind und faselt was von Topf und Deckel…

Eoin McLaughlin und Polly Dunbar: „Umarmst du mich mal?“
„Umarmst du mich mal?“

Auf der anderen Seite des Buches ist die Schildkröte „so traurig, wie eine Schildkröte nur sein kann.“ Auch sie sucht verzweifelt jemanden, der sie einfach in den Arm nimmt. Doch der Dachs hat klebrige Hände, der Hase muss buddeln, der Frosch hüpfen. Die Eule findet den Panzer zu hart und faselt was von Topf und Deckel…

Igel und Schildkröte sind nun noch trauriger. Rollen sich ein, ziehen sich in Panzer zurück. „Und da … trafen sie sich.“

Wärmendes Herzensbüchlein

„Umarmst du mich mal“ ist ein liebevolles, wärmendes Herzensbüchlein mit feinen, sensiblen, wahnsinnig putzigen Zeichnungen und hinreißend einfacher Geschichte. Ja, die Geschichte ist einfach. Doch so einfach die kleine Geschichte ist, so stark berührt sie die streichelbedürftigen Stellen meines Gemüts.

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Poetische Literatur mit nervigem Protagonisten

Marion Poschmann: Die Kieferninseln
Marion Poschmann: Die Kieferninseln

Gilbert Silvester träumt, dass seine Frau ihn betrügt. Zack – fliegt der Bartforscher (im Auftrag von Wissenschaft und Werbung) nach Japan, wo er den Spuren des klassischen Dichters Bashō folgt. Er begibt sich auf eine Pilgerreise zu den sagenumwobenen Kieferninseln. Mehr oder weniger freiwillig begleitet vom Freitod suchenden japanischen Studenten Yosa. Der wiederrum versucht, dem „Complete Manual of Suicide“ zu folgen. So die Geschichte.

Poschmann schrieb mit Die Kieferninseln ein – ohne Frage – literarisch wunderschönes Buch. Poetisch. Wohlformuliert. Melodisch. Die Geschichte ist absurd; Gilbert Silvester ein schrullig-verkopfter Wissenschaftler in seiner Midlifecrisis. Ein sonderlicher Einzelgänger.  Der Geschichte folgte ich gerne. Die Stationen von Yosas Selbstmordbuches machten Spaß. Die wohlgesetzten Wörter genoss ich. Nur leider blieb mit Gilbert fern. Ich fand ihn unerträglich in seinen intellektuellen, pseudophilosophischen Betrachtungen. In seiner arroganten Art. Anfangs fand ich ihn noch irgendwie witzig. Doch mit jedem Satz nervte er mich mehr. Leider schmälerte das doch arg meinen Lesegenus.

Fachjurys waren da weit begeisterter als ich. Die Kieferninseln erhielt den Berliner Literaturpreis 2018 und stand auf der Shortlist des Deutschen Lilteraturpreises 2017.

Oberflächlich, sexistisch, brutal und einfach schlecht geschrieben

Candice Fox: Eden
Candice Fox: Eden

Die australische Schriftstellerin Candice Fox wird als australisches Ausnahmetalent der Kriminal-Literatur gefeiert. Der Debütroman der 1980 geborenen Autorin wurde mit dem Ned Kelly Award in der Kategorie Bester Erstlingsroman ausgezeichnet. Der Nachfolger Eden bekam ebenfalls einen Ned Kelly Award (Auszeichnung für australische oder in Australien lebende Kriminalschriftsteller). Diesmal als bester Roman. Und da tun mir die Australier nun sehr leid. Denn wie schlecht muss es um das Genre in Down Under stehen, wenn dieser Schund den Preis für den besten Roman bekommt? Oberflächlich, sexistisch, brutal und einfach schlecht geschrieben weiterlesen